Katholische Kirche und Caritas engagieren sich noch mehr für Flüchtlinge

In eine umfassende Beratung sowohl für ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe Tätige als auch für die Flüchtlinge selber will jetzt das Katholische Dekanat Göppingen-Geislingen einsteigen. Ein Programm hierzu stellten Dekan Martin Ehrler, der Leiter der Psychologischen Familien- und Lebensberatung Geislingen, Gerhard Betz sowie die Leiterin des Caritas-Zentrums in Göppingen, Sabine Stövhase in einem Pressegespräch in Geislingen vor.

Schon seit Oktober bietet die Psychologische Beratungsstelle der Caritas traumatisierten Flüchtlingen eine psychologische Beratung und Therapie an. Dieses Angebot wird wohnortnah und niederschwellig angeboten und soll eine erste wirksame Hilfe für Flüchtlinge mit traumatischen Erlebnissen darstellen. Hierfür wurde in Geislingen eine 25%-Stelle eingerichtet, die aber bei entsprechender Nachfrage aufgestockt werden kann. „Wir hoffen aber“, so Gerhard Betz, „dass auch andere Organisationen hier nachziehen und das Angebot somit merklich verbreitert werden kann“. Bisher gab es so gut wie keine Beratungsangebote für Erwachsene und Kinder. Eine Behandlung in Kliniken scheitert oft an der Kostenübernahme, so dass diese kostenlose Beratung außerhalb des Gesundheitssystems hier eine Lücke schließen kann. Das Sprachproblem soll mit Hilfe von Dolmetschern gelöst werden. Hierfür hat die Stadt Geislingen gerade die Schaffung eines Dolmetscherpools beschlossen. Kontaktstelle zu den Flüchtlingen aber auch zum Dolmetscherpool ist der Arbeitskreis Asyl in Geislingen.

Für die steigende Zahl der Flüchtlinge im Landkreis werden auch immer mehr ehrenamtliche Helfer tätig. An diese wendet sich ein weiteres neues Angebot der Katholischen Erwachsenenbildung und der Caritas. Ab Anfang 2016 wird eine Kursreihe für Ehrenamtliche angeboten, in denen diese für den Umgang mit Flüchtlingen qualifiziert werden sollen. Erkennen und tolerieren sozialer, ethnischer, kultureller und konfessioneller Unterschiede, die Hilfe zur Selbsthilfe, aber auch die Grenzen der eigenen Hilfe werden hier thematisiert. Ein ganz besonderes Anliegen ist Dekan Martin Ehrler hierbei auch, die Flüchtlinge selber für die ehrenamtliche Hilfe zu begeistern. Viele Flüchtlinge bieten sich schon heute als Dolmetscher an und helfen anderen Flüchtlingsfamilien. „Dieses Engagement von Flüchtlingen wollen wir weiter fördern und deshalb ausdrücklich auch Flüchtlinge in dieses Kursangebot aufnehmen“, so Erler, der davon ausgeht, dass die Katholische Kirche hier Neuland betritt.

Ganz speziell für Jugendliche will das Dekanat Begegnungsstätten schaffen, in denen deutsche Jugendliche mit jugendlichen Flüchtlingen in Kontakt kommen. Das Angebot richtet sich sowohl an die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge als auch an jugendliche Flüchtlinge aus den Gemeinschaftsunterkünften. Als erstes will die Kirche in unmittelbarer Nähe der Pappelallee in Göppingen einen Treffpunkt aufbauen. Von hier aus sollen sich dann nicht nur gemeinsame Freizeitaktivitäten entwickeln, so hofft Sabine Stövhase, sondern auch gemeinsame Unternehmungen zum Kennenlernen der deutschen Gesellschaft und des Arbeitsmarktes.

Für den Aufbau dieser Begegnungsstätte sucht das Dekanat noch Helfer für „Schlüsselpositionen“, ansonsten soll sich die Begegnungsstätte selber organisieren.

Ehrenamtliche sucht das Dekanat noch, um die Öffnungszeiten der Kleiderkammer im Caritas-Zentrum in Göppingen erweitern zu können.

Alle Aktivitäten in der Flüchtlingsarbeit gehen nicht zu Lasten des normalen kirchlichen Engagements, betont Dekan Ehrler, es sind zusätzliche Angebote, die das soziale Angebot der Kirche verbreitern und nicht verlagern. Die Kirche will sich aber auch über die eigentliche Hilfe hinaus für Flüchtlinge einsetzen, Wohnraum bereitstellen, die Integration fördern und für ein friedliches und gedeihliches Miteinander sorgen.

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