Baden‑Württemberg: Ehen wieder etwas stabiler

Dennoch: Knapp 40 Prozent der Ehen werden geschieden – Scheidungen im »verflixten« 7. Ehejahr am häufigsten

Nach Feststellung des Statistischen Landesamtes wurden im Jahr 2014 in Baden‑Württemberg 20 328 Ehen geschieden. Am häufigsten war eine Scheidung im »verflixten« siebten Ehejahr (1 014).1 Am zweithäufigsten wurden Ehen im sechsten Ehejahr (978) geschieden, gefolgt vom neunten (954) und achten Ehejahr (953). Ebenfalls sehr hoch war das Scheidungsrisiko im zehnten Jahr (941). Damit sind im vergangenen Jahr annähernd ein Viertel aller Ehen in diesen fünf Ehejahren gescheitert.

Scheidungen 2015Die durchschnittliche Ehedauer aller im Jahr 2014 geschiedenen Ehen lag wie in den Vorjahren bei knapp 15 Jahren, wobei aber Ehescheidungen auch nach einer verhältnismäßig langen Zeit des Zusammenlebens keine Einzelfälle sind: So hatten rund 16 Prozent der in 2014 geschiedenen Ehen das Jubiläum der Silberhochzeit bereits hinter sich. Bei 421 Ehepaaren erfolgte die Scheidung im Jahr des 25-jährigen Ehejubiläums, bei immerhin fünf Paaren im Jahr der »goldenen Hochzeit«. Andererseits gab es ebenfalls fünf Paare, die im Jahr 2014 heirateten und im gleichen Jahr auch wieder geschieden wurden. Nach wie vor beantragen die Ehefrauen häufiger als die Ehemänner ein Scheidungsverfahren. Dies war im vergangenen Jahr bei 52 Prozent der geschiedenen Ehen der Fall; in 42 Prozent der Fälle wurde die Scheidung vom Mann eingereicht. Lediglich bei knapp 4 Prozent der im Jahr 2014 geschiedenen Ehen hatte der jeweils andere Partner dem Scheidungsantrag nicht zugestimmt. 6 Prozent der Geschiedenen hatten das Trennungsverfahren gemeinsam beantragt.

»Bis dass der Tod Euch scheidet«?

Nach wie vor werden die meisten Ehen durch den Tod eines Ehepartners getrennt. Ihre Zahl bewegt sich in den letzten Jahren in einer Größenordnung von rund 40 000 Verwitwungen pro Jahr. Allerdings verliert die Institution »lebenslange Ehe« offensichtlich an normativer Kraft: Nur noch rund zwei Drittel aller Ehelösungen beruhten in den letzten Jahren auf Verwitwung der Frau oder des Mannes, die übrigen, etwa ein Drittel, auf Ehescheidungen. Noch um 1980 waren dagegen etwa drei Viertel der Ehelösungen auf den Tod eines Ehepartners zurückzuführen und nur ein Viertel auf Ehescheidungen.

In den letzten Jahrzehnten ist mit jedem jüngeren Heiratsjahrgang die Scheidungshäufigkeit angestiegen: Vom Heiratsjahrgang 1960 wurden etwa 15 Prozent der seinerzeit geschlossenen Ehen geschieden. Für den Heiratsjahrgang 1970 traf dieses Schicksal auf jedes vierte Ehepaar zu, für den Jahrgang 1980 bereits auf jede dritte Ehe. Von den Paaren, die 1995 den Bund der Ehe eingingen, waren bis zum Jahr 2014 – also nach 19 Ehejahren – bereits 31 Prozent geschieden. Die Prognose für diesen Heiratsjahrgang läuft auf eine Scheidungshäufigkeit von knapp 40 Prozent hinaus (Schaubild 2). Damit hat sich die Scheidungshäufigkeit jüngerer Heiratsjahrgänge im Vergleich zu den Ehen aus den 1960er-Jahren mehr als verdoppelt.

Für jüngere Heiratsjahrgänge lässt sich derzeit kein sicherer Trend bezüglich der Scheidungshäufigkeit ausmachen. Allerdings deutet eine Auswertung der Ehescheidungen für die vergangenen Jahre darauf hin, dass die Ehen wieder etwas stabiler sind: So wurden beispielsweise von den im Jahr 2005 geschlossenen Ehen bislang »nur« rund 16 Prozent geschieden – für die Heiratsjahrgänge 1995 und 2000 lag der entsprechende Anteil in den ersten neun Ehejahren dagegen bei jeweils 18 Prozent.

Die Ehedauer ergibt sich statistisch aus der Differenz zwischen dem Jahr der Eheschließung und dem Jahr, in dem das Scheidungsurteil rechtskräftig wird. Da die Scheidung in den meisten Fällen erst nach einer einjährigen Trennungszeit ausgesprochen wird, sind Ehen faktisch bereits im sechsten bzw. nach dem fünften Ehejahr am häufigsten zerbrochen.

Diese Ergebnisse bilden eher eine Untergrenze der jeweils ermittelten Scheidungshäufigkeit ab, da aus Gründen der zeitlichen Vergleichbarkeit nur die Ehescheidungen in den ersten 30 Ehejahren und damit knapp 95 % aller geschiedenen Ehen berücksichtigt wurden.

 

Geschiedene Ehen in Baden-Württemberg 2014 nach der Ehedauer*)
Scheidung im … Ehejahr Anzahl
*) Nicht dargestellt sind die insgesamt 342 Scheidungen, die im 40. Ehejahr oder später erfolgt sind.
1 5
2 137
3 650
4 793
5 768
6 978
7 1.014
8 953
9 954
10 941
11 811
12 817
13 746
14 699
15 712
16 723
17 643
18 657
19 629
20 589
21 635
22 556
23 576
24 537
25 476
26 421
27 409
28 363
29 294
30 242
31 254
32 177
33 178
34 168
35 138
36 103
37 88
38 94
39 58

 

Scheidungshäufigkeit ausgewählter Heiratsjahrgänge in Baden-Württemberg  
Heirats-jahrgang Anteil geschiedener Ehen in Prozent1)
1) Bei Berücksichtigung der Ehescheidungen bis zu einer Ehedauer von 30 Jahren; für den Heiratsjahrgang 1995 wurden die fehlenden Ehejahre anhand der aktuellen Scheidungsverhältnisse fortgeschrieben.  
1960 15  
1970 25  
1980 34  
1995 39  

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

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