Eine Seele für Europa

Plädoyer für eine neue europäische Leidenschaft

 

Der Begriff einer „Seele für Europa“ stammt von dem früheren Kommissionspräsidenten Jacques Delors, der wenige Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs festgestellt hatte: „Wenn es uns in den kommenden zehn Jahren nicht gelingt, Europa eine Seele, eine Spiritualität, eine tiefere Bedeutung zu geben, dann wird das Spiel zu Ende sein.“

 

Das neue Buch des evangelischen Theologen und Politikwissenschaftlers Dieter Heidtmann greift diese Idee einer „Seele für Europa“ auf. Der Autor ist überzeugt: „Tatsächlich hat die Europäische Union eine solche Seele.  Sie ist in den Zielen und Werten, die in den Artikeln 2 und 3 sowie in der Präambel des EU-Vertrags formuliert sind, festgelegt. Diese Werte bilden den eigentlichen Kern der Europäischen Union. Der Rückgriff auf diese Ziele und Werte im EU-Vertrag ist deshalb wichtig, weil hier die Grundlage der europäischen Gemeinschaft festgelegt ist: Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – diese Werte bilden die eigentliche Seele der Europäischen Union. Und die Angriffe der Populisten richten sich genau gegen diese Seele Europas. Nach ihren Vorstellungen sollen Menschenrechte nicht mehr für alle Menschen in Europa gelten, sondern nur noch für bestimmte. In den Ländern, in denen populistische Regierungen die Regierungsgewalt übernommen haben, haben sie als erstes die Freiheit und Rechtsstaatlichkeit eingeschränkt. Und an die Stelle einer gemeinsamen Zukunftsvision sind die „wir zuerst“-Strategien getreten. In der Auseinandersetzung mit dem Populismus in Europa geht es um die Weiterführung des europäischen Lebensmodells, das in den eben beschriebenen Werten seinen Niederschlag gefunden hat.“

 

Das Buch plädiert deshalb für eine neue europäische Leidenschaft: „Die Auseinandersetzung mit Populismus und Nationalismus wird nicht nur in Großbritannien geführt, sondern auch in Frankreich, Italien, Österreich, Ungarn, Tschechien, …  und nicht zuletzt in Deutschland. In diesem Konflikt um die Zukunft Europas geht es um alles! Es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Es geht um die Ziele und Werte, nach denen wir leben wollen. Es geht um unsere Freiheit, um die Vielfalt in unserem Leben und letztendlich um unser Überleben. Die Aufgaben der Zukunft – von der Sicherung des Friedens bis zum Stoppen des Klimawandels – werden wir nur bewältigen können, wenn wir in Europa gemeinsam an einem Strang ziehen. Ein Rückfall in den Nationalismus in Europa würde dafür sorgen, dass die großen Herausforderungen dieser Welt nicht mehr rechtzeitig angegangen werden – oder dass andere über unsere Zukunft entscheiden. Wir brauchen deshalb mehr Europa!“

 

Dieter Heidtmann entwickelt in seinem Buch eine ebenso kluge wie mutige Vision der Zukunft Europas: „Mein Traum von Europa ist, dass Europa seine Verantwortung für die Welt wieder ernster nimmt, sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern auch mit den Menschen auf der anderen Seite des Mittelmeers. So, wie es Robert Schuman schon 1950 vorgeschlagen hat: „Europa wird dann mit vermehrten Mitteln die Verwirklichung einer seiner wesentlichsten Aufgaben verfolgen können: die Entwicklung des afrikanischen Erdteils.“ Mein Traum ist auch, die jetzige Europäische Union zu einer föderalen Republik weiter zu entwickeln, zu den Vereinigten Staaten von Europa. Dazu müssen wir die gemeinsamen Institutionen Europas stärken. Das Europaparlament sollte endlich die Rechte eines vollständigen Parlaments erhalten, insbesondere das Recht, selbst Gesetze initiieren zu können. Der Europäischen Kommission kämen dann die Befugnisse einer echten europäischen Regierung zu. Der Europäische Rat, die Vertretung der Mitgliedstaaten, sollte in eine zweite Kammer des Parlaments umgewandelt werden, um nationale Alleingänge, die die Politik in Europa immer wieder ausgebremst haben, auszuschließen. Für die Bewältigung der Zukunftsaufgaben müssen wir die Handlungsfähigkeit der europäischen Institutionen stärken, nicht schwächen.

 

Das Buch „Eine Seele für Europa“ richtet sich insbesondere an die Generation, die ein vereintes Europa immer nur als eine Selbstverständlichkeit erlebt hat. Das ist es leider nicht. „Die Zukunft Europas, unsere Zukunft, hängt davon ab, dass die Flamme der Begeisterung weitergegeben wird, die der französische Staatspräsident de Gaulle 1962 in seiner Ludwigsburger Rede bei der Jugend ausgemacht hat. ‚Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein. Man braucht ja nur die Flamme in Ihren Augen zu beobachten, die Kraft Ihrer Kundgebungen zu hören, bei einem jeden von Ihnen die persönliche Leidenschaftlichkeit und in Ihrer Gruppe den gemeinsamen Aufschwung mitzuerleben, um überzeugt zu sein, dass diese Begeisterung Sie zu den Meistern des Lebens und der Zukunft auserkoren hat.‘ Die Zukunft Europas werden wir nur gewinnen, wenn es gelingt, in die europäische Politik eine neue Flamme der Begeisterung, eine neue Leidenschaft einzubringen. Wir müssen Europa eine Seele geben.“

 

Der Autor Dr. Dieter Heidtmann ist evangelischer Pfarrer und Politikwissenschaftler. Der begeisterte Europäer hat als Vertreter der evangelischen Kirchen in Europa gegenüber der EU in Brüssel gearbeitet. Er ist Gründer und Vorstand verschiedener europäischer Netzwerke, die sich für die Einigung Europas einsetzen. Dieter Heidtmann publiziert regelmäßig zu Europa und hat mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Europa herausgegeben.

 

Sein neues, spannendes Buch „Eine Seele für Europa“, 68 Seiten, ISBN 978-3-95544-119-7, ist für 8 € ab sofort im Internet, im Buchhandel oder direkt beim Manuela Kinzel Verlag erhältlich.

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