Im Schnitt 1,59 Kinder je Frau – Höchste Geburtenrate seit über 40 Jahren

Deutliche regionale Unterschiede in Baden-Würtemberg: Alb-Donau-Kreis mit höchster, Heidelberg mit niedrigster Geburtenhäufigkeit

In Baden-Württemberg wurden im Jahr 2016 rund 107 500 Kinder lebend geboren und damit ca. 7 200 mehr als in 2015. Somit lag die Zahl der Lebendgeborenen nach Angaben des Statistischen Landesamts zum fünften Mal in Folge höher als im jeweiligen Vorjahr. Eine Ursache für diesen positiven Trend wird in der in den vergangenen Jahren enorm angestiegene Zuwanderung gesehen, die auch zu einer Zunahme der Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter geführt hat. Hinzu kommt, dass nun Kinder der geburtenstarken Jahrgänge Anfang der 1960er-Jahre, den so genannten Babyboomern, selbst wieder Kinder bekommen.

Schließlich ist die überraschend hohe Geburtenzahl auch auf einen Anstieg der Geburtenrate, also der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau, zurückzuführen. Diese lag im Jahr 2016 bei 1,59 Kindern je Frau. Damit ist diese Kennziffer erneut angestiegen und war so hoch wie seit 1973 nicht mehr. Ursächlich für diesen Anstieg dürfte unter anderem die deutlich verbesserte Kinderbetreuung im Land sein1, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert hat. Außerdem könnten hierfür die in den letzten Jahren hervorragenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit einem Höchststand an Erwerbstätigen und einer relativ geringen Arbeitslosenquote im Land eine Rolle spielen. Dagegen verzichten Paare in gesellschaftlichen Krisen- und Umbruchsituationen auf die Geburt von Kindern.2 Allerdings lag die Geburtenrate auch im vergangenen Jahr weiterhin unter dem für eine Bestandserhaltung der Bevölkerung erforderlichen Niveau. Hierzu wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kindern je Frau notwendig. Dieser Wert wurde in Baden-Württemberg nach Angaben des Statistischen Landesamtes letztmals im Jahr 1970 erreicht.

Innerhalb des Landes zeigen sich durchaus bemerkenswerte Unterschiede: Spitzenreiter unter den 44 Stadt- und Landkreisen war im Jahr 2016 der Alb-Donau-Kreis mit einer Geburtenrate von 1,80 Kindern je Frau, gefolgt von den Landkreisen Rottweil (1,78) und Tuttlingen (1,77). Am Ende der Skala rangieren die Stadtkreise Heidelberg (1,20), Freiburg im Breisgau (1,36) und Stuttgart (1,38).

Die Gründe für die regionalen Unterschiede in der Geburtenhäufigkeit sind vielfältig. Auffällig ist weiterhin ein traditionelles, wenn auch nicht mehr flächendeckendes »Land-Stadt-Gefälle«. Das heißt, dass in den meisten ländlich geprägten Gebieten die Kinderzahl je Frau über der der Städte liegt. In Hochschulstandorten wie Heidelberg ist die Geburtenrate besonders niedrig, weil dort viele jüngere Frauen leben, bei denen Studium und Berufseinstieg im Vordergrund stehen und deshalb (noch) keine Familiengründung geplant ist. Tendenziell gilt, dass mit steigendem Bildungsniveau der Frauen die Zahl der geborenen Kinder abnimmt.3 Einen Einfluss auf die Höhe der Geburtenrate dürfte auch der regional unterschiedliche Anteil der ausländischen Frauen besitzen. Ausländische Frauen brachten im Jahr 2016 in Baden-Württemberg im Schnitt 2,03 Kinder zur Welt, bei Frauen mit einer deutschen Staatsangehörigkeit waren es dagegen lediglich 1,49.

1 So hat sich die Betreuungsquote der Kinder im Alter von unter 3 Jahren von 8,8 Prozent im Jahr 2006 auf 27,7 Prozent im Jahr 2016 mehr als verdreifacht.

2 Beispielsweise sank die Geburtenrate in den ostdeutschen Bundesländern nach dem Zusammenbruch der DDR vorübergehend auf einen Wert von unter einem Kind je Frau. Zwischenzeitlich liegt aber die durchschnittliche Kinderzahl in den neuen Bundesländern wieder über der der ehemaligen Bundesrepublik.

3 Statistisches Bundesamt: Geburten in Deutschland, Ausgabe 2012, S. 32.

Tabelle 1

Lebendgeborene sowie Kinderzahl je Frau in Baden-Württemberg seit 1960
Jahr Lebendgeborene Kinder je Frau1)
Anzahl
1) Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer.

Datenquelle: Geburtenstatistik.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2018

1960 145.353 2,47
1961 152.487 2,60
1962 154.047 2,57
1963 158.750 2,62
1964 160.988 2,65
1965 158.742 2,59
1966 160.802 2,61
1967 155.617 2,55
1968 147.961 2,44
1969 140.087 2,27
1970 128.212 2,07
1971 123.871 1,98
1972 112.845 1,79
1973 102.875 1,61
1974 102.206 1,58
1975 97.019 1,51
1976 95.492 1,50
1977 90.981 1,43
1978 89.924 1,40
1979 92.425 1,42
1980 99.721 1,51
1981 100.673 1,49
1982 100.268 1,47
1983 95.447 1,38
1984 94.414 1,35
1985 94.442 1,32
1986 101.616 1,40
1987 103.590 1,42
1988 110.627 1,48
1989 111.600 1,45
1990 118.579 1,49
1991 117.528 1,45
1992 117.559 1,43
1993 117.982 1,43
1994 113.398 1,38
1995 112.459 1,38
1996 114.657 1,42
1997 116.419 1,47
1998 111.056 1,43
1999 107.973 1,42
2000 106.182 1,42
2001 101.366 1,38
2002 99.604 1,37
2003 97.596 1,36
2004 96.655 1,37
2005 94.279 1,36
2006 91.955 1,34
2007 92.823 1,37
2008 91.909 1,37
2009 89.678 1,35
2010 90.695 1,38
2011 88.823 1,36
2012 89.477 1,39
2013 91.505 1,41
2014 95.632 1,46
2015 100.269 1,51
2016 107.479 1,59

Tabelle 2

Lebendgeborene sowie Kinderzahl je Frau in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2016
Stadtkreis (SKR),
Landkreis (LKR)
Land
Lebendgeborene Kinder je Frau1)
Anzahl
1) Zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer; diese Kennziffer kann in den grenznahen Kreisen etwas unterschätzt sein,
da Geburten im Ausland von der Geburtenstatistik nicht erfasst werden.

Datenquelle: Geburtenstatistik.

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2018

Stuttgart (SKR) 6.969 1,38
Böblingen LKR) 4.179 1,75
Esslingen (LKR) 5.091 1,60
Göppingen (LKR) 2.394 1,68
Ludwigsburg (LKR) 5.598 1,67
Rems-Murr-Kreis (LKR) 4.071 1,69
Heilbronn (SKR) 1.364 1,71
Heilbronn (LKR) 3.330 1,70
Hohenlohekreis (LKR) 1.103 1,73
Schwäbisch Hall (LKR) 1.918 1,71
Main-Tauber-Kreis (LKR) 1.149 1,63
Heidenheim (LKR) 1.129 1,55
Ostalbkreis (LKR) 2.800 1,58
Baden-Baden (SKR) 464 1,59
Karlsruhe (SKR) 3.145 1,42
Karlsruhe (LKR) 4.002 1,62
Rastatt (LKR) 2.032 1,61
Heidelberg (SKR) 1.618 1,20
Mannheim (SKR) 3.274 1,49
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 1.245 1,65
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 5.121 1,62
Pforzheim (SKR) 1.375 1,72
Calw (LKR) 1.437 1,72
Enzkreis (LKR) 1.758 1,64
Freudenstadt (LKR) 1.083 1,68
Freiburg im Breisgau (SKR) 2.524 1,36
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 2.497 1,75
Emmendingen (LKR) 1.538 1,69
Ortenaukreis (LKR) 4.033 1,69
Rottweil (LKR) 1.351 1,78
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 1.933 1,61
Tuttlingen (LKR) 1.427 1,77
Konstanz (LKR) 2.731 1,58
Lörrach (LKR) 2.237 1,67
Waldshut (LKR) 1.619 1,70
Reutlingen (LKR) 2.751 1,66
Tübingen (LKR) 2.345 1,51
Zollernalbkreis (LKR) 1.621 1,59
Ulm (SKR) 1.313 1,44
Alb-Donau-Kreis (LKR) 1.965 1,80
Biberach (LKR) 2.023 1,75
Bodenseekreis (LKR) 1.983 1,63
Ravensburg (LKR) 2.762 1,65
Sigmaringen (LKR) 1.177 1,62
Land Baden-Württemberg 107.479 1,59

Weitere Informationen

Statistische Berichte: Natürliche Bevölkerungsbewegung

Themenbereich: Geburten und Sterbefälle

Herausgegeben vom Statistischen Landesamt Baden‑Württemberg.

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