Omikron versetzt wirtschaftlicher Erholung einen Dämpfer – BWIHK-Umfrage zum Jahresbeginn: Viele Betriebe mit Zukunftssorgen

Die Omikron-Variante hat der Hoffnung vieler Unternehmen, die Pandemie weitgehend überstanden zu haben, einen Dämpfer verpasst. Die nach wie vor unsicheren Faktoren von Corona, neue Kontaktbeschränkungen und die weiter anhaltenden weltweiten Probleme in den Lieferketten, drücken die Geschäftserwartungen im Vergleich zum Herbst ins Minus.

„Fast die Hälfte der Südwestunternehmen schätzt ihre Lage zwar immer noch als gut ein, dennoch nimmt auch die Zahl der Pessimisten weiter zu“, sagt Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK) und Präsidentin der IHK Region Stuttgart, der beim BWIHK für konjunkturelle Fragen zuständigen Kammer. An der Umfrage haben rund 3.700 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen aus ganz Baden-Württemberg teilgenommen. Demnach bewerten 13 Prozent der Betriebe ihre Lage als schlecht, etwas mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2020 und damit vor der Pandemie. Gut beurteilen ihre Lage aktuell 47 Prozent der Befragten, als befriedigend stufen sie rund 40 Prozent ein. „Auch wenn sich manche Branchen schon wieder aus dem konjunkturellen Tal herausgearbeitet haben, dürfen wir nicht übersehen, dass in anderen Bereichen der Weg aus der Pandemie deutlich länger und steiniger ist als gedacht“, so Breuning. Auch die Erwartungen der Betriebe sind etwas unter dem Niveau der letzten Umfrage. Ein Drittel der Befragten geht im laufenden Jahr von besseren Geschäften aus – nicht viel weniger als zuvor. Rund jeder achte Betrieb rechnet wie letzten Herbst mit schlechteren Geschäften.

Lieferengpässe, weiterhin anhaltende Preissteigerungen bei Rohstoffen, Energie- und Vorprodukten, aber auch die weiter schwächelnde Konsumnachfrage würden die Erholung in vielen Bereichen deutlich bremsen, so Breuning. „Dazu kommt, dass viele Betriebe nach zwei Jahren Pandemie ihre Eigenkapitaldecken aufgebraucht haben. Bleiben dann langfristig die Einnahmen weg, stehen diese Betriebe mit dem Rücken zur Wand.“

Am optimistischsten in die Zukunft blickt wie seit Beginn der Coronakrise die Bauwirtschaft. Nachdem die anhaltenden Preissteigerungen und Lieferverzögerungen zur Mitte des letzten Jahres auch in der Baubranche deutliche Spuren hinterlassen haben, hat sich die Situation zum Jahresbeginn wieder entspannt. 60 Prozent der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage und rund 70 Prozent gehen davon aus, dass das in den kommenden zwölf Monaten auch so bleibt – beziehungsweise 86 Prozent gehen davon aus, dass es so bleibt oder sogar noch besser wird.

Auch die Industrie im Land steht trotz Lieferengpässen und Corona gut da. Rund 50 Prozent der befragten Unternehmen bewertet ihre Lage gut, mehr als 40 Prozent als befriedigend – etwas mehr als noch im Herbst. „Unsere Industrie hat sich als erstaunlich robust erwiesen“, freut sich Breuning. Die Exporterwartungen steigen leicht und liegen erstmals wieder auf dem Niveau vom Sommer 2018. Dies ist vor allem auf die positiven Geschäftserwartungen in Nordamerika und Asien zurückzuführen, während die Geschäfte mit Großbritannien weiter schwächeln.

Ein geteiltes Bild gibt der Handel ab. Während sich der Großhandel im Vergleich zum Herbst in annähernd stabiler Lage befindet, ist die Situation für viele Betriebe im Einzelhandel angespannt, vor allem bei Sortimenten außerhalb der Grundversorgung. „Die vielen Einschränkungen und ständig wechselnden Corona-Maßnahmen für Kunden und Beschäftigte machen den Einzelhändlern das Leben schwer. Nach dem Wegfall der 3G-Regel in der aktuellen Alarmstufe hoffen die meisten Händler nun darauf, dass wieder Normalität einkehrt. Die Kammern haben sich beim Land dafür massiv eingesetzt“, sagt Breuning. „Jedoch braucht es dringend langfristige Strategien, die in den Innenstädten eine gute Perspektive für die Mischung aus Wohnen, Handel, Kultur, Gastronomie, Gewerbe und Produktion schaffen. Die Pilotprojekte „Innenstadtberater“ und die „Intensivberatung Zukunft Handel 2030“ sind dafür ein Anfang, in die sich die IHK-Organisation massiv einbringt.“

Bei den Dienstleistern wird die Lage weiterhin vom stark gebremsten Konsum beeinflusst, die personenbezogenen Dienstleistungen leiden zu einem großen Teil unter den Einschränkungen ihrer Geschäfte. Besonders schlecht schneidet das Hotel- und Gaststättengewerbe ab. Bei rund 70 Prozent der Betriebe sieht die Lage aktuell düster aus, deutlich mehr als im Herbst. Auch die Zahl derer, die keine schnellen Verbesserungen erwarten, hat sich deutlich erhöht. „Das ist erschreckend und wir müssen davon ausgehen, dass auch weitere Betriebe in diesem Jahr aufgeben werden“, sagt Breuning. Auch die sonstigen personenbezogenen Dienstleistungen würden zu einem großen Teil weiter unter den Einschränkungen ihrer Geschäfte leiden.

Positiv sieht es bei den Exporterwartungen der deutschen Wirtschaft aus. „Die sind deutlich aufwärts gerichtet mit zuletzt sogar leicht zunehmender Tendenz“, so Breuning. Hier zeige sich die Erholung der Eurozone ebenso deutlich in den Auftragsbüchern wie die gute wirtschaftliche Entwicklung in den USA, wo staatliche Konjunkturprogramme zu starken Nachfrageimpulsen führten. Auch in Asien seien deutliche Exportzuwächse zu erwarten – obwohl die restriktive Pandemiebekämpfung und die damit verbundenen Einschränkungen die wirtschaftlichen Aktivitäten deutlich erschwerten.

Insgesamt bleibt die Lage angespannt. Dies verdeutlichen die Erwartungswerte sowie Beschäftigungspläne für 2022. Auch auf dem Arbeitsmarkt kommen die Unternehmen zunehmend unter Druck. Breuning: „Der Fachkräftemangel ist zum Ende der Pandemie mit voller Wucht zurückgekehrt und betrifft nahezu alle Branchen. Auch die weiter steigenden Arbeitskosten sind für viele Unternehmen eine erhebliche Last und ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.“

 

PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag

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