25 Jahre Wiedervereinigung – Rund 276 000 Menschen sind seither aus den neuen Bundesländern per Saldo nach Baden‑Württemberg gezogen

Seit dem Jahr 1990 sind insgesamt rund 586 000 Menschen aus den fünf neuen Bundesländern nach Baden‑Württemberg gezogen; gleichzeitig sind etwa 310 000 Personen aus dem Südwesten wieder nach Ostdeutschland weggezogen, so das Statistische Landesamt zum 3. Oktober 2015, dem 25 Jahrestag zur Wiedervereinigung. Damit hat Baden‑Württemberg seit 1990 per Saldo ca. 276 000 Einwohner allein aus den neuen Bundesländern hinzugewonnen.

Den höchsten Wanderungsgewinn – also die Differenz zwischen Zu- und Fortzügen – erzielte der Südwesten gegenüber den neuen Bundesländern im Jahr der Wiedervereinigung (+44 000). Und auch noch im Jahr 2001 zogen erheblich mehr Menschen zu als fort (+27 000). Seither ging der Wanderungsgewinn allerdings stetig zurück (Schaubild 1). In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres lag das Wanderungsplus mit nur noch knapp 800 Personen so niedrig wie noch nie.

Mehr Frauen als Männer zogen per Saldo zu

Von den seit 1990 insgesamt rund 586 000 Zugezogenen aus den neuen Bundesländern waren knapp 48 Prozent Frauen. Weil aber der Frauenanteil bei den Fortzügen nach Ostdeutschland geringer war (44,5 Prozent), sind damit per Saldo etwas mehr Frauen als Männer nach Baden‑Württemberg gezogen (51,7 Prozent). Die Wanderungsgewinne konzentrieren sich auf die jungen Erwachsenen. Annähernd die Hälfte des Wanderungssaldos seit 1990 entfiel auf die Altersgruppe der 18- bis unter 30jährigen. Dagegen spielt das Wanderungsgeschehen der Senioren praktisch keine Rolle für das Gesamtergebnis: Seit 1990 sind lediglich knapp 19 000 Personen im Alter von 65 und mehr Jahren nach Baden‑Württemberg zu- und etwas mehr als 15 000 in die neuen Bundesländer fortgezogen. Der Anteil des Wanderungsgewinns dieser Altersgruppe lag damit bei nur 1,3 Prozent des Gesamtsaldos (Schaubild 2).

Viele »Zuzügler« stammen aus Sachsen

Der Wanderungsgewinn Baden‑Württembergs gegenüber den neuen Bundesländern lag seit 1990 bei 276 000 Personen. Annähernd 89 000 Personen oder knapp 40 Prozent hiervon entfielen auf ein Wanderungsplus gegenüber dem Freistaat Sachsen. Mit deutlichem Abstand folgen Sachsen-Anhalt (47 000), Thüringen (44 000), Brandenburg (40 000) und Mecklenburg-Vorpommern (13 000).

Zuziehende zieht es häufig nach Stuttgart

Von Zuzügen aus den fünf neuen Bundesländern haben per Saldo alle Stadt- und Landkreise Baden‑Württembergs profitiert – allerdings in sehr unterschiedlichem Umfang. 1 Die höchsten Wanderungsgewinne von jeweils 10 000 Personen oder mehr seit dem Jahr 1990 haben der Stadtkreis Stuttgart und die Landkreise Ludwigsburg, Esslingen, Heilbronn sowie der Rhein‑Neckar- und der Ortenaukreis erzielt. Am geringsten waren die Gewinne in den Stadtkreisen Baden-Baden und Freiburg im Breisgau sowie in den Landkreisen Emmendingen und Heidenheim. Wird neben dem Wanderungssaldo auch die jeweilige Einwohnerzahl eines Kreises berücksichtigt, so haben »Zuzügler« (bezogen auf 1 000 Einwohner) am häufigsten eine neue Heimat in den Stadtkreisen Heilbronn und Pforzheim sowie in den stärker ländlich geprägten Gebieten wie dem Hohenlohekreis und dem Landkreis Schwäbisch Hall gefunden.

1Eine detaillierte Auswertung war für die Landkreise Freudenstadt und Rastatt allerdings nicht für den Zeitraum 1990 bis 2014 möglich: Bis zum Jahr 2000 war nämlich die Zahl der Fortzüge aufgrund der dort ansässigen Zentralen Aufnahmestellen für Spätaussiedler deutlich überhöht.

 

Wanderungsverflechtung zwischen Baden-Württemberg und den neuen Bundesländern seit 1990
Jahr Zuzüge Fortzüge Wanderungs-saldo
Anzahl
1) 2014: erste drei Quartale.
1990 48.982 5.030 43.952
1991 41.915 11.532 30.383
1992 30.113 14.738 15.375
1993 21.991 14.014 7.977
1994 19.491 14.849 4.642
1995 19.379 14.992 4.387
1996 18.395 14.995 3.400
1997 18.052 14.492 3.560
1998 21.002 13.724 7.278
1999 24.271 12.954 11.317
2000 30.162 12.073 18.089
2001 37.815 10.484 27.331
2002 33.075 11.196 21.879
2003 26.376 12.318 14.058
2004 23.665 12.029 11.636
2005 21.669 11.834 9.835
2006 20.543 11.606 8.937
2007 21.721 11.779 9.942
2008 21.032 12.297 8.735
2009 17.067 12.864 4.203
2010 15.105 12.597 2.508
2011 16.146 12.895 3.251
2012 14.686 12.566 2.120
2013 13.788 12.856 932
20141) 10.031 9.267 764

 

Wanderungssaldo zwischen Baden-Württemberg und den neuen Bundesländern 1990 bis 2014 nach Altersgruppen*)
Bevölkerung im Alter von … bis unter … Jahren Zuzüge Fortzüge Wanderungssaldo
Anzahl Prozent1)
*) 2014: erste drei Quartale.

1) Anteil am Gesamtwanderungssaldo.

unter 18 105.483 45.495 59.988 21,7
18 – 30 274.108 138.814 135.294 48,9
30 – 50 154.692 86.860 67.832 24,5
50 – 65 33.318 23.503 9.815 3,5
65 und älter 18.871 15.309 3.562 1,3
insgesamt 586.472 309.981 276.491 100,0

 

Wanderungsverflechtung zwischen den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs und den neuen Bundesländern 1990 bis 2014*)
Stadtkreis (SKR),
Landkreis (LKR),
Land
Zuzüge Fortzüge Wanderungssaldo
Anzahl je 1.000 Einwohner
*) 2014: 1. Halbjahr; aussagekräftige Ergebnisse für die Landkreise Rastatt und Freudenstadt sind nicht möglich; vgl. Fußnote zum Text.
Stuttgart (SKR) 44.745 23.623 21.122 36
Böblingen LKR) 18.761 9.547 9.214 26
Esslingen (LKR) 24.694 13.077 11.617 23
Göppingen (LKR) 11.266 5.732 5.534 22
Ludwigsburg (LKR) 27.309 13.442 13.867 28
Rems-Murr-Kreis (LKR) 19.893 10.161 9.732 24
Heilbronn (SKR) 8.998 3.746 5.252 45
Heilbronn (LKR) 21.071 8.347 12.724 42
Hohenlohekreis (LKR) 8.852 2.829 6.023 59
Schwäbisch Hall (LKR) 13.084 5.600 7.484 42
Main-Tauber-Kreis (LKR) 9.396 4.180 5.216 40
Heidenheim (LKR) 5.903 2.802 3.101 24
Ostalbkreis (LKR) 13.255 6.881 6.374 21
Baden-Baden (SKR) 3.629 1.634 1.995 38
Karlsruhe (SKR) 15.784 8.652 7.132 25
Karlsruhe (LKR) 18.181 8.195 9.986 24
Heidelberg (SKR) 10.397 6.775 3.622 25
Mannheim (SKR) 17.716 10.034 7.682 25
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 7.949 3.448 4.501 32
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 23.645 12.015 11.630 23
Pforzheim (SKR) 8.177 3.237 4.940 43
Calw (LKR) 12.023 6.258 5.765 38
Enzkreis (LKR) 8.274 4.164 4.110 22
Freiburg im Breisgau (SKR) 10.699 7.855 2.844 14
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 15.005 8.058 6.947 30
Emmendingen (LKR) 5.842 2.833 3.009 20
Ortenaukreis (LKR) 20.090 8.331 11.759 30
Rottweil (LKR) 6.922 3.013 3.909 29
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 12.472 5.694 6.778 33
Tuttlingen (LKR) 7.419 2.948 4.471 35
Konstanz (LKR) 17.069 8.783 8.286 32
Lörrach (LKR) 13.729 6.089 7.640 36
Waldshut (LKR) 11.849 5.280 6.569 41
Reutlingen (LKR) 11.870 6.590 5.280 20
Tübingen (LKR) 10.297 6.829 3.468 17
Zollernalbkreis (LKR) 6.889 3.632 3.257 18
Ulm (SKR) 7.981 4.076 3.905 34
Alb-Donau-Kreis (LKR) 9.127 4.108 5.019 28
Biberach (LKR) 8.479 3.723 4.756 27
Bodenseekreis (LKR) 12.598 6.205 6.393 33
Ravensburg (LKR) 12.284 6.000 6.284 24
Sigmaringen (LKR) 7.069 3.675 3.394 27
Baden-Württemberg 582.226 305.957 276.269 27

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/soziales/15830/

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.