Solides Wirtschaftswachstum für 2015 erwartet – Baden‑Württembergs BIP dürfte im Gesamtjahr 2015 preisbereinigt um knapp 2 Prozent wachsen

»Baden‑Württembergs Wirtschaft konnte im ersten Quartal das außerordentlich starke Wachstumstempo von 2014 nicht halten. So legte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ersten Berechnung zufolge im ersten Quartal um gut 1 1/2 Prozent zu. Für das Gesamtjahr prognostizieren wir ein Wirtschaftswachstum von knapp 2 Prozent, sodass die Dynamik zur Jahresmitte noch deutlich zulegen wird.«, so fasste die Präsidentin des Statistischen Landesamtes Dr. Carmina Brenner die Aussagen der aktuellen Ausgabe von »Konjunktur Südwest« zusammen. Der Gesamtkonjunkturindikator des Statistischen Landesamtes zeigt bis zum vierten Quartal eine steigende Tendenz an, getrieben von einem stabilen Auftragseingang aus dem Ausland, einem dynamischeren Auftragseingang im Inland und sehr günstigen Finanzierungsbedingungen. Nach heutigem Kenntnisstand hält diese Dynamik sogar über das Winterhalbjahr hinaus an.

Binnennachfrage auf dem Sprung

Die Inlandsumsätze des baden‑württembergischen Verarbeitenden Gewerbes lagen vom März bis Mai 2015 real und arbeitstäglich bereinigt 3,7 Prozent (saisonbereinigt 2,9 Prozent) über ihrem Vorjahreswert. Verglichen zu den Wintermonaten Dezember bis Februar steigerten die Unternehmen ihre Umsätze saisonbereinigt durchschnittlich um 2,0 Prozent. Damit verdichten sich Hinweise, dass sich die inländischen Auftragseingänge langsam auch in realen Umsätzen niederschlagen. Als Haupttreiber dürfte erneut die Investitionsgüternachfrage fungiert haben, deren Umsätze im Vorjahresvergleich um 5,4 Prozent zulegten. Der Fahrzeugbau erwachte aus seinem Winterschlaf und konnte seine Inlandserlöse um 3,6 Prozent gegenüber ihrem Vorjahresniveau steigern, saisonbereinigt um 2,9 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der Wintermonate. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnete der Maschinenbau, der seine Umsätze um 4,1 Prozent erhöhte.

Die Bauwirtschaft trägt nun auch zum positiven Bild bei. Die geleisteten Arbeitsstunden, als Indikator für die Bauleistung, stiegen von März bis Mai 2015 um 3,4 Prozent (saisonbereinigt 2,5 Prozent) verglichen zum Vorjahr. Diese positive Entwicklung scheint nun in Frage gestellt zu sein, da der Auftragseingang saisonbereinigt um 7,5 Prozent im Vergleich zum Winterquartal einbrach. Das aktuelle Minus muss allerdings vor dem Hintergrund gesehen werden, dass die Bauwirtschaft einen ungewöhnlich starken Auftragseingang im Winter zu verzeichnen hatte.

Generell entwickeln sich die Zahlen zum inländischen Auftragseingang noch positiv. So konnte die baden‑württembergische Industrie im Frühjahr 4,7 Prozent (2,0 Prozent saisonbereinigt) mehr Aufträge im Vergleich zum Vorjahr akquirieren. Ob sich diese in zusätzlichen Umsätzen niederschlagen, bleibt abzuwarten, da Stimmungsindikatoren, wie der L-Bank-ifo-Index, seit etwa April eher nach unten weisen. Zwar beurteilen die befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als weiterhin gut, sind aber etwas skeptischer in Bezug auf die zukünftige Geschäftsentwicklung. Dennoch schlägt sich dieser weiche Indikator noch nicht im Auftragseingang nieder, und so zeigt die geglättete Trend-Konjunktur-Komponente mit 1,7 Prozent plus noch einen positiven Trend für den Auftragseingang auf.

Auslandsgeschäft mit hoher Dynamik

Die Auslandsumsätze der baden‑württembergischen Industrie lagen im Durchschnitt der Frühjahresmonate März bis Mai arbeitstäglich bereinigt um beachtliche 11,5 Prozent über ihrem Vorjahreswert. Bereits in den Wintermonaten war das Vorjahresplus mit 6,2 Prozent sehr lebhaft. Getragen wurde das Auslandsgeschäft vor allem von der Investitionsgüternachfrage mit einem Umsatzplus von 14,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit nochmals 7,0 Prozentpunkte mehr als noch im Durchschnitt der Wintermonate. Besonders begehrt waren Fahrzeuge aus baden‑württembergischer Produktion. Im Fahrzeugbau stiegen die Erlöse gegenüber dem Vorjahreszeitraum um starke 16,6 Prozent. Schon in den Wintermonaten belief sich der Anstieg der Erlöse auf 10,7 Prozent. Die Produzenten der Vorleistungsgüter melden ebenfalls ein Umsatzplus von 6,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert und auch in der Branche »DV-Geräte, elektronische und optische Erzeugnisse« belief sich der Anstieg der Erlöse mit 5,9 Prozent in dieser Größenordnung.

Die preis- und saisonbereinigten Veränderungsraten gegenüber den Wintermonaten bestätigen, dass die Auslandsnachfrage im Verarbeitenden Gewerbe weiter an Dynamik gewonnen hat, und auch die Trend-Konjunktur-Komponente zeigt weiterhin einen deutlichen Aufwärtstrend an. Für das Verarbeitende Gewerbe war ein Umsatzplus von 4,2 Prozent gegenüber den Wintermonaten zu verzeichnen. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Fahrzeugbau, der Chemischen Industrie und im Maschinenbau. Deutlich schwächer hingegen war die Steigerung bei den Konsumgütern, und zwar lag diese nur bei 0,1 Prozent. Die Auslandsbestellungen im Verarbeitenden Gewerbe stiegen in Südwesten – wie schon die Umsätze – deutlich, und zwar im Durchschnitt von März bis Mai 2015 um 14,5 Prozent gegenüber dem Wert des Vorjahreszeitraums. Auch gegenüber den Wintermonaten zeigt sich ein saisonbereinigter Anstieg von beachtlichen 4,9 Prozent. Diese Kennzahl, verbunden mit einem nach wie vor aufwärts gerichteten Trend, weist darauf hin, dass das Auslandsgeschäft der Industrie im Jahresverlauf weiter lebhaft sein dürfte.

 

Wirtschaftswachstum in Baden-Württemberg seit 2009
Jahr
Quartal
Konjunkturindikator BIP-Kettenindex (real)
Originalwerte (2010=100) Trend-Konj.-Komp. HP-Trend
Jahr
Quartal1)
gleitende Jahreswachstumsrate in %
1) Ab II. Quartal 2015 Schätzung.
X 93,0 X X X
I 0,29 90,6 −3,0 95,0 99,4
II −0,57 90,4 −6,9 92,9 99,6
III −1,58 94,1 −9,3 92,7 99,8
IV −1,42 96,9 −9,0 94,2 100,1
2010 X 100,0 X X X
I −0,36 94,1 −5,5 96,4 100,4
II 1,04 98,8 −0,2 98,9 100,8
III 1,87 102,4 4,6 101,0 101,2
IV 2,19 104,7 7,5 102,7 101,6
2011 X 104,8 X X X
I 2,19 103,1 8,9 103,9 102,0
II 1,98 103,7 7,8 104,5 102,4
III 1,88 105,9 6,4 104,8 102,9
IV 1,59 106,3 4,8 105,0 103,3
2012 X 105,0 X X X
I 1,23 104,5 2,8 105,2 103,7
II 0,73 103,8 1,6 105,2 104,1
III 0,61 106,1 0,8 105,1 104,6
IV 0,85 105,8 0,3 105,0 105,0
2013 X 105,4 X X X
I 0,56 102,4 −0,6 105,0 105,4
II 0,49 104,3 −0,5 105,3 105,9
III 0,74 107,4 −0,2 105,9 106,3
IV 0,85 107,3 0,3 106,6 106,8
2014 X 107,9 X X X
I 0,96 105,9 1,6 107,2 107,3
II 1,16 106,2 1,9 107,7 107,7
III 1,19 109,4 2,1 108,2 108,2
IV 1,07 110,1 2,4 108,8 108,7
2015 X X X X X
I 0,90 107,7 2,0 109,4 109,2
II 0,87 108,6 2,1 109,9 109,6
III 1,04 111,4 2,1 110,0 110,1
IV 1,38 111,8 1,9 110,1 110,6

 

Konjunkturindikatoren seit 2014 für Baden-Württemberg im Überblick
Indikator Mrz Apr Mai Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Aktuellste 3 Monate gegen jeweilige Vorjahres­monate
2014 2015 Veränd. (%)
1) Neugründungen mit Substanz (Haupt- und Zweigniederlassungen).

2) Bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.

3) Veränderung des aktuellsten Monats gegen Vorjahresmonat (Prozentpunkte).

4) Veränderung des aktuellsten Monats gegen Vorjahresmonat (%).

Externe Quellen: Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für ArbeitDeutsche BundesbankEuropäische Zentralbank.

Zeichenerklärung: … Angabe fällt später an.

Auftragseingänge (real, 2010=100)
Verarbeitendes Gewerbe insgesamt 113,3 109,6 105,6 111,9 113,3 123,1 122,4 110,6 8,4
aus dem Inland 110,8 106,5 101,1 99,4 103,0 119,0 109,0 99,6 2,9
aus dem Ausland 115,0 111,8 108,8 120,8 120,6 126,0 131,9 118,4 12,1
Bauhauptgewerbe (nominal, 2010=100) 146,9 146,9 148,6 110,1 151,3 140,8 153,2 130,6 −4,0
Produktion im Verarbeitenden Gewerbe (2010=100) 114,5 108,5 106,3 94,5 105,6 121,6 113,1 104,1 2,9
Umsätze (real, 2010=100)
Verarbeitendes Gewerbe insgesamt 118,7 112,9 109,0 99,0 111,6 130,3 119,8 111,2 6,1
Inlandsumsatz 110,8 106,2 101,7 92,9 98,8 116,7 107,9 100,0 1,9
Auslandsumsatz 126,0 119,1 115,7 104,6 123,3 142,7 130,7 121,5 9,5
Bauhauptgewerbe (nominal) 112,2 120,5 124,2 72,3 89,9 122,4 123,2 128,4 4,8
Einzelhandel 102,2 104,5 103,5 100,5 94,4 106,9 105,9 102,3 1,6
Großhandel 107,5 109,7 104,1 95,3 95,5 116,6 106,5 2,2
Kfz-Handel 117,7 117,4 112,6 90,3 99,1 128,8 127,4 7,9
Gastronomie 102,9 99,6 109,4 91,7 92,2 100,5 103,9 111,4 1,3
Geleistete Arbeitsstd. (2010=100)
Verarbeitendes Gewerbe 112,8 108,8 106,6 102,5 107,1 119,0 110,6 99,3 0,2
Bauhauptgewerbe 113,9 123,2 121,7 81,1 85,4 122,6 126,1 115,0 1,4
Exporte (Mrd. EUR) 15,6 15,3 14,6 14,1 15,4 17,9 16,3 8,1
Unternehmensinsolvenzen (Anzahl) 150 175 152 114 144 173 182 3,5
Betriebsgründungen1)(Anzahl) 1.338 1.214 1.158 1.519 1.385 1.461 1.354 7,8
Beschäftigte
Verarbeitendes Gewerbe (1.000) 1.086 1.086 1.087 1.097 1.099 1.101 1.100 1.101 1,3
Bauhauptgewerbe (1.000) 90,7 91,2 91,2 89,5 90,0 90,5 92,2 92,3 0,7
Einzelhandel (2010=100) 101,4 101,9 101,9 103,2 102,6 103,0 103,1 103,2 1,3
Großhandel (2010=100) 103,1 103,4 103,5 104,4 104,5 104,7 105,0 1,6
Kfz-Handel (2010=100) 106,0 106,2 106,0 106,3 105,9 106,1 106,4 0,2
Gastronomie (2010=100) 105,9 107,5 111,0 102,0 104,5 106,3 111,1 113,0 1,8
Arbeitsmarkt
Arbeitslosenquote2)3) (%) 4,1 4,0 3,9 4,2 4,1 4,0 3,9 3,8 3,7 −0,1
Arbeitslose (1.000) 236,2 230,0 227,3 243,0 240,2 233,8 228,4 223,3 219,0 −1,6
Kurzarbeiter nach § 170 SGB III (1.000) 8,7 10,9 7,1 5,3 7,3 6,2 −32,3
Offene Stellen (1.000) 68,4 70,4 70,6 70,3 75,2 77,7 79,7 80,6 82,9 14,0
Verbraucherpreisindex (2010=100)4) 106,2 106,2 106,0 105,2 106,1 106,6 106,6 106,7 106,5 0,2
Zinsen in der Eurozone
Dreimonatsgeld (% p.a.)3) 0,31 0,33 0,32 0,06 0,05 0,03 0,00 −0,01 −0,01 −0,3
10-jährige Staatsanleihen (% p.a.)3) 2,5 2,3 2,2 1,1 1,0 0,9 0,9 1,3 1,60 −0,5
Euro-Wechselkurse
US-Dollar pro Euro4) 1,382 1,381 1,373 1,162 1,135 1,084 1,078 1,115 1,121 −17,5
Pfund Sterling pro Euro4) 0,832 0,825 0,815 0,767 0,741 0,724 0,721 0,721 0,721 −10,4
Schweizer Franken pro Euro4) 1,218 1,219 1,220 1,094 1,062 1,061 1,038 1,039 1,046 −14,2
Aktienmarkt
Xetra-DAX (Ende 1987=1.000)4) 9.556 9.603 9.943 10.694 11.402 11.966 11.454 11.414 10.945 11,3

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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