Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) begrüßt den heutigen (27.07.) zweiten Flüchtlingsgipfel der Landesregierung. Das Handwerk sei bereit und in der Lage, sagte Hauptgeschäftsführer Oskar Vogel, einen wichtigen Beitrag zur Integration zu leisten: „Jetzt muss auch die Politik mitziehen und die Rahmenbedingungen verbessern, damit unsere Betriebe Rechtssicherheit haben.“
Die jüngste Reform des Bleiberechts bezeichnete Vogel als weiteren Schritt in die richtige Richtung, allerdings beinhalte das Aufenthaltsgesetz immer noch zu viele Unwägbarkeiten: „Das Thema Ausbildung gleicht einem Puzzle, bei dem die einzelnen Teile nicht zueinanderpassen.“ Der Bund spreche von einer mindestens einjährigen Duldung, das baden-württembergische Innenministerium empfehle in seinen aktuellen Leitlinien, den Aufenthalt im letzten Ausbildungsjahr zu ermöglichen. „Und was ist mit der Zeit dazwischen?“ fragte Vogel. Er monierte ein zu zaghaftes Vorgehen und bekräftigte die Forderung des Handwerks nach einer „3 + 2“-Lösung, die eine Duldung während der Ausbildung plus mindestens zwei Jahre darüber hinaus vorsehe, wenn die Übernahme gesichert sei.
Offen sei nach wie vor die Frage stellen, wie man Flüchtlinge in qualifizierte Arbeit bringe, sagte Vogel weiter. Viele brächten aus ihren Heimatländern wertvolle berufliche Kompetenzen mit. Die Kammern seien dafür zuständig, Qualifikationen zu prüfen und anzuerkennen. Doch das sei leichter gesagt als getan: „Wenn sämtliche Dokumente fehlen, bedarf es der Fachgespräche oder Arbeitsproben in Werkstätten, es müssen Prüfer und Dolmetscher anwesend sein.“ Der Aufwand sei groß und die Kosten könnten nicht von den Flüchtlingen getragen werden. Es sei aber auch noch immer ungeklärt, wer dies stattdessen übernehme. Die Handwerksorganisation sei damit überfordert. Sinnvoll sei ohnehin eine Kompetenzerfassung, bevor das aufwendige Verfahren gestartet werde. Vogel: „Das wäre ohne Weiteres in den Bildungsstätten des Handwerks möglich.“ Zudem könnten im Anschluss die Handwerkskammern auch Praktika vermitteln.
Das gemeinsame Ziel des Gipfels müsse es sein, mehr Flüchtlinge noch schneller in Ausbildung oder Arbeit zu integrieren. „Dies würde auch die Bereitschaft in den Kommunen erhöhen, weitere Flüchtlinge aufzunehmen“, ist sich Vogel sicher.
Das BWHT-Positionspapier „Bei uns kommt es nicht darauf an, wo man herkommt. Sondern wo man hin will“ steht unter www.handwerk-bw.de/positionspapiere zum Download bereit.
PM