Fast mystisch mutet es an, wie viele Begegnungen Peter-Cornelius Mayer-Tasch mit Enzio, dem letzten Staufer, hatte. Immer wieder trat König Enzio von Sardinien, etwa 1217/8 geboren, in sein Leben. Ob in der Bibliothek seines Vaters, wo ihn gerade der Novellenband über Enzio besonders fesselte, sein Aufenthalt in Bologna zum Abschluss eines Diploms in „International Law and International Politics“ an der erst 1955 gegründeten „Università americana“.
Eigentlich hatte Mayer-Tasch in seinem Studienjahr wenig Anlass bestanden, sich wieder dem Schicksal König Enzios zuzuwenden. Ja, „eigentlich“ – wenn sich nicht just dort, wo ihn seine Wege fast alltäglich und allabendlich vorbeiführten, im Herzen der Stadt nämlich, unweit der Basilika San Petronio und neben der Piazza Maggiore der unübersehbar stattliche Palazzo Re Enzo erhoben hätte. Dass dieses von welfischen Schwalbenschwanz-Zinnen bekrönte, ebenso imposante wie anmutige Gebäude die Erinnerung an das teils glanzvolle, teils tragische Leben König Enzios wieder wachrufen musste, bedarf kaum besonderer Betonung.
Seinen Status als Hauptstadt des ehemaligen Judikates und dann Königreiches Torres und Gallura hatte Sassari nämlich König Enzio zu verdanken, der nach seiner Heirat mit der Erbin von Torres und Gallura, der „Judikessa“ Adelasia, den Regierungssitz von Ardara dorthin verlegte. Die von Friedrich II. gegen den Willen von Papst Gregor IX. eingefädelte und durchgesetzte Vermählung Enzios mit Adelasia erfolgte jedoch noch in „Santa Maria del Regno“, dem sogenannten Schwarzen Dom von Ardara, in der Adelasia (1207-1277) später auch beigesetzt wurde.
Nach dem „Erhalt“ des Diploms führten Prof. Mayer-Taschs Schritte ihn in einen Antiquitätenladen. Durch früher geknüpfte Kontakte mit dem Inhaber wurde es mir gewährt, im Lager stöbern zu dürfen.
„Nach vielen Stunden hatte ich, wenn mich nicht alle Sinne trogen, hatte ich unversehens etwas entdeckt, was meines Wissens bislang völlig unbekannt war – ein Prosa-Manuskript von Enzios eigener Hand!“, so Mayer-Tasch.
Er versenkte sich also in den entdeckten autobiographischen Text und in die historischen Dokumente, Zeugnisse und Berichte über den nach vielfachem Zeugnis seinem Vater Friedrich II. nicht nur besonders ähnlichen, sondern auch besonders nahestehenden Enzio. Je länger diese Phase der geistigen Vorbereitung andauerte, desto deutlicher fühlte ich mich der Herausforderung eines Zwiegesprächs intellektuell gewachsen.
„Ich wollte versuchen, Enzio freundlichst zu einem gelassenen Gespräch zu bitten und ihm hierzu eine irdische Stimme (wie auch für die Niederschrift meine irdische Feder) zu leihen. All dies in der Hoffnung auf eine translatio mentalis, auf eine telepathische Gedankenübertragung – in der Hoffnung also, ihn auch dort zum Sprechen zu bringen, wo die geschichtlichen Quellen schweigen.“
Spannend ist der Dialog, den der Rechts-, Politik- und Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Peter Cornelius Mayer-Tasch lehrt an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1998-2010 war er Prorektor und Rektor der Münchner Hochschule für Politik, mit Enzio führt. Darin wird Enzio wahrlich lebendig!
Der Charme des neuen Buches „König Enzio von Sardinien“ liegt in der Verbindung seriös recherchierter Fakten mit virtuos präsentierter Fiktion.
„König Enzio von Sardinien“, 160 Seiten, ISBN 978-3-95544-132-6, für 14,50 €, ist ab sofort im Buchhandel, im Internet oder direkt beim Manuela Kinzel Verlag erhältlich.
Hinweis: Auch bei den Göppinger Staufertagen am 26. Oktober geht des dieses Jahr um König Enzio