Traumberuf Trader?

Nicht erst seit der Finanzkrise oder seit dem Wolf of Wallstreet ist der Trader beziehungsweise der Aktienhändler oder Investmentbanker eine faszinierende Figur, die sich als Projektionsfläche für alle möglichen Ängste und Wünsche eignet. Doch haben diese Vorstellungen überhaupt etwas mit der Realität des Traders gemein?

Was ist Trading?

Unter Trading kann man ganz allgemein den Handel verstehen. Das wäre auch die wörtliche Übersetzung aus dem Englischen. Wenn wir morgens ein belegtes Brötchen beim Bäcker kaufen, handeln oder traden wir unser Geld gegen die gewünschte Ware. Als Trader, also der Händler, werden jedoch meistens ganz bestimmte Händler gefasst, nämlich jene, die an den Finanzmärkten mit Aktien, CFDs, Währungen oder Futures handeln, die also nur ganz bestimmte Produkte tauschen.

Trader kaufen und verkaufen Finanzprodukte an den Finanzmärkten. Sie können dies auf eigene Rechnung, in einem Angestelltenverhältnis oder als Unternehmer für ihre Klienten tun. Der Trader ist nicht zu verwechseln mit dem Broker, der den Zugang zu den Finanzmärkten kontrolliert und der im Auftrag der Trader die eigentlichen Kauf- oder Verkaufstransaktionen durchführt.

Der Beruf des Traders

Nach dem beinahe Zusammenbruch des Weltfinanzsystems in den Jahren 2008 und 2009 waren sich viele Politiker einig, dass eine mangelhafte Regulierung der Finanzmärkte in Verbund mit irrsinnigen Profitraten der Investmentabteilungen der Großbanken, der Investmentfonds oder der Investmentbanken zu dieser Krise geführt hatten.

Auf den Finanzmärkten gehandelt hatten dabei, im Auftrag der großen Institute und Vermögensverwalter, die Trader. Sie hatten beispielsweise Kreditschulden verbrieft und versichert und beides weiter gehandelt. Mit diesen Kreditausfallversicherungen und Kreditschuldenpaketen handelten die Banken und gaben damit ihr Kreditausfallrisiko weiter an die Käufer dieser Pakete.

Die Käufer waren allerdings wiederum Banken, Investmentfonds und Versicherungen, das Risiko blieb also im Finanzsystem. Als dann 2007 und folgende die amerikanische Immobilienblase platzte und die Kredite tatsächlich ausfielen, hatten die Trader die entsprechenden Papiere bereits vielfach verkauft und immer wieder in neuen Paketen zusammengestellt.

Dadurch hatte sich das Kreditausfallrisiko, welches sich durch zahlreiche Privatinsolvenzen realisierte, der Immobilienkredite potenziert und im gesamten Finanzsystem verteilt. Obwohl die Trader weder etwas Verbotenes getan hatten noch direkt von ihren Trades profitierten, wurde ihnen und ihrer vermeintlichen Gier ein Großteil der Schuld für den beinahe Zusammenbruch des Finanzsystems zugeschrieben. In Deutschland wurde der Begriff Bankster als Neuschöpfung aus Gangster und Banker geprägt.

Natürlich kann man auch über individuelle Fehlentscheidungen und Versäumnisse diskutieren, aber die Trader haben im Auftrag der Finanzinvestoren gehandelt, die teilweise Profitraten von mehr als 25 Prozent auf das Eigenkapital vorgaben und auch realisierten. Der Wolf of Wall Street hat daher eher Gemeinsamkeiten mit Großinvestoren wie Warren Buffett, als mit dem klassischen Trader, der während der Finanzkrise genauso wie Kleininvestoren wahrscheinlich viel Geld verloren hat.

Die Krisen verdeutlichen dabei das Risiko, welches am Finanzmarkt zu beachten ist. Dabei sind die meisten Krisen nicht systemisch, sondern auf einzelne Branchen, Unternehmen oder Rohstoffe begrenzt. Krisen zeigen, dass bestimmte Werte von bestimmten Papieren wie Aktien oder Kreditverschuldungen zu hoch angesetzt wurden. In der Krise werden diese überbewerteten Papiere auf ihren realen Marktwert reduziert.

Die Krise ist deshalb tatsächlich etwas, von dem ein guter Trader profitieren möchte. Denn jede Krise erreicht irgendwann ihre Talsohle und das ist meistens ein guter Zeitpunkt, um in die abgewerteten Papiere zu investieren. Umgekehrt kommt auch jeder Boom einmal an sein Ende und ein guter Trader muss diesen Zeitpunkt vorausahnen und sich von seinen Werten trennen, bevor die Kurse fallen.

Insofern profitieren Trader tatsächlich von den Kursschwankungen an den Finanzmärkten, sie sind jedoch weit davon entfernt, deren Ursache zu sein. Ebenso wie Trader gewinnen, können sie allerdings verlieren. Wenn zum falschen Zeitpunkt gekauft wurde oder der richtige Zeitpunkt für den Kauf verpasst wurde, verlieren Trader Geld. Das passiert nicht nur Amateuren, sondern gehört zum Geschäft des Traders.

Die Hauptbeschäftigung der Trader ist daher, die Marktbewegungen zu beobachten und nach günstigen Zeitfenstern für ihre Investitionen Ausschau zu halten. Das kann im Prinzip jeder machen, der dies will und mit etwas Glück verdient man auch Geld dabei. Die Märkte sind jedoch sehr komplex und die Risiken nicht für alle sichtbar. Daher empfiehlt es sich immer, eine Trading-Ausbildung zu machen, bevor man mit dem eigenen oder sogar fremden Geld an die Finanzmärkte geht.

Was müssen Trader lernen?

Zunächst einmal ist Trader keine geschützte Berufsbezeichnung und prinzipiell kann sich jede Person einen Broker suchen und mit dem Wertpapierhandel beginnen. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Onlinebroker, bei denen man jederzeit und relativ günstig ein Depot eröffnen und mit dem Trading starten kann.

Wer allerdings mit einem Job bei den großen Finanzinstituten liebäugelt, der kommt in der Regel nicht um ein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Finanzmarkt oder ähnliche Studiengänge herum. Das praktische Handwerkszeug der Trader sind jedoch die konkreten Marktanalysen und die kann man sich autodidaktisch beibringen oder von der Erfahrung und Kompetenz langjähriger und erfolgreicher Trader profitieren.

Welche Ausbildungen gibt es?

Ausbildungen und Coachings für angehende Trader gibt es zahlreiche. Die Möglichkeiten reichen von dem eigenständigen Schauen von YouTube-Videos, in denen professionelle Trader Grundbegriffe und Basisanalysen erklären und eventuell auch den ein oder anderen Tipp zu Investmentstrategien und der aktuellen Marktlage geben. Diese YouTube-Videos gibt es entweder kostenlos oder sie werden als Teil eines Trading Kurses von einem Trading Coach angeboten.

Generell ist bei den Trading-Ausbildungen und Coachings darauf zu achten, dass sie nicht überteuert sind (beispielsweise mehr als 5000 Euro kosten) oder ein zu einfaches, aber todsicheres System anbieten. Trading ist immer mit Risiko verbunden. Wer das nicht kommuniziert, ist nicht als seriöser Anbieter zu sehen.

Trading Kurse

Trading Kurse sind der beste Weg für Einsteiger, die Grundlagen zu erlernen und erste Erfahrungen zu sammeln. Sie kosten oft nicht viel Geld oder werden von einigen Brokern oder Coaches sogar kostenlos angeboten. Die Informationen sind in der Regel auf einem Basisniveau und theoretisch frei verfügbar. Die Coaches stellen die Informationen zusammen und kommentieren sie, was für Anfänger sehr vorteilhaft sein kann.

Trading Seminare

Wer bereits erste Erfahrungen und Grundlagenwissen gesammelt hat, kann diese in Trading Seminaren vertiefen und sich hier auch auf bestimmte Märkte oder Finanzprodukte spezialisieren. Trading Seminare kosten in der Regel Teilnahmegebühren. Es gibt zwar auch kostenlose Angebote, wie auf der World of Trading Messe in Frankfurt, aber häufig muss etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden, um an einem Trading Seminar teilnehmen zu können. Neben den Informationen und den Tipps des Coaches geht es hier auch um das Networking und den Austausch mit anderen Tradern.

Trading Webinare

Trading Webinare richten sich in der Regel an fortgeschrittene Trader, da weniger Grundlagenwissen vermittelt wird und der Coach weniger Möglichkeiten hat, direkt auf die Teilnehmer einzugehen. Durch die spezielle Themensetzung eignen sich diese Webinare eher als Vertiefung und um aktuelle und interessante Marktanalysen der Profis präsentiert zu bekommen. Trading Webinare gibt es in unterschiedlichen Preissegmenten.

Privates Coaching

Das private Einzelcoaching verspricht den höchsten Nutzen und die steilsten Lernkurven, da hier auf die Bedürfnisse des Teilnehmers direkt eingegangen werden kann. Außerdem erlaubt es das Einzelgespräch, Tipps und Tricks des Profis zu erfahren und direkt von seinen Investmentstrategien zu profitieren. Das private Coaching ist allerdings auch die teuerste Form der Trading-Ausbildung und daher für Anfänger nur bedingt geeignet. Anfänger können zwar auch sehr von dieser Ausbildung profitieren, allerdings bezahlen sie dann auch für das frei verfügbare Grundlagenwissen und Einführungen, die sie auch im Selbststudium vollziehen könnten.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

PM

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