Südwestwirtschaft legt 2015 kräftig zu – Industrie ist Konjunkturmotor

Brenner: Baden‑Württembergs Wirtschaftsleistung stieg 2015 preisbereinigt um 3,1 Prozent – Deutlich höheres Wachstum als in Deutschland insgesamt

Nach den heute vom Arbeitskreis »Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder« unter Vorsitz von Präsidentin Dr. Carmina Brenner veröffentlichten vorläufigen Wirtschaftszahlen auf Länderebene für 2015 hat sich das bereits im ersten Halbjahr festgestellte überdurchschnittlich starke Wachstum der baden‑württembergischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2015 fortgesetzt. So ergab sich auch im Gesamtjahr 2015 für Baden‑Württemberg ein Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,1 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Für Deutschland wurde 2015 eine Zunahme des preisbereinigten BIP von 1,7 Prozent gegenüber 2014 ermittelt. Demnach konnte die Wirtschaft im Südwesten deutlich kräftiger zulegen als im Durchschnitt aller Bundesländer. Im Ländervergleich erreichte die Wirtschaft im Südwesten mit 3,1 Prozent 2015 das höchste Jahreswachstum, gefolgt von Berlin (3,0 Prozent) sowie Brandenburg und Bremen mit jeweils 2,7 Prozent preisbereinigtem BIP-Anstieg. Nominal, d.h. in jeweiligen Preisen, stieg das baden‑württembergische Bruttoinlandsprodukt – als Maß für die hier zu Lande insgesamt erstellten Waren und Dienstleistungen – im Jahr 2015 um 5,4 Prozent auf rund 461 Milliarden Euro. Gemessen an der Wirtschaftsleistung ist der Südwesten damit nach Nordrhein-Westfalen (646 Mrd. Euro) und Bayern (549 Mrd. Euro) das drittstärkste Bundesland. Zusammen erwirtschafteten diese drei Länder 2014 mehr als die Hälfte (54,7 Prozent) des gesamtdeutschen BIP. Als wesentlicher Wachstumsmotor der hiesigen Wirtschaft erwies sich wie so oft das Verarbeitende Gewerbe. Insgesamt verzeichnete die baden‑württembergische Industrie 2015 einen Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung gegenüber dem Vorjahr um 4,6 Prozent im Vergleich zu 1,7 Prozent in Deutschland. Mit einem Anteil von rund einem Drittel (33,2 Prozent) an der gesamten baden‑württembergischen Wirtschaftsleistung (Deutschland: 22,6 Prozent) stellte die heimische Industrie damit hier zu Lande einen deutlich stärkeren Wachstumsbeitrag als im Bundesgebiet insgesamt.

Mit ebenfalls überdurchschnittlich hohen Wertschöpfungszuwächsen sorgten 2015 im Dienstleistungssektor auch die Bereiche »Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation« (3,2 Prozent) sowie »Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- und Wohnungswesen« (2,2 Prozent) für das im Bundesvergleich deutlich bessere Abschneiden Baden‑Württembergs. Der Bereich »Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal« sowie das Baugewerbe lagen dagegen mit einem realen Plus von 1,0 bzw. 0,4 Prozent leicht unter bzw. knapp über dem Bundesdurchschnitt.

Erwerbstätige im Südwesten erwirtschaften 2015 im Durchschnitt 75 872 Euro

Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte im Jahr 2015 das fünfte Jahr in Folge einen neuen Höchststand. Nach noch vorläufigen Berechnungen des Arbeitskreises »Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder« wurde die Wirtschaftsleistung Baden‑Württembergs von rund 6,072 Millionen Erwerbstätigen erbracht. Das waren rund 0,9 Prozent oder 55 900 Personen mehr als noch 2014. Wie Brenner weiter feststellt, hat sich die nominale Arbeitsproduktivität – das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen – in der Südwestwirtschaft im Jahr 2015 auf 75 870 Euro erhöht, 4,4 Prozent oder 3 190 Euro mehr als im Jahr zuvor. Nach Hamburg mit 90 910 Euro je Erwerbstätigen, dem Spitzenplatz unter den Ländern, sowie Hessen mit rund 78 790 Euro weist Baden‑Württemberg damit knapp vor Bayern (75 520 Euro) die dritthöchste Arbeitsproduktivität aus. Gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigen stieg die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität 2015 im Südwesten mit 2,2 Prozent deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt (+ 0,9 Prozent) an.

Tabelle 1

Entstehung des Bruttoinlandsprodukts in Baden-Württemberg und Deutschland 2015
Wirtschaftsbereiche Baden-Württemberg Deutschland
in jeweiligen Preisen preisbereinigt in jeweiligen Preisen preisbereinigt
Mill. EUR Anteil Veränd. zum Vorjahr1) Wachs-tums-beitrag2) Mill. EUR Anteil Veränd. zum Vorjahr1) Wachs-tums-beitrag2)
% %-Pkte. % %-Pkte.
1) Veränderung gegenüber dem Vorjahr, preisbereinigt verkettet

2) Beitrag der Wirtschaftsbereiche zum BIP-Wachstum

Datenquelle: Arbeitskreis „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder„, vorläufige Ergebnisse.

Bruttoinlandsprodukt (BIP) 460.687 x +3,1 x 3.025.900 x +1,7 x
Bruttowertschöpfung (BWS) 414.518 100 +3,0 +2,3 2.722.657 100 +1,5 +1,1
davon:
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1.514 0,4 −1,7 −0,0 15.028 0,6 −1,8 −0,0
Produzierendes Gewerbe 165.656 40,0 +4,3 +1,5 829.266 30,5 +1,7 +0,5
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 147.013 35,5 +4,8 +1,5 701.177 25,8 +2,0 +0,5
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe 137.629 33,2 +4,6 +1,4 615.384 22,6 +1,7 +0,3
Baugewerbe 18.643 4,5 +0,4 +0,0 128.089 4,7 +0,3 +0,0
Dienstleistungsbereiche 247.349 59,7 +2,2 +0,7 1.878.363 69,0 +1,5 +0,7
davon:
Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 75.765 18,3 +3,2 +0,1 555.023 20,4 +1,9 +0,1
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- und Wohnungswesen 97.544 23,5 +2,2 +0,5 715.613 26,3 +1,6 +0,4
Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal 74.040 17,9 +1,0 +0,2 607.727 22,3 +1,1 +0,2

Tabelle 2

Entstehung des Bruttoinlandsprodukts in Baden-Württemberg 2015
Wirtschaftsbereiche In jeweiligen Preisen
(Mrd. EUR)
Anteil an BWS (%)
Bruttoinlandsprodukt (BIP) 461  
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1,5 0,4
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe 147,0 35,5
Baugewerbe 18,6 4,5
Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, Information und Kommunikation 75,8 18,3
Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- und Wohnungswesen 97,5 23,5
Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit, Private Haushalte mit Hauspersonal 74,0 17,9

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

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