Lebenswirklichkeiten gerecht werden – Anforderungen einer evangeliumsgemäßen Ehe- und Familienpastoral

Das forum thomas hat zur Auseinandersetzung mit der katholischen Sexualethik eingeladen. Prof. Dr. Dr. Jochen Sautermeister, Moraltheologe an der Universität München, sprach ausgangs über gelingende Paarbeziehung. Denn, wenn zwei Menschen den Wunsch auf „gemeinsame Zeit der Liebe“ erleben wollen, kommen zunächst zwei unterschiedliche Lebensgeschichten zusammen.

Sautermeisterneu

Die normativen Muster der Herkunftsfamilien müssen zusammenpassen und ausgehandelt werden. Bei Paarbeziehungen geht es „immer darum, Balance zu finden“ und hängt stark davon ab, welche Vor-Erfahrungen gemacht wurden und trifft auf Muster, „die mich in meiner Herkunftsfamilie geprägt haben“.

Wenn Familienstressoren wie Geburt, Arbeitslosigkeit, Trennung und Pflege der Eltern hinzukommen, wird es gleich viel schwieriger dies alles zu bewältigen. Der Ehe- und Lebensberater Sautermeister verdeutlichte die Begrifflichkeit Ehe, die er als „ein Bund zwischen Mann und Frau“, wie es auch im Zweiten Vatikanum beschrieben wurde, sieht.

Grundlegende sei die Liebe- und Lebensgemeinschaft, die Offenheit für Kinder und das Verständnis der Ehe als ein Sakrament. Bei der Ehe ging man von den damaligen Vorstellungen, „Schutz der Schwächeren“, aus. Dies sieht heute anders aus; so kann es zum Schutz der Kinder besser sein, wenn aufgrund massiver Konfliktpotenziale Familien auseinandergehen, gleichwohl der Wunsch bei jedem Partner grundgelegt ist „ich will verlässlich sein“. Diese Selbstverpflichtung greift nicht immer und die Realität gilt es anzuerkennen. Die Pastoral sollte die Menschen bei ihren Bemühungen um ein auf authentisches christliches Leben in verantwortlichen Gewissensentscheidungen begleiten. „Es kann nicht sein, dass wir mit unverrückbaren Vorurteilen die Menschen definitiv abschreiben. Selbst Papst Franziskus wird nicht müde, die Barmherzigkeit ins Bewusstsein zu rufen. Eine solche Haltung der Barmherzigkeit lebt aus der Einsicht, dass Menschen in ihren Biografien etwas Individuelles sind. Wir müssen den Lebenswirklichkeiten und den Lebensgeschichten von Menschen gerecht werden“, so der Moralpsychologe Sautermeister zusammenfassend.

 

Felix Müller, Dekanatsreferent

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