Datum/Zeit
Date(s) - 13/12/2021 - 28/01/2022
Ganztägig
Veranstaltungsort
Donzdorf - Schloss - Roter Saal
Kategorien
Ausstellung im Schloss
13. Dezember 2021 – 28. Januar 2022
Roter Saal, Schloss
Hans J. Hochradl – Malerei und Zeichnung
Dass ein Kunstwerk eine Position der Autonomie beansprucht, dass es sich trotz gegenständlichen Anklängen einer eindeutigen Lesbarkeit entzieht – das sind Aussagen, die fraglos zu den Allgemeinplätzen zeitgenössischer Kunstkritik gehören. Gehalt fließt ihnen erst aus der konkreten Begegnung mit dem Werk zu. Erst die wache rezeptive Haltung vermag solche rhetorischen Schablonen zu beleben, ihnen individuelle Kontur zu verleihen. Die Arbeiten von Hans-Joachim Hochradl sind dazu in hohem Maße prädestiniert.
Es sind Arbeiten, denen eine kritische Haltung zugrunde liegt. Abgerungen einem skeptischen Schürfen, das die künstlerische Arbeitsweise prägt, in ihr zum Ausdruck kommt. Im Atelier vollzieht sich ein intuitiver Prozess. Es geht nicht um Abbildlichkeit, vielmehr werden qualitative Kräfte von Farbe und Form in Bewegung gebracht. Eine bestimmte malerische Setzung zieht eine andere als Konsequenz nach sich. Die Konstellation beider Elemente bedingt ein Drittes. Und dieses erweiterte Zusammenspiel hat wiederum neue (Re-)Aktionen zur Folge. Der hochkomplexe Malvorgang, der durch die Malschichten hindurch bis zum gültigen Endzustand führt, ist damit aber nur schematisch erfasst. Man kann sich diesen Prozess vorstellen als ein dialogisch fragendes, abwägendes Voranschreiten. Der Umstand, dass der Künstler zu Beginn seiner Arbeit die letztendliche Bildgestalt noch nicht fest umrissen im Bewusstsein hat, steht einer dezidierten Bildfindung keineswegs entgegen. Ist doch Hochradls Bildern stets ein ausgewogener, geradezu klassischer Bildaufbau zu attestieren. Dem dynamischen Gleichgewicht bewegter Interaktionen stehen Bildräume gegenüber, in denen eine architektonisch gegliederte, in sich ausgewogene Ordnung herrscht. Oft suggeriert eine seitliche oder untere Begrenzung eine Raumsituation, die das Bildgeschehen situiert.
Florian Stegmaier (Auszug aus Katalogtext)