Ankommen im deutschen Alltag – Kinderferienwoche und Treffpunkt für Erwachsene mit und ohne Fluchterfahrung in Paul’s Café

Integration Die katholische Kirchengemeinde St. Maria und das Caritas-Zentrum bieten jede Woche einen Treffpunkt für Menschen mit Fluchterfahrung an. Aktuell auch eine Ferienwoche für Kinder.

Hasina blickt konzentriert auf das bunte Diabolo, das sie auf der dünnen Schnur balanciert und am Laufen hält. Gabriel traut sich schon, die Fäden anzuspannen und es hochzuwerfen. Mit dem Fangen klappt es noch nicht, aber bis zur Aufführung für die Eltern am Abschluss haben die Kinder in der Ferienwoche von Paul’s Café ja auch noch Zeit zum Üben. Schon ab 8 Uhr morgens treffen sich 16 Kinder mit und ohne Fluchterfahrung in den Räumen des Gemeindehauses St. Maria in Göppingen. Vormittags üben sie mit Anna Jürgens vom Kinderzirkus Arcobaleno jonglieren und artistische Kunststücke ein. Jeden Tag kochen 4 Kinder das Mittagessen zusammen mit ihren Betreuerinnen. Heute gibt es Pommes mit Hühnchen, aber auch die Nudeln mit zwei verschiedenen Soßen gestern fanden großen Anklang. Für die Nachmittage sind ein Ausflug und vielfältiges kreatives Gestalten angesagt. So werden die Kinder zwischen 6 und 12 Jahren sich auch mit den Themen auseinandersetzen: Was macht mich stark? und Wie wünsche ich mir die Welt?

Gabriel, Raffael und Adai waren auch letzten Sommer schon dabei und finden eigentlich alles toll. Raffael mag besonders das Jonglieren mit den Pois, Raffael freut sich auch auf das Singen im Kreis und die Mahlzeiten. Die Ferienwoche wird nun bereits im dritten Jahr angeboten für Kinder, die in den Ferien nicht verreisen können und trotzdem Spiel und Spaß in einer bunten Gemeinschaft erleben wollen. Sie ist ein Angebot von Paul’s Café und dem Caritas-Zentrum und wird von der Aktion Rückenwind unterstützt und dadurch auch von den Guten Taten der NWZ.

Paul’s Café bietet seinen Besuchern ein breit gefächertes Angebot vor. In einem Raum kann unter Anleitung zweier arabisch sprechender Ehrenamtlichen Deutsch geübt werden. Diese helfen auch bei Verständigungsproblemen. Das  freut  besonders  die Mütter, denn sie  haben  die Chance, Deutsch zu  sprechen, während die Kinder solange betreut werden. Die  Kinder können  in einem weiteren Raum basteln, spielen und Freundschaften knüpfen. Ihnen wird auch bei den Hausaufgaben geholfen. Das Herzstück ist das eigentliche Café, in dem viel Austausch zwischen  und mit den Gästen möglich ist, aber auch PCs zur Verfügung stehen und Ehrenamtliche beim Ausfüllen von Anträgen oder der Wohnungssuche helfen.  Fast alle  der Ehrenamtlichen waren von Anfang an dabei, als 2015 im Stadtteil Bodenfeld über 200 Geflüchtete untergebracht wurden. Dort entstand in den Räumen der Kirchengemeinde St. Paul das gleichnamige Café, um die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft zu unterstützen. Am Anfang sorgte das Café vor allem für einen Treffpunkt und für Hilfe  im Alltag, aber auch  für Kleidung und andere Gegenstände des täglichen Lebens. Den Kindern bot es  Platz zum Spielen. Die Ehrenamtlichen zeigten ihnen mit  Unterstützung der Verkehrsschule, wie man sich in der Stadt mit dem Fahrrad sicher bewegt.  Auch eine Fahrradwerkstatt wurde über zwei Jahre lang in der Gemeinschaftsunterkunft betrieben. Im kleineren Umfang wird dies nun in der Katholischen Kirchengemeinde Christkönig fortgeführt. Nachdem die Unterkunft in der Julius- Keck- Straße geschlossen wurde, zog Paul’s Café nach St. Maria in die Stadtmitte um. Gemeinsam mit Diakon Norbert Köngeter und Petra Krieg vom Caritas-Zentrum stehen 10 Ehrenamtliche den Besuchern weiterhin zur Seite. Wenn  es  notwendig ist, gehen sie z.B. mit zum Arzt, zur Ausländerbehörde  oder zum Jobcenter und sorgen für ein besseres gegenseitiges Verständnis. Bei konkreten Fragen zum Einstieg in den Arbeitsmarkt kann man gleich gegenüber im Caritas-Zentrum den Treffpunkt Arbeit für Flüchtlinge (TafF) aufsuchen oder die Unterstützung der katholischen Betriebsseelsorge nutzen. „Wir schätzen vor allem das selbständige Arbeiten als Ehrenamtliche, den Einblick in andere Kulturen und die Gemeinschaft untereinander. Jeder  bringt  ein,  was er  kann  und  was  ihm  liegt. Auch  die  Besucher  werden  immer  aktiver  und  helfen mit. Wir werden immer wieder von unseren Besuchern selbst eingeladen, einmal sogar zu einer Hochzeit“, erzählt Thomas Möller, einer der Ehrenamtlichen. „Uns  hat besonders gefreut, als eine syrische Besucherin von einer Reise zu Freunden nach Koblenz erzählte, und dort gleich fragte, wo denn hier Paul’s Café wäre“. Petra Krieg von den Caritas Diensten in der Flüchtlingsarbeit schätzt das hohe Engagement aller Beteiligten, die ihr Angebot auch immer wieder weiterentwickeln. „Unser Ziel ist es, dass unsere Besucher mit der Zeit selbständig werden. Aber Integration ist bekanntlich ein längerer Prozess. Im Moment kommen nach wie vor jede Woche ca. 25  Gäste, weshalb wir gerne weitermachen“, so Diakon Köngeter. Eine gute Nachricht für die Besucher aus vielen unterschiedlichen Ländern, für die Paul’s Café eine wichtige Anlaufstelle geworden ist, um im deutschen Alltag anzukommen. Während der Ferienwoche bleibt Paul’s Café kurz geschlossen, aber am 14. August  wird es wieder seine Türen öffnen. Und am 21. August findet ein großes Sommerfest mit Geflüchteten im Pfarrgarten in der Kirche Christkönig (Adolf-Kolping-Str. 3), Beginn ist um 17.00 Uhr.

Paul’s Café befindet sich im Untergeschoss des Gemeindehaus St. Maria in der Ziegelstraße 11 und hat immer mittwochs von 15:30 Uhr bis 17:30 geöffnet.

Die Treffpunkte Arbeit für Flüchtlinge (TafF) unterstützen bei Bewerbungen in Göppingen und Geislingen, Terminvereinbarungen sind unter
Tel. 07161/65858-19 möglich.

 

PM Caritas Region Fils-Neckar-Alb

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