Handbuch zur Flüchtlingsarbeit „Ankommen – Klarkommen“ vorgestellt

 „Unser neuer Guide liefert einen Überblick über zentrale Werte und ein ABC des Zusammenlebens, das als Türöffner für interkulturelle Gespräche landesweit Diskussionen anstoßen soll“, so die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung Gisela Erler und Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha am Mittwoch (21. September 2016) in Stuttgart bei der Vorstellung des Handbuchs „Ankommen – Klarkommen. Anregungen zum Gespräch mit Geflüchteten für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit“. „Dieses Buch soll verdeutlichen, was alle in Deutschland respektieren müssen, was erwünscht ist und was nicht. Es richtet sich an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die sich an den unterschiedlichsten Stellen für die Integration von Flüchtlingen engagieren. Sie können die Motiv-Plakate und den Guide als Einstieg für ihre Gespräche über das Leben und das Zusammenleben in Baden-Württemberg nutzen“, sagte die Staatsrätin, die mit der Realisierung des Buches beauftragt worden war.

„Überall im Land engagieren sich in großer Zahl ehrenamtlich Aktive, um den vielen Geflüchteten das Ankommen in einer neuen und fremden Umgebung zu erleichtern. Nach der ersten Phase der schnellen Notfallhilfe hat nun die Phase der langfristigen Begleitung begonnen, bei der die Integration der Menschen aus anderen Kulturkreisen im Vordergrund steht, die in Deutschland bleiben können“, erklärte die Staatsrätin. Um die freiwilligen und hauptamtlichen Helferinnen und Helfer sowie die Geflüchteten selbst dabei zu unterstützen, habe das Land Baden-Württemberg nach dem bereits vergriffenen Handbuch „Willkommen!“, das in einer Auflage von 80.000 Exemplaren gedruckt wurde und dessen zweite Auflage derzeit entwickelt wird, nun das Handbuch „Ankommen – Klarkommen“ über die gesellschaftlichen Werte und Regeln des Zusammenlebens in Deutschland nachgelegt.

Die Umsetzung des Handbuchs wurde mit einem Beteiligungsprozess verbunden, an dem Ehren- und Hauptamtliche in der Flüchtlingsarbeit, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Theologinnen und Theologen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Ämter und Ministerien beteiligt waren. Zu den aktiven Unterstützern gehören unter anderem das Ministerium für Soziales und Integration, das Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration, der Städtetag Baden-Württemberg sowie die Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg. Gleichzeitig war es Staatsrätin Gisela Erler wichtig, insbesondere auch Geflüchtete verschiedener Altersgruppen und Herkunft bei der konzeptionellen Erarbeitung des neuen Handbuchs zu beteiligen.

In seiner Gestaltung orientiert sich der neue Guide „Ankommen – Klarkommen“ an dem erprobten Handbuch „Willkommen!“. Der Innenteil des Guide besteht aus zwei faltbaren Postern im DIN-A 3-Format sowie einem ergänzenden Erläuterungsblatt, dem „Pocket-Guide“. Die Zeichnungen sind durch kurze Überschriften und die Leitsätze: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ und „Wir sind eine vielfältige Gesellschaft und akzeptieren einander“ in Deutsch, Englisch, Französisch, Arabisch und Farsi ergänzt. Die verschiedenen Motive der Zeichnerin Ini Neumann stellen Alltagssituationen dar, über die Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen einfach ins Gespräch kommen können – durchaus auch über konfliktbeladene Themen wie Ehe und Partnerschaft, Gleichberechtigung, Autoritäten, Umwelt, Staat und Gemeinwesen. Jeder kann dann seine Sicht der Dinge erklären und den anderen besser verstehen“, betonte Staatsrätin Erler. „Wir hoffen, dass wir mit dieser Publikation die Engagierten in der Flüchtlingsarbeit bei ihrer Arbeit unterstützen können, ob in der Erstaufnahme oder einer vorläufigen Unterbringung.“

Zu dem Guide erscheint auch eine Plakatversion, die unter anderem für den Schul- oder Sprachunterricht konzipiert wurde. Der Guide versteht sich grundsätzlich als Anregung zum Dialog und verzichtet weitestgehend auf vereinfachende Hinweise wie „positiv/negativ, erlaubt/verboten“. Die Auflage des Handbuchs ist mit 35.000 Exemplaren (Taschenbuchformat) und mit 15.000 Motiv-Plakaten (Din-A0) vorgesehen.

Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha zufolge reiht sich das Handbuch ein in eine lange Reihe von hilfreichen Unterstützungsmaßnahmen von Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe durch das Land. Insbesondere die Lokalen Bündnisse seien ein großer Erfolg. In diesen Bündnissen schließen sich die Engagierten vor Ort zusammen, häufig unter der Regie oder der Moderation der Kommune oder des Kreises. „Diese Vernetzung trägt ganz wesentlich dazu bei, dass vorhandene Ressourcen effizient und effektiv genutzt werden, Doppelstrukturen vermieden werden und Engagierte sich gegenseitig stützen und voneinander lernen können“, so der Minister. Zwischenzeitlich gebe es landesweit mehr als 120 solcher Bündnisse.

Lucha kündigte an, dieses Programm weiterzuentwickeln. „Künftig geht es darum, die Menschen, die zu uns gekommen sind, nicht nur mit dem Nötigsten zu versorgen, sondern sie auch tatsächlich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Deshalb geht es bei unserem Programm nicht nur um ein Engagement für Flüchtlinge, sondern um ein Engagement gemeinsam mit Flüchtlingen. Integration könne nur gelingen, wenn Alteingessene und neu Hinzugezogene gemeinsam an einem Strang ziehen und sich an dem Prozess der Integration beteiligen“, so der Minister abschließend.

„Baden-Württemberg wird auch bei der Integration von Flüchtlingen eine Vorreiterrolle einnehmen. Dazu gehört, dass Flüchtlinge, die in unser Land kommen und eine Bleibeperspektive haben, sich integrieren müssen. Das Handbuch „Ankommen – Klarkommen‘ zeigt mit Worten und Bildern deutlich auf, welches Verhalten wir in unserem Land erwarten“, betonte der Ministerialrat im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration Julian Würtenberger.

„Das Buch mit seinen vielen Bildern und Botschaften kommt zum richtigen Zeitpunkt, weil wir jetzt alle Anstrengungen unternehmen müssen, den Neuankömmlingen unsere Denkweise, unsere Traditionen und unsere Erwartungen nahe zu bringen, damit sie hier klarkommen“, so das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Städtetags Baden-Württemberg Gudrun Heute-Bluhm. „Es wird eine gute Hilfestellung für all diejenigen sein, die sich bei der Integration der Flüchtlinge darum bemühen, ihnen viele Bilder und Eindrücke von Deutschland zu vermitteln. Der Städtetag wird den Guide deshalb gerne bei seinen Mitgliedern bewerben.“

„Die Aktivitäten von Ehrenamtlichen Helfern und das große bürgerschaftliche Engagement in unserem Land ist ein wichtiger Baustein in der Flüchtlingsarbeit. Die Ligaverbände fordern außerdem seit langem einen Ausbau der Deutschsprachkurse – gerade auch für die Asylbewerber im Verfahren –, damit hier ankommende Flüchtlinge von Anfang an gezielt gefördert werden, um die deutsche Sprache auf einem möglichst hohen Niveau zu beherrschen. Sprachkurse sind die besten Orte, um sich auch mit den Lebensgewohnheiten und kulturellen Werten der Aufnahmegesellschaft vertraut zu machen. Hier kann man gut auch über konfliktreiche Themen sprechen“, so die Vorstandsvorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege Eva-Maria Armbruster.

Der Guide kann über den Newsletter auf www.fluechtlingshilfe-bw.de bestellt werden und wird zudem über die beteiligten Ministerien, die Liga der freien Wohlfahrtspflege und den Städtetag Baden-Württemberg publik gemacht.

PM

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