Tourismus 2014: Erstmals über 49 Millionen Übernachtungen

Brenner: Trend zum Städtetourismus hält in Baden‑Württemberg an – Erstmals Übernachtungsmehrheit in den Gemeinden ohne touristisches Prädikat

Der in der zweiten Jahreshälfte 2013 einsetzende Aufwärtstrend in der heimischen Beherbergungsbranche setzte sich auch im Jahr 2014 weiter fort. Bis auf den Juli, in dem die Ergebnisse vor allem aufgrund eines Vorzieheffekts in den Juni leicht nachgaben, verzeichneten die Gästeankünfte und die Übernachtungen in allen Monaten ein Plus. Im gesamten Jahr 2014 kamen nach Feststellung des Statistischen Landesamtes in Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Betten oder Stellplätzen 0,8 Mill. oder 4,4 Prozent mehr Gäste an als 2013. Die Gästezahl erreichte dadurch 19,5 Mill., so viel nie zuvor. Die für das Gewerbe bedeutendere Übernachtungszahl nahm um 1,4 Mill. oder 2,9 Prozent auf den neuen Rekordwert von 49,2 Mill. zu. Gegenüber 2008, dem damaligen Spitzenwert vor dem Krisenjahr 2009, bedeutet dies einen Zuwachs um stattliche 5,5 Mill. Übernachtungen oder knapp 13 Prozent. Diese Ergebnisse stellten Tourismusminister Alexander Bonde und die Präsidentin des Statistischen Landesamtes, Dr. Carmina Brenner, heute auf einer Pressekonferenz vor.

Zwar gingen auch 2014 – wie in den vorhergehenden vier Jahren – die stärkeren Impulse von den Auslandsgästen aus. Abweichend von 2013 trugen jedoch auch die Reisenden aus Deutschland zu der insgesamt positiven Bilanz bei. So buchten im vergangenen Jahr 4,5 Mill. Gäste mit ausländischem Wohnsitz mindestens eine Übernachtung in einer baden-württembergischen Unterkunft, 5,9 Prozent bzw. 251 000 mehr als 2013. Durch einen Anstieg um 4,4 Prozent oder 438 000 überschritten die Übernachtungen der Auslandsgäste 2014 mit 10,3 Mill. erstmals die Schwelle von 10 Mill. Da aus dem Inland 4 Prozent bzw. 575 000 mehr Gäste ein Quartier im Südwesten wählten, wurden erstmals 15 Mill. inländische Übernachtungsgäste registriert. Auch bei den Übernachtungen von Gästen aus Deutschland, die gegenüber 2013 um 2,5 Prozent bzw. 933 000 zulegten, wurde 2014 mit 38,8 Mill. ein neuer Rekordwert erzielt.

Zwar zeigten sich in den verschiedenen Teilsegmenten des Übernachtungstourismus 2014 teilweise unterschiedliche Entwicklungen. Gleichwohl überwogen die positiven Vorzeichen deutlich. So verbuchte unter den Betriebsarten die Gesamtheit der Hotellerie (Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen) als Kernbereich der Branche einen überdurchschnittlichen Übernachtungszuwachs um 3,8 Prozent. Dies ist jedoch ausschließlich den Hotels (+4,6 Prozent) und den Hotels garnis (+5,9 Prozent) zu verdanken, denn die Gasthöfe und Pensionen mussten leichte Rückgänge von jeweils etwas über 1 Prozent hinnehmen. Während die Übernachtungen der Vorsorge- und Reha-Kliniken auf dem Niveau von 2013 stagnierten, legte die Parahotellerie gegenüber 2013 bei den Übernachtungen um 1,8 Prozent zu. Hierzu können Einrichtungen wie Ferien- und Erholungsheime, Schulungsheime, Ferienwohnungen, Jugendherbergen oder Campingplätze gezählt werden. Allerdings zeigte sich auch innerhalb dieses Bereichs eine differenzierte Entwicklung. So standen Übernachtungszuwächsen beim Camping um 5,4 Prozent Rückgänge bei den Jugendherbergen und Hütten (−0,3 Prozent) sowie bei den Erholungs- und Ferienheimen (−1,8 Prozent) gegenüber.

In der Gliederung nach Gemeindegruppen verzeichneten einmal mehr die Gemeinden ohne touristisches Prädikat mit +4,3 Prozent die stärksten Übernachtungszuwächse. Bei den prädikatisierten Gemeinden erreichten die Heilklimatischen Kurorte 2014 nahezu exakt das gleiche Übernachtungsergebnis wie 2013. Bei den anderen Prädikaten nahmen die Übernachtungen durchweg zu, und zwar in einer Spanne von 0,5 Prozent (Luftkurorte) bis 2 Prozent (Mineral- und Moorbäder, Erholungsorte). In eine ähnliche Richtung zielen die Ergebnisse nach Gemeindegrößenklassen sowie nach den Raumordnungskategorien des Landesentwicklungsplans von 2002. Wie in nahezu allen Jahren nach der Krise 2009 verbuchten auch 2014 die Gemeindegrößenklassen ab 20 000 Einwohner überdurchschnittliche Übernachtungszuwächse. Zudem hoben sich die Verdichtungsräume (+4,9 Prozent) und ihre Randzonen (+3,2 Prozent) vom Ländlichen Raum (+1,1 Prozent) ab. »Damit«, so fasste Brenner zusammen, »hielt der seit längerem zu beobachtende Trend zum Städtetourismus auch 2014 an. So verzeichneten die Gemeinden ohne touristisches Prädikat 2014 mit 24,8 Mill. erstmals mehr Übernachtungen als die Kur- und Erholungsorte des Landes, die auf 24,3 Mill. kamen.«

In der regionalen Gliederung verfehlten 2014 mit dem Württembergischen Allgäu-Oberschwaben (−0,2 Prozent) und dem Südlichen Schwarzwald (−0,3 Prozent) zwei Reisegebiete das Übernachtungsergebnis des Vorjahres knapp. Deutlich überdurchschnittlich zulegen konnten dagegen die Reisegebiete Bodensee (+6 Prozent), Hegau (+6,7 Prozent) sowie einmal mehr die Region Stuttgart (+6,9 Prozent).

Stadt- und Landkreise

In den feineren Darstellungen nach Stadt- und Landkreisen sowie nach Gemeinden zeigen sich im Vergleich zu den stärker aggregierten Gliederungen naturgemäß größere Veränderungen, weil hier auch regionale oder örtliche Besonderheiten zum Tragen kommen. So bewegten sich die Veränderungsraten der Übernachtungen im Vorjahresvergleich zwischen dem Landkreis Waldshut mit einem Minus von 2,6 Prozent und dem Stadtkreis Ulm mit einem Plus von 10,2 Prozent in einer beträchtlichen Spanne. Mit 34 Kreisen wies eine deutliche Mehrheit der Stadt- und Landkreise eine positive Übernachtungsentwicklung auf. Immerhin neun Kreise verbuchten dabei sogar kräftige Übernachtungszuwächse von 5 und mehr Prozent. Dem standen 10 Stadt- und Landkreise gegenüber, die 2014 ihr Übernachtungsergebnis aus dem vorhergehenden Jahr – meist allerdings nur knapp – verfehlten.

Als Indikator für die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus kann die Anzahl der Übernachtungen je 1 000 Einwohner dienen – auch Übernachtungsdichte genannt. Bei diesem Maßstab stechen innerhalb Baden‑Württembergs insbesondere vier Kreise deutlich hervor, nämlich der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, der Stadtkreise Baden-Baden sowie die Landkreise Freudenstadt und Bodenseekreis. Im überdurchschnittlichen Bereich überwiegen zwar weiterhin die Landkreise. Die wachsende Bedeutung des Städtetourismus kommt aber auch dadurch zum Ausdruck, dass inzwischen neben dem traditionellen Tourismusort Baden-Baden mit Heidelberg, Freiburg, Stuttgart und Ulm vier weitere Stadtkreise eine überdurchschnittliche Übernachtungsdichte aufweisen.

2014 stehen die fünf Großstädte Stuttgart, Freiburg, Heidelberg, Mannheim und Karlsruhe, die zugleich Stadtkreise bilden, mit jeweils mehr als 1 Mill. Übernachtungen an der Spitze der übernachtungsstärksten Gemeinden im Land. Ein Vergleich mit 2008 zeigt, dass der Kreis der Gemeinden mit den meisten Übernachtungen im Zeitverlauf zwar weitgehend stabil bleibt. Gleichwohl ergaben sich im Zeitraum von fünf Jahren doch nicht unerhebliche Verschiebungen. So konnten die meisten Gemeinden ihr Übernachtungsergebnis verbessern. Dies gilt aber nicht bzw. nur mit Einschränkungen für mehrere traditionelle Tourismusorte wie beispielsweise Baiersbronn, Bad Mergentheim, Bad Dürrheim, Bad Krozingen oder Badenweiler. Eine deutliche Ausnahme bildet hier Rust als Sitz eines größeren Vergnügungsparks, das sich hinter den fünf genannten Großstädten inzwischen fest im Spitzenbereich etabliert hat. Daneben finden sich in der Liste der übernachtungsstärksten Gemeinden jedoch auch Städte wie Ulm, Sindelfingen oder der Messe- und Flugplatzanrainer Leinfelden-Echterdingen, die traditionellerweise eher nicht mit dem Tourismus in Verbindung gebracht werden.

 

Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben*) seit 2001 nach Gästeherkunft
Jahr Inlandsgäste Auslandsgäste
Mill. Übernachtungen
*) Bis 2011 in Beherbergungsbetrieben ab 9 Schlafgelegenheiten, ab 2012 in Beherbergungsbetrieben ab 10 Betten bzw. Stellplätzen.
2001 36,4 5,5
2002 35,2 5,6
2003 34,1 5,8
2004 33,7 6,3
2005 33,9 6,6
2006 33,6 7,3
2007 35,0 7,4
2008 35,9 7,7
2009 35,1 7,4
2010 35,5 8,0
2011 36,8 8,8
2012 38,2 9,4
2013 37,9 9,9
2014 38,8 10,3

 

Veränderung der Übernachtungen*) 2014 gegenüber 2013 nach Stadt- und Landkreisen
Stadtkreis (SKR)
Landkreis (LKR)
Land
Prozent
*) In Betrieben ab 10 Betten bzw. Stellplätzen.
Waldshut (LKR) −2,6
Rastatt (LKR) −2,4
Freiburg im Breisgau (SKR) −2,1
Ravensburg (LKR) −1,7
Alb-Donau-Kreis (LKR) −1,6
Lörrach (LKR) −1,0
Tübingen (LKR) −1,0
Freudenstadt (LKR) −0,9
Sigmaringen (LKR) −0,4
Reutlingen (LKR) −0,3
Emmendingen (LKR) 0,0
Hohenlohekreis (LKR) 0,6
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 1,0
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 1,2
Zollernalbkreis (LKR) 1,3
Ostalbkreis (LKR) 1,4
Heidelberg (SKR) 1,7
Ortenaukreis (LKR) 2,1
Karlsruhe (SKR) 2,3
Biberach (LKR) 2,4
Main-Tauber-Kreis (LKR) 2,5
Baden-Baden (SKR) 2,6
Baden-Württemberg 2,9
Rottweil (LKR) 2,9
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 3,0
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 3,1
Mannheim (SKR) 3,3
Enzkreis (LKR) 3,5
Rems-Murr-Kreis (LKR) 3,6
Pforzheim (SKR) 4,1
Bodenseekreis (LKR) 4,5
Ludwigsburg (LKR) 4,6
Calw (LKR) 4,6
Göppingen (LKR) 4,7
Schwäbisch Hall (LKR) 4,7
Heilbronn (LKR) 4,8
Tuttlingen (LKR) 5,0
Böblingen (LKR) 6,5
Heilbronn (SKR) 6,6
Heidenheim (LKR) 8,0
Konstanz (LKR) 8,2
Esslingen (LKR) 8,3
Stuttgart (SKR) 8,3
Karlsruhe (LKR) 9,9
Ulm (SKR) 10,2

 

Gemeinden mit den meisten Übernachtungen 2008 und 2013 (TOP 20 in einem den beiden Jahre)
Gemeinde 2008 2014
1.000 Übernachtungen
*) In Betrieben ab 10 Betten bzw. Stellplätzen.
Badenweiler 431 412
Titisee-Neustadt, Stadt 413 417
Leinfelden-Echterdingen, Stadt 254 442
Sindelfingen, Stadt 416 446
Isny im Allgäu, Stadt 463 451
Hinterzarten 432 452
Feldberg (Schwarzwald) 441 482
Bad Krozingen 509 500
Überlingen, Stadt 451 503
Bad Dürrheim, Stadt 544 510
Bad Mergentheim, Stadt 570 539
Ulm, Universitätsstadt 407 569
Friedrichshafen, Stadt 557 651
Konstanz, Universitätsstadt 545 712
Baiersbronn 716 723
Baden-Baden, Stadt 766 910
Rust 648 921
Karlsruhe, Stadt 842 1.047
Mannheim, Universitätsstadt 834 1.188
Heidelberg, Stadt 962 1.217
Freiburg im Breisgau, Stadt 1.218 1.358
Stuttgart, Landeshauptstadt 2.736 3.466

 

Ankünfte und Übernachtungen*) sowie Übernachtungsdichte in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2014
Kreis
Regierungsbezirk
Land
Ankünfte Übernachtungen Übernach-tungen je 1000 Einwohner
Anzahl Veränderung gegenüber 2013 Anzahl Veränderung gegenüber 2013
% % Anzahl
*) In Beherbergungsbetrieben mit 10 und mehr Betten bzw. Stellplätzen.
Stuttgart (SKR) 1.805.374 5,7 3.466.328 8,3 5.736
Böblingen LKR) 447.318 4,2 1.033.836 6,5 2.791
Esslingen (LKR) 720.770 7,7 1.444.976 8,3 2.821
Göppingen (LKR) 199.879 4,0 537.757 4,7 2.161
Ludwigsburg (LKR) 466.600 6,1 977.292 4,6 1.874
Rems-Murr-Kreis (LKR) 337.516 3,8 701.918 3,6 1.708
Heilbronn (SKR) 154.560 1,1 298.454 6,6 2.527
Heilbronn (LKR) 367.080 10,5 1.190.053 4,8 3.650
Hohenlohekreis (LKR) 178.285 2,6 375.358 0,6 3.480
Schwäbisch Hall (LKR) 255.931 10,1 546.058 4,7 2.909
Main-Tauber-Kreis (LKR) 265.569 4,1 888.520 2,5 6.842
Heidenheim (LKR) 126.249 7,6 235.531 8,0 1.841
Ostalbkreis (LKR) 335.710 3,4 722.304 1,4 2.353
Regierungsbezirk Stuttgart 5.660.841 5,8 12.418.385 5,8 3.126
Baden-Baden (SKR) 377.420 2,6 910.233 2,6 17.170
Karlsruhe (SKR) 596.689 4,5 1.047.422 2,3 3.502
Karlsruhe (LKR) 349.244 9,7 916.939 9,9 2.136
Rastatt (LKR) 260.781 1,1 549.501 −2,4 2.461
Heidelberg (SKR) 645.500 3,6 1.217.200 1,7 8.002
Mannheim (SKR) 549.308 5,0 1.187.792 3,3 4.003
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 157.935 4,6 496.370 3,1 3.506
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 726.178 5,0 1.358.727 3,0 2.559
Pforzheim (SKR) 110.993 6,0 236.781 4,1 2.011
Calw (LKR) 423.374 7,5 1.341.961 4,6 8.860
Enzkreis (LKR) 116.170 4,2 218.550 3,5 1.133
Freudenstadt (LKR) 478.924 2,9 1.677.581 −0,9 14.614
Regierungsbezirk Karlsruhe 4.792.516 4,6 11.159.057 2,7 4.129
Freiburg im Breisgau (SKR) 712.053 −0,7 1.357.965 −2,1 6.165
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 1.297.847 2,3 4.634.756 1,2 18.529
Emmendingen (LKR) 262.812 5,2 601.842 3.805
Ortenaukreis (LKR) 1.545.561 4,0 3.400.214 2,1 8.239
Rottweil (LKR) 126.347 2,7 302.798 2,9 2.238
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 416.261 3,8 1.601.894 1,0 7.811
Tuttlingen (LKR) 109.841 12,0 227.924 5,0 1.711
Konstanz (LKR) 752.701 8,9 2.170.759 8,2 7.940
Lörrach (LKR) 449.577 0,3 1.185.220 −1,0 5.340
Waldshut (LKR) 375.472 0,9 1.371.734 −2,6 8.351
Regierungsbezirk Freiburg 6.048.472 3,3 16.855.106 1,5 7.751
Reutlingen (LKR) 357.339 2,7 1.023.814 −0,3 3.709
Tübingen (LKR) 181.401 0,1 368.284 −1,0 1.701
Zollernalbkreis (LKR) 138.060 4,5 303.057 1,3 1.642
Ulm (SKR) 347.353 11,9 568.851 10,2 4.772
Alb-Donau-Kreis (LKR) 231.163 −1,6 488.064 −1,6 2.598
Biberach (LKR) 229.007 4,6 713.488 2,4 3.781
Bodenseekreis (LKR) 959.906 6,3 2.999.228 4,5 14.458
Ravensburg (LKR) 391.323 −0,8 1.636.148 −1,7 5.981
Sigmaringen (LKR) 182.179 −0,9 593.015 −0,4 4.666
RegierungsbezirkTübingen 3.017.731 3,8 8.693.949 1,9 4.881
Baden-Württemberg 19.519.560 4,4 49.126.497 2,9 4.621

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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