Bioland: Jetzt auf Biolandbau umstellen

„Der Verbraucher will heimisches Bio und genau dafür müssen die politische Weichen noch beherzter gestellt werden“, fordert Jan Plagge, Präsident von Bioland vor der BIOFACH in Nürnberg. Deutschland braucht mehr Biobauern und eine Perspektive für bestehende Biobetriebe. Denn seit Jahren wird die wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln über mehr Importe gedeckt. Dies steht im Gegensatz zum Wunsch der Verbraucher nach regionalen Bio-Lebensmitteln.

Der Markt ist da – nur der Zuwachs an Bauern fehlt. So steigt nicht nur der Absatz an Bio-Lebensmitteln auch der Abstand zu konventionellen Erzeugerpreisen hat sich in letzter Zeit wieder zugunsten der Biobetriebe erhöht. Biomilcherzeuger erhalten aktuell 14 Cent mehr pro Liter als ihre konventionellen Berufskollegen. Auch dies schafft höherer Anreize zur Umstellung. Deshalb rät Plagge konventionell wirtschaftenden Landwirten: „Stellen Sie jetzt auf Biolandbau um!“

Positive Signale von Seiten des Marktes allein reichen allerdings nichts aus: Auch die Politik muss dem Wunsch der Verbraucher nach heimischem Bio gerecht werden und ein positives Umfeld für Bioproduktion aus Deutschland schaffen. Verlässlichkeit in Bezug auf staatliche Förderungen und andere politische Rahmenbedingungen ist eines der wichtigsten Kriterien für Landwirte, auf ihrem Betrieb in Bio zu investieren.

Die Bundesländer haben gerade einen ersten Impuls für mehr Bioflächen gesetzt – durch die Erhöhung der Ökoprämien. So erhalten in diesem Jahr langjährige Biobetriebe im Durchschnitt aller Bundesländer für Acker- und Grünland 53 Euro mehr pro Hektar, das ist eine Steigerung um 31,5 Prozent im Vergleich zu 2012. Konkret werden im Durchschnitt der Bundesländer jetzt 220 Euro pro Hektar gezahlt – statt 167 im Jahr 2012. Bayern liegt bei der Prämienhöhe mit 273 Euro pro Hektar an der Spitze, Schlusslicht ist das Saarland mit 162 Euro pro Hektar. Betriebe, die in den Biolandbau neu einsteigen, erhalten für Acker- und Grünland in den ersten zwei Jahren im Bundesdurchschnitt 54 Euro mehr pro Hektar gegenüber 2012 – eine Steigerung von 238 auf 292 Euro pro Hektar. Hier liegt Nordrhein-Westfalen mit 425 Euro pro Hektar vorn.

„Das Haupthemmnis für mehr Bioflächen ist die zunehmende Flächenkonkurrenz – und die bleibt. Denn in der Konkurrenz um Pachtflächen ziehen Biobetriebe oft den Kürzeren gegenüber Maismonokulturen oder industrialisierten Tierhaltern“, so Plagge. Die Wirtschaftlichkeit der Biobetriebe und die Investitionsbereitschaft droht zu sinken. Einzelne Betriebe mussten wegen Flächenverlust sogar schon ganz aufgeben. Vor allem die im Erneuerbare-Energien- Gesetz (EEG) auf 20 Jahre festgeschriebene Subventionierung des Energiemaises ist Ursache für die Flächenkonkurrenz und den geringen Zuwachs der heimischen Ökoflächen. Der Ausbau neuer Biogasanlagen ist zwar aktuell vorerst gestoppt. Trotzdem wurde 2014 830.000 Hektar Biogasmais angebaut – 40.000 Hektar mehr als im Jahr zuvor.

Bioland fordert daher bessere politische Rahmenbedingungen für mehr heimisches Bio. Die zentralen Forderungen dafür sind:

  • Totalrevision der EU-Ökoverordnung mit neuen bürokratischen Hürden verhindern: Weiterentwicklung der Regeln auf Basis der bestehenden Gesetzgebung.
  • Ausreichende Honorierung der Leistungen im Umwelt- und Tierschutz: Anhebung der Ökoprämie auf GAK-Höchstsatz von 273 Euro pro Hektar (Beibehaltung) in allen Bundesländern. Neuausrichtung der Agrarinvestitionsförderung nach den Kriterien des Biolandbaus.
  • Ausbau von Forschung und Bildung: 20 Prozent der Agrarforschungsmittel müssen schrittweise für die Entwicklung und den Ausbau des Ökologischen Landbaus eingesetzt werden, derzeit sind es nur 1,5 Prozent.
  • Eine Düngeverordnung, die bäuerlich-ökologische Betriebe nicht benachteiligt, und auf eine flächengebundene Tierhaltung als Maßstab für die gesamte Landwirtschaft setzt. Auch die Einführung einer Hoftorbilanz für viehhaltende Betriebe ab zwei Großvieheinheiten pro Hektar und eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse muss verpflichtend werden.
  • Eine Biomasse- und Energiepolitik, die die Flächenkonkurrenz zwischen Lebens- und Futtermittelproduktion und nachwachsenden Rohstoffen vom Acker entschärft.
  • Gleiche Wettbewerbsbedingungen bei der Nutzung natürlicher Ressourcen: Einführung von Abgaben auf mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pestizide.
  • Konsequenter Stopp der Agro-Gentechnik und ein Gentechnikgesetz, welches ein Anbauverbot von GVO auf nationaler Ebene rechtssicher garantiert.

Nur über ein umfassendes Maßnahmenpaket wird es der Politik gelingen, die gravierenden Umweltprobleme, die eine industrialisierte Landwirtschaft und Tierhaltung verursachen, in den Griff zu bekommen und gleichzeitig das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen: 20 Prozent der Agrarfläche in Deutschland auf Biolandbau umzustellen. Anfang 2014 waren es nur 6,3 Prozent. „Der ökologische Landbau ist das Landwirtschaftsmodell für die Zukunft. Er bietet umfassende Lösungen zur Bewältigung der Herausforderungen im Klima- und Umweltschutz und ermöglicht die Entwicklung ländlicher Räume. Wir brauchen jetzt auf allen Ebenen der Politik von der EU über den Bund bis zu den Ländern ein klares Signal für mehr Bio“, so Plagge.

PM

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