Mobilitätswende kann mit Biomethan sofort starten

+++ Bis zu 90 Prozent THG-Minderung durch Biomethan als Kraftstoff ++ Stadtwerke Augsburg sparen jährlich 7.000 Tonnen CO2 +++ Es mangelt an PKW-Modellen und an klaren politischen Signalen +++

Dringenden Handlungsbedarf bei der deutschen Autoindustrie sahen die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, die im Rahmen der Biogasbus-Tour zur Klimakonferenz am 3.11. in Bonn stattgefunden hat. „Das Auto wurde in Deutschland erfunden – jetzt müssen wir es weiter entwickeln“, forderte der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer.

Die Zukunft der Mobilität sahen alle Experten bei den Biokraftstoffen und den Elektrofahrzeugen. Und zwar ergänzend und nicht in Konkurrenz zueinander. Dabei, so der einhellige Konsens, sei es elementar wichtig, den Endkunden mitzunehmen. Nicht mit Verboten werde man die Energiewende auf der Straße erreichen, sondern mit Anreizen. Hierfür müsse man die Grenzwerte für CO2 ambitioniert setzen – und deren Einhaltung streng überwachen und ggf. sanktionieren. „Wenn ich mit meiner Biogasanlage die vorgegebenen Grenzwerte nicht einhalte, wird die Anlage dicht gemacht“, erinnerte der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Und er ist sich sicher: „Wenn die deutsche Industrie vor Herausforderungen gestellt wird, dann schafft sie das auch!“

Der politischen Rahmen müsse von der neuen Bundesregierung gesteckt werden, forderten die Diskutanten mit Blick auf die aktuellen Sondierungsgespräche. Und vor dem Hintergrund der Klimakonferenz in Bonn. Ob Deutschland seine gesteckten Klimaschutzziele bis 2020 erreichen wird ist mehr als fraglich. Ein großes Manko dabei ist der Verkehr, wo seit 1990 die Treibhausgas-Emissionen überhaupt nicht gesunken sind.

„Dabei gibt es klimafreundliche Kraftstoffe, die bereits heute praxistauglich zur Verfügung stehen“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, gleich zum Auftakt der Tour. Mit Biomethan im Tank emittiert ein CNG-Fahrzeug bis zu 90 Prozent weniger CO2 als ein vergleichbarer Benziner.

Passenderweise startete der Fachverband Biogas seine Tour mit dem Biogasbus zur Klimakonferenz nach Bonn an Deutschlands erster Biogas-Einspeiseanlage in Pliening bei München. Seit 2006 wird hier Biogas aufbereitet und ins Erdgasnetz der Stadtwerke München (SWM) eingespeist. Darüber gelangt es unter anderem zu den sieben Gastankstellen der SWM, die allesamt 100 Prozent Biomethan an den Zapfsäulen anbieten. Jährlich werden hier 44,6 Gigawattstunden Biomethan eingespeist. Damit könnten 1.000 CNG-Pkw ein Jahr lang klimafreundlich fahren.

Das Biogas aus Pliening würde auch reichen für über 20 der 83 Busse der Stadtwerke Augsburg (SWA). In Augsburg setzt man seit 2011 komplett auf Biomethan als Kraftstoff. Die gesamte Flotte der Stadtwerke inklusive Servicewagen und Müllautos wird hier klimafreundlich angetrieben. Damit ersparen die Augsburger der Atmosphäre pro Jahr rund 7.000 Tonnen CO2. Die Technik habe sich sehr bewährt, erklärte Klaus Röder, Leiter Fuhrpark der SWA; die Kosten seien vergleichbar mit denen für Diesel. Und in der Bevölkerung genießt der klimafreundliche Nahverkehr einen großen Anklang. Es verwundert wenig, dass die SWA in diesem Jahr den ersten Platz bei der Kundenzufriedenheitsanalyse ÖPNV belegt haben. Neben dem Fuhrpark der Stadtwerke fährt zudem gut ein Drittel der Augsburger Taxis klimafreundlich mit Gasantrieb.

In Frankfurt am Main hingegen musste Taxiunternehmer Ronny Wächter die Gas-Schiene wieder verlassen. Der bekennende CNG-Fan hatte seine Fahrzeugflotte vor knapp zehn Jahren komplett auf Gasantrieb umgestellt. Mit den Autos war er zufrieden, finanziell hat es sich gerechnet. Dass er jetzt wieder auf Diesel umsteigt liege einzig und allein daran, dass er keine geeigneten Fahrzeuge für sein Unternehmen mehr findet.

Damit beweist Wächter, was auch die Teilnehmer der Podiumsdiskussion erkannt haben: Die Autoindustrie muss sich bewegen. Sie muss CNG-Modelle auf den Markt bringen – und diese auch ausreichend bewerben. Und die Politik ist gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die den Kauf klimafreundlicher Autos attraktiv macht. Klimaschutz muss sich für den Endverbraucher lohnen und Spaß machen.

90% CO2-Einsparung mit Biomethan als Kraftstoff ist ein schlagkräftiges Argument. Und eine CO2-Reduzierung im Verkehrssektor von Null Prozent seit 1990 unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf. Erkannt wurde das Problem, auch von Bundesumweltministerin Barbara Hendriks im gestrigen Interview im Zusammenhang mit der Klimakonferenz.

„Die Klimaziele können nur erreicht werden wenn in allen Sektoren – Strom, Wärme und Verkehr – Maßnahmen ergriffen werden. Mit Biomethan steht die Lösung für die Mobilitätswende parat. Wir können sofort starten“, betont da Costa Gomez.

PM

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