Betriebe brauchen mehr internationale Flüge ab Stuttgart – IHK sorgt restriktive Haltung des Bundesverkehrsministeriums

Die exportorientierte Wirtschaft in der Region Stuttgart braucht mehr internationale Flugverbindungen ab Stuttgart. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage der IHK Region Stuttgart, nach der die Betriebe eine deutliche Verbesserung der bisherigen Situation wünschen. Der prozentuale Anteil der befragten Unternehmen, die mit dem Angebot an Flugverbindungen von Stuttgart aus zufrieden sind, ist seit 2007 um fast die Hälfte gesunken. Wesentlicher Grund für diese Haltung ist das aus Sicht der Wirtschaft unzureichende Angebot an außereuropäischen Flugverbindungen. Für diese Flüge müssen viele Geschäftsreisende vermehrt auf andere Flughäfen ausweichen.

„Mit steigender internationaler Verflechtung des Südwestens brauchen wir ein viel breiteres Angebot an Flugverbindungen von Stuttgart aus in alle Teile der Welt“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Richter und verweist darauf, dass dies auch der Wunsch des Flughafens selbst sei. Mehr Fluggesellschaften sollten demnach internationale Flugverbindungen ab Stuttgart anbieten können.

Angesichts einer Exportquote von weit über 60 Prozent bestehe ein großer Bedarf, die Geschäftskunden in Fernost und in Übersee regelmäßig erreichen zu können und dabei Direktangebote von Stuttgart aus nutzen zu können. Der Bedarf an internationalen Flugverbindungen – bei 40 Prozent der Befragten vor allem Richtung Ostasien – steige stetig. Laut Richter sei es keine Überraschung, dass nicht einmal zehn Prozent der befragten Unternehmen mit dem außereuropäischen Flugangebot am Stuttgarter Flughafen zufrieden sind (Note „sehr gut“ oder „gut“). „Flughäfen mit attraktiven Flugverbindungen zu nationalen wie auch internationalen Destinationen zählen zur Schlüsselinfrastruktur. Ihre Qualität kann im Standortwettbewerb entscheidend sein“, so Richter.

Ausbaubedarf besteht laut Umfrage vor allem bei Verbindungen in Richtung Nordamerika, Mittlerer Osten, Osteuropa sowie Ostasien. Auf der Wunschliste ganz oben stehen Ziele wie New York, Sao Paulo, Dubai, Peking, Shanghai, Bangkok, Hong-Kong und Singapur, aber auch St. Petersburg, Bukarest und Göteborg.

Vor diesem Hintergrund sind laut IHK-Hauptgeschäftsführer die Pläne der Bundesregierung, Codeshare-Flüge von Air Berlin und Etihad Airways ab Stuttgart zu untersagen, nicht akzeptabel. Codeshare-Flüge sind Linienflüge, die sich zwei Airlines teilen, um ihr Streckennetz zu erweitern. Künftig sollen nur noch solche Strecken genehmigt werden, die in einem Abkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aus dem Jahr 1994 und einer späteren Zusatzvereinbarung geregelt sind. Nicht von dem Abkommen gedeckte Routen, wie zum Beispiel von Stuttgart nach Abu Dhabi, will die Bundesregierung dagegen in Zukunft verbieten. „Dieses Vorhaben zugunsten eines einzelnen Wettbewerbers im Luftverkehrsmarkt darf so nicht umgesetzt werden“, fordert Richter.

Insgesamt stellen die 350 an der Umfrage beteiligten Unternehmen aus der Region Stuttgart dem Stuttgarter Flughafen wiederholt ein gutes Zeugnis aus. Kurze Wege bei der An- und Abreise sowie das Angebot an nationalen und europaweiten Verbindungen machen den Stuttgarter Flughafen für diese Ziele zur ersten Wahl der Betriebe. Fast 80 Prozent der befragten Unternehmen bewerten das nationale Flugangebot mit „sehr gut“, „gut“ oder „befriedigend“. Mit dem Angebot an europaweiten Flügen sind zumindest rund 40 Prozent der Betriebe zufrieden (Note „befriedigend“).

Mehr als ein Viertel der regionalen Unternehmen nutzt den Stuttgarter Flughafen. Der Anteil der Flugreisen an allen Geschäftsreisen liegt aktuell bei gut einem Drittel. Rund 80 Prozent aller geschäftlichen Flüge starten laut Umfrage in Stuttgart, 16 Prozent in Frankfurt, knapp fünf Prozent in München und anderswo.

Die Kapazitäten für eine Erweiterung des Flugangebots sind laut IHK vorhanden. Derzeit werden am Flughafen Stuttgart im Mittel 9,5 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt. Bei einer maximalen Kapazität von etwa 15 Millionen Fluggästen im Jahr hat der Flughafen terminalseitig noch Kapazitäten, die genutzt werden können. „Die ordnungspolitischen Hemmnisse müssen abgebaut und internationalen Airlines notwendige Verkehrsrechte eingeräumt werden“, fordert Andreas Richter. Andernfalls könne der Stuttgarter Flughafen bei internationalen Angeboten in Zukunft kaum noch mithalten. Das sei für den Standort schädlich und gefährde Arbeitsplätze, so Richter.

Die IHK-Broschüre „Luft nach oben – Erwartungen der Wirtschaft an den Flughafen Stuttgart“ steht zum kostenlosen Download auf www.stuttgart.ihk.de, Dok.-Nr. 2374554.

PM

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