Regionales Gastgewerbe profitiert von Geschäftsreisenden – Großer Fachkräftemangel, aber auch steigende Azubi-Zahlen

 „Der wirtschaftliche Aufschwung, getragen von der Industrie, kennzeichnet auch die Lage im Hotel- und Gastgewerbe. Mit der guten Konjunktur kommen auch immer mehr Geschäftsreisende in die Region. Allerdings stoßen viele Betriebe wegen des Fachkräftemangels an ihre Grenzen“, fasst Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage für das Gastgewerbe zusammen. Der Umsatz mit Geschäftskunden ist im Vorjahresvergleich bei vielen Betrieben gestiegen und auch die Übernachtungszahlen im Großraum Stuttgart sind deutlich gewachsen. „Die Stimmung im Gastgewerbe hat sich aufgehellt“, so die IHK-Präsidentin.

Die Region Stuttgart war 2017 in Baden-Württemberg nach Zahlen des Statistischen Landesamtes das am stärksten frequentierte Ziel für Gäste von außerhalb: Fast 4,4 Millionen Übernachtungsgäste wurden verzeichnet, Spitzenwert aller Regionen im Land und ein deutliches Plus von 23,5 Prozent im Vergleich zu 2016. Viele Gäste kommen aus den USA (15 Prozent) und der Schweiz (neun Prozent), gefolgt von Chinesen und EU-Staatsangehörigen.

Große Zufriedenheit mit aktuellen Geschäften
Laut IHK-Umfrage hat sich die Stimmung in Hotellerie und Gastronomie im Vergleich zum Herbst 2017 verbessert. So ist die Zahl der Betriebe mit einer guten Geschäftslage um elf Prozentpunkte auf 56 Prozent gestiegen, 44 Prozent melden eine befriedigende Lage. Unzufrieden ist keiner der Betriebe mehr, im Herbst waren es noch neun Prozent der Befragten. Gegenüber dem Vorjahresquartal sind bei vier von fünf Betrieben die Umsätze gestiegen. Gefallene Umsätze melden weniger als 20 Prozent der Befragten, im Herbst 2017 war es noch ein Drittel. Mehr als 90 Prozent sind mit ihrer aktuellen Ertragslage zufrieden.

Aus dieser guten Situation heraus schauen die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer optimistisch auf die kommenden zwölf Monate. 24 Prozent rechnen mit besseren Geschäften, im Herbst 2017 waren es jedoch noch 28 Prozent. Mehr als zuvor rechnen die meisten (64 Prozent) mit gleichbleibenden Geschäften, nur jedes zehnte Unternehmen fürchtet eine Eintrübung der Lage. Die Skepsis der Gastwirte vom Herbst ist einer vorsichtigen Zuversicht gewichen. Die Mehrheit der Hoteliers dagegen rechnet nur noch mit einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung, nachdem die im Herbst erwartete Verbesserung ihrer Situation nun eingetreten ist. Ihre Investitionspläne haben sich kaum verändert und deuten weiter auf eine moderate Zunahme hin. Auch in der Gastronomie bleibt die Investitionsbereitschaft im positiven Bereich, hat aber spürbar an Dynamik eingebüßt.

Fachkräftemangel herrscht vor, aber auch mehr Azubis
Der Mangel an qualifiziertem Personal treibt die Branche um: Mehr als neun von zehn der befragten Betriebe nennen den Fachkräftemangel als bedeutendes Geschäftsrisiko – die häufigste Nennung unter allen abgefragten Risiken. Bei den Gastronomen fürchtet sogar jeder Befragte diese Herausforderung. „Umso erfreulicher ist es, dass im vergangenen Jahr mehr neue Azubis in eine Lehre im Hotel- und Gastgewerbe gestartet sind“, sagt Heike Gehrung-Kauderer, Mitglied des Präsidiums der IHK Region Stuttgart und Geschäftsführerin der Hirsch Hotelbetriebs GmbH mit Sitz in Ostfildern. So haben im vergangenen Jahr in der Region Stuttgart 642 Jugendliche und junge Erwachsene einen Ausbildungsvertrag in dieser Branche abgeschlossen, zum Beispiel als Hotel- oder Restaurantfachmann/-frau, Koch/Köchin oder Fachkraft im Gastgewerbe. „Wir freuen uns, dass es uns durch gemeinsame Anstrengungen von Unternehmen, Kammern, Verbänden und Politik nach und nach gelingt, wieder mehr junge Menschen für Berufe im Hotel- und Gastgewerbe zu begeistern“, so Gehrung-Kauderer. In mehreren hundert Ausbildungsbetrieben des Gastgewerbes in der Region befinden sich aktuell rund 1.500 Azubis in einer Lehre.

Dennoch bleibt die Beschäftigungssituation in der Branche angespannt. Nur zehn Prozent aller Betriebe rechnen mit steigenden Beschäftigtenzahlen, zwölf Prozent mit sinkender Belegschaftsgröße und der Rest der Betriebe sieht den Personalbestand in nächster Zeit auf gleichbleibendem Niveau.

Geschäftsreisende als wichtige Zielgruppe
Der Tourismus in der Region Stuttgart ist geprägt von Geschäftsreisenden, wie die im Landesvergleich kurze durchschnittliche Übernachtungsdauer von zwei Tagen belegt. „Geschäftsreisende sowie Messe- und Kongresstourismus sorgen dafür, dass das Gastgewerbe in der Region Stuttgart so gut dasteht“, sagt Marjoke Breuning. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer in den IHK-Gremien bemängeln jedoch, dass ein modernes Kongresszentrum an zentraler Stelle in Stuttgart fehle. Dieses könne weiter positive Effekte für die Hotels und Gaststätten in der Stadt bringen.

Neben dem Fachkräftemangel treibt das Thema Arbeitszeiten viele Betriebe um. Bei der Schichtplanung und dem Einsatz von Aushilfen, die noch bei anderen Arbeitgebern beschäftigt sind, müssen die Hoteliers und Gastwirte stets die Zehn-Stunden-Grenze bei den Arbeitszeiten im Blick behalten. Dies fordert viele Personalverantwortliche heraus, beispielweise bei großen Events wie Hochzeiten.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart befragt dreimal im Jahr Unternehmen aller Branchen und Größenklassen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und ihrem Ausblick auf die kommenden zwölf Monate. Die Ergebnisse werden zu Jahresbeginn, im Frühjahr und im Herbst im „Konjunkturspiegel Region Stuttgart“ veröffentlicht.

PM

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