Baden‑Württemberg: »Auswanderer« bevorzugen die Schweiz

Seit 2005 sind rund 66 000 Deutsche aus dem Südwesten in das südliche Nachbarland fort- und knapp 31 000 wieder zurückgezogen

Die Zahl der Deutschen, die Baden‑Württemberg in Richtung Ausland verlassen hat, lag in den vergangenen drei Jahren bei jeweils rund 24 000 Personen. 1 Deutlich höher war deren Zahl vor allem im Jahr 2008, als es im Südwesten immerhin noch über 31 000 »Auswanderer« gab. Zusammen genommen haben damit im Zeitraum von 2005 bis 2014 knapp 257 000 Baden‑Württemberger mit einer deutschen Staatsangehörigkeit ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt, so das Statistische Landesamt.

Bevorzugtes Zielland war und ist mit deutlichem Abstand die benachbarte Schweiz. Hierhin zog es seit Anfang 2005 rund 66 000 deutsche Staatsbürger aus Baden‑Württemberg. Es folgten Fortzüge in die USA (22 500), nach Frankreich (17 500), Österreich (14 200), Spanien (11 500) und in das Vereinigte Königreich (10 600). Mehr als zwei Drittel aller Auslandsfortzüge hatten ein europäisches Land zum Ziel.

Allerdings handelt es sich bei den Fortzügen von deutschen Staatsangehörigen sicherlich nicht immer um dauerhafte Umzüge im Sinne einer Auswanderung. 2 Vielmehr ist ein Teil der Auslandaufenthalte – etwa aus beruflichen Gründen – nur vorübergehend, denen nach einer gewissen Zeit eine Rückkehr nach Deutschland folgt. So zogen zwischen 2005 und 2014 immerhin rund 183 000 deutsche Staatsbürger aus dem Ausland nach Baden‑Württemberg zurück. Damit weist die Bilanz aus Zu- und Fortzügen seit dem Jahr 2005 ein Minus von annähernd 74 000 Personen auf. Insbesondere gegenüber der Schweiz war und ist der »Wanderungsverlust« enorm: Werden den Fortzügen seit 2005 die Zahl der »Rückkehrer« nach Baden‑Württemberg gegenübergestellt, so ergibt sich ein Minus von insgesamt knapp 36 000 Personen gegenüber unserem südlichen Nachbarland. Knapp die Hälfte des gesamten Wanderungsverlusts entfiel damit auf Umzüge in die Schweiz. Deutlich geringer, aber dennoch ebenfalls beachtlich war die negative Wanderungsbilanz vor allem auch gegenüber Österreich (−6 400) und den USA (−4 900).

Aus 42 der 44 Stadt- und Landkreise Baden‑Württembergs sind in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres mehr Deutsche weg- als zugezogen. Lediglich im Landkreis Biberach ist per Saldo eine Person zugezogen, und im Ortenaukreis war die Bilanz ausgeglichen (vgl. Tabelle). Am höchsten war der Wanderungsverlust im Landkreis Konstanz (−535). Allein gegenüber der Schweiz betrug dort der Wanderungssaldo −418 Personen.

1Für das Jahr 2014 liegen derzeit erst die Ergebnisse für die Monate Januar bis November vor.

2In der amtlichen Wanderungsstatistik liegen allerdings keine Informationen darüber vor, inwieweit die erfassten Fortzüge langfristig bzw. auf Dauer geplant sind und damit mit einer Auswanderung gleich gesetzt werden können.

 

Wanderungsbewegungen von Deutschen zwischen Baden-Württemberg und dem Ausland seit 2005
Jahr Zuzüge Fortzüge Wanderungssaldo
1) Januar bis November.
2005 15.405 22.326 −6.921
2006 15.595 24.677 −9.082
2007 16.837 27.004 −10.167
2008 18.386 31.156 −12.770
2009 19.122 27.318 −8.196
2010 19.663 26.163 −6.500
2011 19.645 25.858 −6.213
2012 19.788 24.229 −4.441
2013 20.168 24.754 −4.586
20141) 18.814 23.459 −4.645

 

Wanderungssaldo der deutschen Bevölkerung in Baden-Württemberg mit ausgewählten Staaten 2005 bis 2014*)
Staat Wanderungs-saldo
*) 2014: Januar bis November.
Argentinien −124
Australien −1.587
Brasilien −340
China −1.026
Frankreich −1.541
Italien −920
Japan −19
Kanada −2.403
Neuseeland −656
Norwegen −774
Österreich −6.423
Schweden −982
Schweiz −35.582
Spanien −189
USA −4.908
Vereinigtes Königreich −3.545

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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