In der Region sind immer Paare ungewollt kinderlos: Wenn es mit Nachwuchs nicht auf Anhieb klappt

Viele Paare wünschen sich sehnlichst ein Kind. Doch wer denkt, Kinderkriegen ist die einfachste Sache der Welt, der kann sich schnell irren. Denn nicht immer klappt es auf Anhieb mit dem eigenem Nachwuchs. So ist in den Landkreisen Esslingen und Göppingen seit 2008 ein kontinuierlicher Anstieg der ungewollt kinderlosen Paare zu beobachten. Befanden sich vor sechs Jahren noch 321 Betroffene wegen Unfruchtbarkeit in ärztlicher Behandlung, erhöhte sich 2014 die Zahl auf 445. Das zeigen jetzt Zahlen zu unerfülltem Kinderwunsch bei Versicherten der AOK Baden-Württemberg. Landesweit ist deren Anteil seit 2008 um durchschnittlich 7,7 Prozent jährlich gestiegen; 2014 waren es 6.388 Betroffene.

Im Bereich der AOK Neckar-Fils, die als größte Krankenkasse der Region rund 40 Prozent der Bevölkerung in den Landkreisen Esslingen und Göppingen betreut, nahmen 253 Frauen und 192 Männer im Alter von 25 bis 49 Jahren 2014 die ärztliche Unterstützung in Anspruch. Diese ungewollt kinderlosen Paare warten oft viele Jahre vergeblich auf ein Kind. Kündigt sich trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr nach einem Jahr oder länger kein Kind an, könnte eine Fruchtbarkeitsstörung vorliegen. Dann ist es sinnvoll, gemeinsam mit einem Arzt oder einer Ärztin nach den Ursachen zu suchen“, sagt Dr. Wilhelm Gienger, Mitglied des Qualitätszirkes fem-es der Esslinger Frauenärzte.

Ergänzend dazu meint Dr. Elke Schöpke, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe aus Deggingen: „Mit zunehmendem Alter sinken die Chancen deutlich, schwanger zu werden oder ein Kind zu zeugen. Männer bleiben bis ins hohe Alter zeugungsfähig – allerdings lässt die Samenqualität ungefähr ab dem 40. Lebensjahr nach.“ Die künstliche Befruchtung für diese Paare ist somit die letzte Hoffnung.

Die AOK unterstützt bei unerfülltem Kinderwunsch über das gesetzlich vorgesehene  Maß hinaus: Unter bestimmten Voraussetzungen – etwa, dass die Partner mindestens 25 Jahre alt und bei der AOK versichert sein müssen – übernimmt sie 75 Prozent statt 50 Prozent der Kosten für die ersten drei Behandlungsversuche. Außerdem werden die Kosten für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die eine Schwangerschaft begünstigen sollen, zu 75 Prozent übernommen. Das gilt für verheiratete Paare und für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften von Frauen. Voraussetzung ist die ärztlich festgestellte krankheitsbedingte Kinderlosigkeit.

Oftmals hilft Reproduktionsmedizin zum ersehnten Babyglück. Allerdings kann das Ganze nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend sein: Denn der Wechsel zwischen Hoffen und Bangen wird in der Behandlungsphase meist noch intensiver. „Wichtig ist, dass die Betroffenen sich entspannen – der Druck muss weg. Immer wieder erleben wir, dass das Schwangerwerden sozusagen von ganz allein gelingt“, so Dr. Gienger.

Zusatzinformation:

An der Insemination (= Einbringen von Samenflüssigkeit in die Gebärmutter nach hormoneller Stimulation), der In-vitro-Fertilisation (IVF = Befruchtung außerhalb des Körpers, Zusammenbringen von Eizellen und Samenzellen im Reagenzglas, Rückgabe der Embryonen in die Gebärmutter) und der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI = Befruchtung außerhalb des Körpers, Entnahme von Eizellen, Einspritzen einer Samenzelle in die Eizelle, Rückgabe der Embryonen in die Gebärmutter) beteiligt sich die AOK Baden-Württemberg bis zu dreimal, an der Insemination im Spontanzyklus ohne Hormonbehandlung bis zu achtmal – das ist die Regelleistung. Im Rahmen der Mehrleistung werden dann die ersten drei Versuche mit 75 Prozent übernommen und der vierte bis achte Versuch mit 50 Prozent. Das gilt auch für Medikamente, die in diesem Zusammenhang verordnet werden.

PM

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