Erstkommunion ist ein Familienevent

„Ist der Zeit- und Personalaufwand für die Erstkommunionkatechese noch gerechtfertigt?“,  fragten sich die katholischen Hauptamtlichen bei der monatlichen Dekanatskonferenz kürzlich in Wangen. Es ist doch immer das Gleiche: „Während der Vorbereitung zur Erstkommunion sind alle einigermaßen engagiert dabei. Und sobald die Kerzen gelöscht, der Blumenschmuck verwelkt und das Kommunionkleid im Schrank verschwunden sind, ist die Kirche wieder aus dem Sinn“, so ist zumindest die landläufige Meinung, führte Dekanatsreferent Müller in die Thematik ein.

In der Besprechungsrunde wurde der Mehrwert deutlich benannt. Fast alle Kinder, die katholisch getauft sind, gehen auch zur Erstkommunion. Im Jahr 2012 waren das beispielsweise bundesweit  rund 200.000 in diesem Jahr sind es 648 Kinder im Landkreis. „Immerhin reden wir hier vom größten Feld religiöser Bildung nach dem schulischen Religionsunterricht“, macht Müller deutlich. „Die Erstkommunion und ihre Vorbereitung ist viel besser als ihr Ruf“, fasst Dekan Martin Ehrler das Gesprächsergebnis zusammen. „Eltern und Kinder bewerten das Angebot der Gemeinden erstaunlich positiv. Auch langfristige Effekte auf die Religiosität seien deutlich zu sehen – und zwar bei Eltern und Kindern. „Nicht nur Kinder gehen zur Erstkommunion, sondern die ganze Familie“, wird festgestellt. Umso wichtiger sei es, die Eltern von Anfang an mit einzubeziehen. Das könne bei Elterntreffen während der Vorbereitung passieren oder bei Bibeltage, wie sie einige Gemeinden anbieten. „Das gehört dort selbstverständlich zur Katechese dazu. Die Kinder sollen mindestens eine Person zu diesem Tag mitbringen. Meist ist das die Mutter, es kann aber auch der Opa oder die Patin sein“, erklärt Gemeindereferentin Elke Lang, Lauterstein. Weniger wichtig sei, ob die Katechese in Blockseminaren oder regelmäßig stattfinde, ob sie 20 oder 40 Stunden umfasse. „Entscheidend ist die gute Beziehung zwischen den Beteiligten und dass sich Familien in allen Lebenslagen willkommen fühlen.“ Gerade Alleinerziehende oder Patchwork-Familien seien dann positiv überrascht, weil sie von der katholischen Kirche eher Ablehnung erwarteten als Verständnis. Überraschend sei auch so Lang, dass mehr Väter kommen und die Gesprächsrunden gleich intensiver werden. Und was bleibt von der Erstkommunion, wenn der Alltag wieder einkehrt? „In der Tat sitzen Kommunionkinder nicht fortan jeden Sonntag in der Kirchenbank. Aber der Gottesdienstbesuch sei auch längst nicht der alleinige Indikator“, so Müller. „Natürlich sollte die Erstkommunion nicht die ‚Letztkommunion‘ sein, aber ob ein Kind zum Gottesdienst kommt, hängt sehr von den Gewohnheiten der Eltern ab“. Auch gute Materialien seien wesentlich für eine gelingende Katechese. „Es macht einen Unterschied, ob ich den Kindern ein schön gestaltetes Buch mitgebe oder lose Kopien.“ Nicht nur an dieser Stelle bräuchten die Katecheten mehr Unterstützung. „Es reicht nicht, den Leuten einfach eine Mappe in die Hand zu drücken und dann zu sagen mach mal“, meint Gemeindereferentin Simone Jäger aus Wäschenbeuren und zudem „sind die Gegebenheiten in den Gemeinden eben sehr unterschiedlich.“ Häufig seien Katecheten zu sehr auf sich gestellt. „Und wir reden ja hier nicht von geschulten Pädagogen, sondern meist von Eltern, die sich der Sache freiwillig und aus innerer Überzeugung annehmen, zumal die Gewinnung der Kommunionmütter nicht immer leicht sei „, meint Dekan Martin Ehrler. Und diese müssen Antworten finden, auch auf kritische Glaubensfragen der Eltern und Kinder. „Wichtig ist es, authentisch zu sein, also mit seinem Glauben und den dazu gehörenden Zweifeln offen umzugehen. Das wird von Eltern und Kindern honoriert“, so Ehrler. Dann nähmen auch die Kinder viel aus der Vorbereitung mit und trügen christliche Werte in ihren Alltag hinein.

Felix Müller, Dekanatsreferent

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