Die Nacht der Synagogenbrände: Zachor – Gedenke!

Mit einem ökumenischen Friedensgebet und einer Kranzniederlegung gedenkt die Stadt Göppingen am Montag, 9. November, der Nacht der Synagogenbrände 1938. In einem vorherigen Museumsgespräch wird die Reichspogromnacht ebenfalls thematisiert.

ReichspogromnachtNationalsozialisten plünderten in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in ganz Deutschland, so auch in Göppingen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Außerdem wurden hunderte von Synagogen als sichtbares Zeichen des Judentums zerstört und niedergebrannt. In der Hohenstaufenstadt hatten sich SA-Männer der Standorte Geislingen und Göppingen in jener Nacht gegen 2 Uhr gewaltsam Zutritt in die Göppinger Synagoge verschafft. Das mitgebrachte Stroh wurde mit Benzin entzündet; die Göppinger Synagoge brannte völlig aus. Die kupferverkleidete Kuppel stürzte in den Innenraum, nur die rußgeschwärzten Backsteinwände blieben stehen. Dem diensthabenden Feuerwehrführer wurde verboten, den Brand zu löschen. Für tausende jüdischer Mitbürger/-innen bedeutete diese Nacht Verhaftung, Misshandlung und Verschleppung in Konzentrationslager. Damit erreichte die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten ein neues schreckliches Stadium: Zu der gesellschaftlichen Isolierung und der rechtlichen Ausgrenzung trat mit der Reichspogromnacht die offene Anwendung physischer Gewalt.

Am Montag, 9. November, findet um 18 Uhr ein ökumenisches Friedensgebet der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der katholischen Kirche St. Maria, Marktstraße/Ecke Ziegelstraße, statt. Anschließend führt der Friedensweg die Teilnehmer/-innen zum Synagogenplatz, wo um 18:45 Uhr eine Gedenkfeier mit Ansprache von Erster Bürgermeisterin Gabriele Zull, Kranzniederlegung, Musik und Gebet zum Gedenken beginnt. Die Bevölkerung ist zum Friedensgebet und zur Gedenkfeier herzlich eingeladen.

Museumsgespräch

Bei einem Museumsgespräch mit Führung im Jüdischen Museum, Boller Straße 82 in Göppingen-Jebenhausen, wird Margit Haas am Montag, 9. November, bereits um 14 Uhr über die Ereignisse in Göppingen in der Pogromnacht berichten, auch über den mutigen Protest des Feuerwehrkommandanten Karl Keuler und des damals in Göppingen tätigen Amtsrichters Dr. Gebhard Müller, des späteren Staats- und Ministerpräsidenten unseres Bundeslandes und zuletzt Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes. Eingegangen wird auch auf die Suche nach den Tätern nach Ende des Krieges und deren Verurteilung durch die Große Strafkammer am Landgericht Ulm im Jahr 1949. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr. Als Teilnahmegebühr ist der Eintritt in Höhe von 1,50 Euro zu bezahlen.

Foto: Die ausgebrannte Synagoge nach der Brandstiftung in der Nacht vom 9. auf 10. November 1938. Foto: Stadtarchiv Göppingen.

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