BWIHK: Breit angedachte Corona-Impfstrategie für Hausärzte darf nicht ohne Betriebsärzte geplant und umgesetzt werden!

„Es ist gut, dass sowohl die Bundesregierung als auch das Land Baden-Württemberg einen Strategiewechsel planen und so schnell wie möglich aus der reinen Impfung über die Impfzentren herauskommen möchten, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Allerdings darf hier nicht nur mit Allgemeinmedizinern und Hausärzten geplant werden. Vielmehr müssen die Betriebs- und Werksärzte von Anfang an eine Rolle in einem kommenden Szenario spielen, alles andere wäre aus Sicht der Wirtschaft fahrlässig“, so Thomas Conrady, Präsident der in Fragen der Gesundheitswirtschaft im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) federführenden IHK Hochrhein-Bodensee.

Denn es dränge die Zeit, jetzt in entsprechende Planungen einzusteigen, nicht nur mit Blick auf den nächsten Bund-Länder-Gipfel am 3. März: „Ministerpräsident Kretschmann und Minister Lucha haben letzte Woche bekräftigt, dass sie fest von einem Hochlauf für Baden-Württemberg ab dem kommenden Quartal ausgehen und die Bedeutung der Impfzentren dann schrittweise über alternative Arztmodelle zurückfahren möchten. Spätestens Mitte des zweiten Quartals sollen drei Millionen Impfdosen pro Woche bundesweit zur Verimpfung bereitstehen. Dann sind alle Ärzte gefragt, die einen Impfbeitrag leisten können, um möglichst zeitnah allen Personen in Baden-Württemberg, auch den Unternehmern und Belegschaften, eine Corona-Schutzimpfung anbieten zu können. Gerade Betriebsärzte haben hier eine Schlüsselfunktion, die jetzt nicht außen vor bleiben darf“, ergänzt Conrady. Denn sie hätten nicht nur einen guten Zugang zur Belegschaft mit einer entsprechend hohen Akzeptanz, sondern ebenso wichtige Detailkenntnisse der sehr unterschiedlichen Betriebsabläufe, zu den variierenden tätigkeitsspezifischen Gefährdungen und nicht zuletzt gute Kenntnisse, wenn es um besonders schutzbedürftige Beschäftigte gehe. „Die Betriebsärzte im Land führen seit vielen Jahren mit Erfolg Impfungen durch, beispielsweise zum Grippeschutz, und sind für viele Beschäftigte auch Vertrauenspersonen in Gesundheitsfragen. Zudem werden lange Wege und Wartezeiten vermieden und dabei auch Allgemeinmediziner in ihren Arztpraxen entlastet – das ist von allen Seiten betrachtet eine echte Win-Win-Situation“, so Dr. Thorsten Pilgrim, geschäftsführender Gesellschafter der ViaMed GmbH in Stuttgart und Vorsitzender des Gesundheitswirtschaftsausschusses der IHK Region Stuttgart. Er war auch Teilnehmer der Verbändeschalte des Wirtschafts- und Staatsministeriums vergangenen Freitag. Damit auch kleine und mittlere Unternehmen ihrer Belegschaft eine Schutzimpfung ermöglichen können, sollten sie über mobile Impfangebote unterstützt werden. Für das Impfen in Unternehmen würden sich laut Pilgrim, der auch als Arzt im Impfzentrum des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart tätig ist, vor allem wenig temperaturkritische Impfstoffe eignen.

Es sei deshalb das Gebot der Stunde, so Conrady weiter, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das gerade erneuerte Angebot von DGAUM und VDBW annehme und Betriebsärzte in eine erfolgreiche Impfstrategie auf möglichst breiten Füßen einbaue. Dringende Fragen vergaberechtlicher, ordnungs- und finanzpolitischer Struktur und zu Steuerungsvoraussetzungen gelte es rasch zu klären – sei es in Beschaffung, Haftungsfragen oder Vergütung, um einen konsistenten, belastbaren und klaren Rahmen zu schaffen. „Schließlich dürfen wir bei diesem Schlüsselthema im Kampf gegen das Virus keine Zeit mehr verlieren, müssen alle Ressourcen bündeln und zeitnah möglichst viele Angebote machen, wie es die Verfügbarkeit der Vakzine zulässt. Wirksame Impfungen sind ein GameChanger in der Pandemie. Damit schaffen wir auch eine verlässliche Perspektive für die Wirtschaft über den Sommer 2021 hinaus. Gelingen kann dies, wenn Impfstrategie, Teststrategie und Öffnungsstrategie ineinandergreifen“, schließt Conrady.

Hintergrund:

Die beiden Verbände – Verband deutscher Betriebs- und Werkärzte e.V., Berufsverband deutscher Arbeitsmediziner (VDBW) und die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) haben sich mit zwei Schreiben – am 15. Dezember 2020 und erneut am 24. Februar 2021 – an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gewandt und ein konkretes Unterstützungsangebot der Betriebsärzte bei der COVID-19-Impfkampagne unterbreitet. Auch in zahlreichen Unternehmen der IHK-Organisation in Baden-Württemberg gibt es positive Signale und den Willen, einen entsprechenden Beitrag über Werks- und Betriebsärzte zu leisten. Bislang steht der Ansatz noch nicht auf den offiziellen politischen Agenden, wenn es um die kommende Erweiterung der Impfberechtigten geht.

 

PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag

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