Albwerk-Generalversammlung: Vorstandsvorsitzender Hubert Rinklin wird für 25 Jahre im Vorstand der Albwerk-Genossenschaft geehrt.

Am 14.07.2020 fand die 104. Ordentliche Generalversammlung der Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige eG statt. Hubert Rinklin, Vorstandsvorsitzender der Albwerk-Genossenschaft, berichtete über den Verlauf des letzten Geschäftsjahres 2019 und stellte den anwesenden Mitgliedern den Jahresabschluss vor. Zum Schluss der Veranstaltung wurde er von Herrn Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), mit der der Ehrennadel in Silber des Verbands ausgezeichnet.

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die Albwerk-Genossenschaft aus. Erstmals fand die Generalversammlung der Genossenschaft nicht in Geislingen, sondern in der Kuchener Ankenhalle statt. Aufgrund der Größe der Halle konnten dort umfassende Abstands- und Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Mitglieder umgesetzt werden. Zu Beginn seines Berichts ging Hubert Rinklin darauf ein, wie sich die Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen und Monaten auf die betrieblichen Abläufe des Albwerks auswirkte, dem als Betreiber kritischer Infrastruktur eine besondere Verantwortung zukommt. „Die lückenlose Versorgung mit Energie ist wesentlich für das Funktionieren unserer modernen, technisch geprägten Gesellschaft.“, betont Rinklin.

Wirtschaftliche Auswirkungen der Corona-Krise

Wie sich die Corona-Pandemie kundenseitig auf die Strompreise im nächsten Jahr auswirken wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. „Selbstverständlich wird die Senkung der Mehrwertsteuer zwischen dem
1. Juli 2020 und dem 1. Januar 2021 in allen Beteiligungsgesellschaften an die Kunden weitergegeben.“, versichert Rinklin. Zudem sind im Konjunkturpaket der Bundesregierung Mittel zur Stabilisierung der EEG-Umlage vorgesehen.

Bei den Energieversorgungsunternehmen, die unter dem Dach der Albwerk-Genossenschaft tätig sind, wird sich die Pandemie deutlich niederschlagen. „Die gedrosselte industrielle Produktion und der weitreichende gesellschaftliche Stillstand in den letzten Monaten, führt zu einem geringeren Stromabsatz und damit vertrieblich zu geringeren Einnahmen.“, berichtet Rinklin. Dadurch werden auch weniger Netzentgelte eingenommen, die im Strompreis enthalten sind, und an die jeweiligen Netzbetreiber zur Investition in die Stromnetze fließen. Strommengen, die im Vorfeld beschafft wurden und jetzt nicht benötigt werden, müssen teilweise zu Preisen an der Strombörse veräußert werden, die weit unter den Einkaufspreisen liegen. Allein in der Albwerk GmbH & Co. KG, der größten Tochtergesellschaft des Albwerks, rechnet das Unternehmen aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie mit einem Ergebnisrückgang von bis zu
1 Mio. Euro. Hinzu kommt, dass die Konjunktur im Vergleich zu 2019 schon zu Beginn des Jahres deutlich nachgelassen hatte.

Stand der Energiewende in Deutschland und in der Region

Trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen, die die Corona-Pandemie nach sich zieht, spricht sich der Albwerk-Chef dafür aus, den Blick auch nach vorne zu richten und die gesteckten Ziele nicht aus den Augen zu verlieren; dies gelte sowohl für das Albwerk als auch für die Bunderepublik Deutschland. Beide haben es sich zur Aufgabe gemacht die Energiewende voranzutreiben. Damit dies gelingen kann, braucht es, so Rinklin, im zweiten Halbjahr 2020 eine umfassende Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) mit konkreten, technologiespezifischen Ausbaupfaden. Dabei ist eine Beschleunigung, Vereinfachung und länderübergreifende Angleichung von Planungs- und Genehmigungsverfahren unerlässlich. Gerade bei Windkraftanlagen an Land stockt der Ausbau massiv: Im Jahr 2019 wurden bundesweit gerade einmal 325 neue Anlagen mit insgesamt 1.078 MW Leistung zugebaut – dies ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2000. Nur sechs dieser Anlagen stehen in Baden-Württemberg. „Die Gründe dafür sind vielfältig: Im bundesweiten Ausschreibungswettbewerb sind die kostenintensiveren süddeutschen Standorte noch nicht konkurrenzfähig. Hinzu kommt, dass sich die Projektentwicklungszeit bei uns mittlerweile auf fünf bis sieben Jahre beläuft. Zahlreiche Restriktionen, z.B. durch Natur- und Artenschutz, führen häufig zu Verzögerungen bei den Genehmigungsverfahren.“, erläutert Rinklin.

Dennoch ist es dem Albwerk seit der letzten Generalversammlung im Sommer 2019 gelungen, eine Vielzahl von regenerativen Erzeugungsprojekten voranzubringen: Der Windpark Drackenstein mit fünf Windkraftanlagen befindet sich im Bau und wird im August 2020 ans Netz gehen. Das Albwerk wird zwei der Anlagen übernehmen. Insgesamt wird der Windpark genügend Strom produzieren, um rechnerisch 14.300 Haushalte zu versorgen. Zudem hat das Albwerk vor kurzem das Wasserkraftwerk Siechenwehr an der Fils zwischen Kuchen und Geislingen gekauft und mit verschiedenen Kommunen in der Region Photovoltaik-Projekte umgesetzt. Beispielsweise wurde in Lonsee in eine Freiflächen-Solaranlage mit über 2.000 Modulen investiert. Die Fläche dafür, ein Teil des ehemaligen Steinbruch-Areals, hat die Gemeinde für 20 Jahre an das Albwerk verpachtet. Vor Kurzem wurde die Anlage an das Stromnetz angeschlossen und noch diese Woche wird sie offiziell eingeweiht. Insgesamt produzieren die Solarmodule bei einer Spitzenleistung von 749 kWp rund 710.000 kWh Strom jährlich – genug, um rechnerisch 200 Haushalte zu versorgen und 330 Tonnen CO2 zu vermeiden.

„Insgesamt betrachtet nimmt unsere Region in Sachen Energiewende und Erzeugung nach wie vor eine Vorreiterrolle ein.“, betont Rinklin. „Denn 4.675 Erzeugungsanlagen produzierten 2019 insgesamt
277 Mio. kWh Strom, die in das Albwerk-Netz eingespeist wurden – das sind 46 Prozent des Bedarfs. Zählt man die 155 Mio. kWh hinzu, die von 28 weiteren Windkraftanlagen direkt ins Hochspannungsnetz einspeist werden, werden in der Region sogar 71 % des Bedarfs produziert. Der Landesdurchschnitt liegt lediglich bei 28,2 Prozent.“

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien sind jedoch auch der Ausbau der Netze und die Kopplung der Sektoren Energie, Verkehr und Gebäude wichtig, damit die Energiewende erfolgreich vollzogen werden kann. „Wir brauchen technologieoffene und sektorenübergreifende Lösungen, die ein integriertes Handeln auf Gebäude- und Quartiersebene verfolgen. Effiziente und intelligente Energie- und Gebäudetechnik werden deshalb immer wichtiger.“, fasst Rinklin zusammen.

Dies war einer der Gründe, warum sich das Albwerk zum 1. Januar 2019 an der EGT AG mit Sitz in Triberg mit 33 Prozent der Aktien beteiligt hat. Neben der klassischen Energieversorgung bildet die elektrotechnische Gebäudeausstattung ein wichtiges Standbein des Unternehmens. Hier zählt sie zu den führenden Unternehmen im Südwesten und realisiert deutschlandweit komplexe Projekte. Dabei liegt der Fokus auf Geschäftskunden. In den vergangenen 25 Jahren hat sich das Albwerk zu einem Konzern mit über 30 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften entwickelt. In Summe beläuft sich die Kundenzahl mittlerweile auf über 170.000; Ende 2019 waren 646 Mitarbeitende in der Unternehmensgruppe beschäftigt. Alle Tochter- und Beteiligungsunternehmen haben sich im Jahr 2019 gut entwickelt.

Ehrung von Hubert Rinklin für 25 Jahre im Vorstand der Albwerk-Genossenschaft

Für den Vorstandsvorsitzenden der Albwerk-Genossenschaft völlig überraschend, übergab Holger Scheible, der die Versammlung leitete, zum Abschluss noch das Wort an den Präsidenten des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) Dr. Roman Glaser.
Dr. Glaser zeichnete Hubert Rinklin für seine 25-jährige Tätigkeit im Vorstand der Albwerk-Genossenschaft und sein unermüdliches Engagement für das Genossenschaftswesen als Ganzes mit der Ehrennadel in Silber des Verbands aus. Im Anschluss an die Laudatio und der Übergabe der Auszeichnung, bedankte sich der Vorstandsvorsitzende, sichtlich ergriffen, bei Dr. Glaser für die Ehrung: „Haben Sie vielen Dank für diese Ehrung. Ich werde sie wirklich in Ehren halten und bin sehr bewegt.“

Albwerk in Zahlen: Jahresabschluss und Dividende

Im Vorfeld der Wahlen stellte Hubert Rinklin den Jahresabschluss 2020 vor. Die Generalversammlung stellte diesen einstimmig fest und erteilte Vorstand und Aufsichtsrat Entlastung.

Die Bilanz des Albwerk-Konzerns weist eine Bilanzsumme von 254,6 Mio. € (Vorjahr 232,3 Mio. €) aus. Der Anteil des Eigenkapitals liegt bei 59,2 Prozent. Insgesamt erwirtschaftete der Albwerk-Konzern Umsatzerlöse von 249,7 Mio. Euro (Vorjahr: 228,2 Mio. Euro). Das Ergebnis vor Steuern liegt bei 12,7 Mio. € und damit um rund 4,1 Mio. € über dem Vorjahr. Der Konzernjahresüberschuss beträgt 8,9 Mio. €. Die Entwicklung des Konzerns im Jahr 2019 war gut. Der Jahresüberschuss der Genossenschaft selbst liegt bei 2,9 Mio. Euro. An die Mitglieder der Genossenschaft wird insgesamt eine Dividende in Höhe von rund 193.000 Euro ausgeschüttet.

Wahlen zum Aufsichtsrat

Aus dem Aufsichtsrat schieden Holger Scheible, Geschäftsführer der Scheible Bad & Heizung Haustechnik GmbH, Claudia Hannusch, Geschäftsführerin Hannusch Industrieelektronic e.K., Marius Hick, Bürgermeister von Gingen, Klaus Kaufmann, Bürgermeister von Laichingen, und Jochen Ogger, Bürgermeister von Lonsee, turnusgemäß aus. Alle standen für eine Wiederwahl zur Verfügung und wurden von der Generalversammlung einstimmig erneut in das Gremium gewählt. In der anschließenden konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats wurden Holger Scheible als Aufsichtsratsvorsitzender und Klaus Kaufmann als sein Stellvertreter in ihren Ämtern bestätigt.

 

PM Alb-Elektrizitätswerk Geislingen-Steige eG

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