Menschen wollen Metropole Stuttgart schnell erreichen

Entwicklung bietet Chancen für den Kreis GöppingenThomas Kiwitt vom Verband Region Stuttgart berichtet in der IHK-Bezirksversammlung über planerische Perspektiven

Über die Perspektiven des Landkreises Göppingen in der Wachstumsregion Stuttgart haben sich jetzt die Unternehmer aus dem Kreis Göppingen in der Bezirksversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bezirkskammer Göppin-gen intensiv ausgetauscht. Unter dem Titel „Region Stuttgart und Landkreis Göppingen – Planerischen Perspektiven“ gab der Leitende Technischer Direktor des Verbandes Region Stuttgart, Thomas Kiwitt, neben der historischen Entwicklung einen umfassenden Ausblick auf künftige Entwicklungen und Handlungsfelder. In seiner Analyse zeigte er auf, dass aufgrund der Bevölkerungs- und Siedlungsentwicklung im Ballungsraum Stuttgart der Platzbedarf zunehme. Es fehle jedoch an konkretem Baurecht für neue Wohn- und Gewerbegebiete, das nur von den Gemeinden geschaffen werden könne. Der Gestaltung des Verkehrs und der Mobilität komme dabei eine Schlüsselfunktion zu. Auch außerhalb des Kerns der Region nehme die Attraktivität zu. Eine S-Bahn-Anbindung oder ein S-Bahn-ähnlicher Verkehr werde damit wichtiger, da die Menschen die Metropole Stuttgart schnell erreichen wollen, so Kiwitt. Auch IHK-Bezirkskammerpräsident Wolf Ulrich Martin berichtete, dass es im Kreis Göppingen bereits heute einen erheblichen Mangel an Gewerbeflächen und dabei besonders an großen, zusammenhängenden Flächen gebe. „Wir unterstützen deswegen alle Bemühungen des Verbandes Region Stuttgart, die Verkehrsinfrastruktur zu verbessern und weitere Gewerbeflächen zu ermöglichen“, so Martin. In der Zukunft würden sich so große Chancen für die Entwicklung des Kreises Göppingen als Wirtschaftsstandort bieten.

In seiner Analyse führte Kiwitt zunächst aus, dass in der Region Stuttgart die Kinder der geburtenstarken Jahrgänge von 1960 bis 1966 allmählich das Alter erreichten, in dem ein eigener Hausstand gegründet werde. Diese Altersgruppe, die bis 2030 den 25sten Geburtstag feiern wird, sei zahlenmäßig deutlich größer als jene, die im gleichen Zeitraum 85 Jahre oder älter werde. Allein auf den Wohnraum bezogen resultiere daraus ein Mehrbedarf, der durch freiwerdende Wohnungen nicht gedeckt werden kann. „Es geht also zunächst darum, für unsere eigenen Kinder ein ausreichendes Angebot zu schaffen – für den Fall, dass im „Hotel Mama“ ausgecheckt wird“, so Kiwitt. Aber auch die geburtenstarken Jahrgänge selbst begeben sich bis zum Jahr 2030 allmählich auf das Altenteil und hinterlassen auf dem Arbeitsmarkt eine beachtliche Lücke: Die Differenz zwischen der Altersgruppe der „Neurentner“ und dem jüngeren Nachwuchs betrage über 140.000 Menschen. Schon bei gleichbleibender Anzahl der Arbeitsplätze resultiere daraus eine erhebliche Lücke. Glücklicherweise könne die Region Stuttgart seit 2010 von einem anhaltenden Zuzug profitieren – insbesondere aus Ländern innerhalb des gemeinsamen Europäischen Marktes. Um zu gewährleisten, dass auch in Zukunft Arbeitskräfte und Arbeitsplätze in der Region Stuttgart zueinander finden, müssten nach Ansicht Kiwitts sowohl das Wohnraumangebot wie auch die Infrastrukturausstattung auf diesen Mehrbedarf ausgerichtet werden. Zwar seien Standorte für die Ausweisung neuer Wohn- und Gewerbegebiete vorhanden. Allein in den rechtskräftigen Flächennutzungsplänen seien für Wohnen und Gewerbe jeweils über 1.000 Hektar ausgewiesen. Die Umsetzung dieser Planungen halte allerdings mit dem steigenden Bedarf nicht mit. Es fehle an Baurecht für neue Wohn- und Gewerbegebiete, das nur von den Gemeinden geschaffen werden könne. Zumindest teilweise kann diese Zurückhaltung der Gemeinden auch auf eine unzureichende Infrastrukturausstattung zurückgeführt werden. So bliebe die Verteilung von Mitteln für zukünftige Investitionen nach dem Bundesverkehrswegeplan deutlich hinter dem erkennbaren Bedarf zurück: Während in der Region Stuttgart 25 Prozent der Landesbevölkerung leben und rund 30 Prozent der Wirtschaftsleistung erbracht werden, belaufen sich die zukünftigen Zuweisungen etwa für den Straßenbau auf weniger als 15 Prozent. „Unsere gesamte Infrastruktur kann demnach nicht mitwachsen“, warnte Kiwitt.
PM

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