Heute 1200 Streikende im Einzelhandel Baden-Württemberg – große Protestkundgebung mit 1500 Teilnehmern vor Kauflandzentrale in Neckarsulm

Die heiße Phase in der Tarif auseinandersetzung im Einzelhandel hat begonnen. In Baden-Württemberg beteiligen sich heute rund 1200 Beschäftigte an Warnstreiks, zu denen ver.di aufgerufen hat. Zudem fand eine zentrale Protestkundgebung in Neckarsulm mit 1500 Streikenden aus acht Bundesländern statt.

Warnstreiks finden heute in Stuttgart und Umgebung, im Raum Mannheim-Heidelberg, in Karlsruhe, Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch Hall, Reutlingen, Tübingen, Göppingen, Heidenheim, Überlingen und Friedrichshafen statt.

Betroffen sind die Unternehmen Kaufland, Galeria Kaufhof, H&M und Esprit.

Um 12 Uhr haben sich heute ca. 1500 Streikende von Kaufland-Betrieben aus acht Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Hessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen Anhalt) zu einer Protestkundgebung vor der Kaufland-Zentrale in Neckarsulm versammelt. Laut und bunt machten sie ihrem Ärger über die Verschleppungstaktik der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde Luft. Bernhard Franke, ver.di-Verhandlungsführer in Baden-Württemberg, forderte den Schwarz-Konzern auf, als einflussreiches Mitglied im Arbeitgeberverband darauf hinzuwirken, den Tarifkonflikt endlich mit abschlussfähigen Angeboten zu beenden. Die Beschäftigten warteten nun schon über drei Monate auf die dringend benötigten Tariferhöhungen: „Wegen der noch immer viel zu niedrigen Entgelte im Einzelhandel sehen sich die Beschäftigten der Gefahr von Altersarmut ausgesetzt. Kräftige Tariferhöhungen können hier maßgeblich entgegenwirken. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in bester

Verfassung  – wenn nicht jetzt, wann denn sonst?“ Franke weiter: „Wir werden die Tage bis zum nächsten Verhandlungstermin nutzen und den Druck auf die Gegenseite erhöhen. ver.di ruft nun landesweit verstärkt zu mehrtägigen Streiks auf.“

Zum bisherigen Verlauf der Tarifrunde:

Die Entgelt-Tarifverträge des Einzelhandels sind bereits seit drei Monaten ausgelaufen. Die Arbeitgeber legten erst ein einziges Angebot vor, das tabellenwirksame Erhöhungen lediglich in Höhe von 1,5 % vorsieht – was seitens ver.di als viel zu niedrig zurückgewiesen wurde.

ver.di fordert für die rund 490.000 Beschäftigten im Einzelhandel baden-Württemberg eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 € pro Stunde sowie ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 €. Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden. Zudem strebt ver.di für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 jahrzehntelang üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden. Damit soll der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ in der Branche entgegengewirkt werden.

Die vierte Verhandlungsrunde findet am 9. Juli in Korntal-Münchingen statt.

PM

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