Katholisches Dekanat „Wir können uns nicht abschotten“

Kath. Dekan Ehrler appelliert an die katholischen Kirchengemeinden und fordert aktive Gestaltung der Zuwanderung und Bekämpfung der Fluchtursachen

Dekan Martin Ehrler vom katholischen Dekanat hat dazu aufgerufen, die Herausforderungen, die sich durch die aktuelle Flüchtlingsbewegung stellen, aktiv zu gestalten. „Die krisenhaften Prozesse der Globalisierung werden mehr denn je auch in unserem Land spürbar“, so Martin Ehrler bei der Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses des Dekanats. „Durch die große Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, haben auch uns die Folgen der Krisen in anderen Regionen der Welt erreicht. Wir werden zu unmittelbar Betroffenen. Es gibt keine Möglichkeit zur Flucht aus dieser Realität.“

Ehrler warnte vor der Illusion, man könne angesichts der historischen Dimension der gegenwärtigen Situation eine Abschottung von diesen Entwicklungen propagieren. „Wir können uns nicht abschotten, sondern müssen versuchen, die Entwicklungen zu gestalten.“ Dabei ergeben sich nach seiner Überzeugung neben der jetzt besonders dringenden Aufgabe der Aufnahme drei zentrale Herausforderungen, die Integration der Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft, die Bekämpfung der Fluchtursachen und die Steuerung der Zuwanderung.

 

  1. „Wir stehen in der Verantwortung, zur Fluchtursachenbekämpfung in den Herkunftsländern beizutragen. Auch dabei gilt es europäisch zu denken und zu handeln. Deutschland ist in Europa eine Führungsrolle zugewachsen, die es gestalten muss“, forderte Ehrler.

 

  1. Gleichzeitig stehe Deutschland vor einer schwierigen Debatte über die Möglichkeiten der Steuerung und der Begrenzung von Zuwanderung, nicht weil es an gutem Willen zur Aufnahme von Flüchtlingen mangele, sondern weil die Gesellschaft absehbar an die praktischen Grenzen ihrer Aufnahmekapazität stoße. „Dabei muss klar sein, dass das in unserem Grundgesetz verankerte individuelle Recht auf Asyl nicht verhandelbar ist“, so der Dekan.

 

  1. Mit gleichem Nachdruck stelle sich die Frage, wie die Integration der in Deutschland bleibenden Flüchtlinge gelingen kann, wie Ghettoisierung und Parallelgesellschaften von Zuwanderern verhindert werden können. „Klar muss sein: Für alle, die zu uns kommen und die in unserem Land leben wollen, gelten die Maßstäbe unseres Grundgesetzes: Die Würde des Menschen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Trennung von Staat und Religion, um nur einige besonders zentrale zu nennen“, so Martin Ehrler. „Hier brauchen wir aber mehr als den Verweis auf Recht und Gesetz. Wir brauchen ein Bekenntnis zu unserer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung. Wenn wir selbst verkörpern, was wir wollen und dafür aktiv eintreten, müssen wir vor einem Druck durch die Zuwanderer aus anderen Religionen und Kulturen keine Angst  haben.“

 

Die Aufnahme, die Unterbringung und Unterstützung der Asylsuchenden ist nach wie vor eine große Herausforderung.

Ehrler bedankt sich bei allen Gemeindemitgliedern, die ehrenamtlich in den verschiedensten Asyl-Arbeitskreisen mitwirken und bei allen Kirchengemeinden, die schon in der vergangenen Monaten Räume zur Verfügung gestellt, oder die Flüchtlingshilfe finanziell unterstützt haben.

Dekan Ehrler bittet die Kirchengemeinden und die Gemeindemitglieder, sich weiterhin diesen Herausforderungen zu stellen und aus dem Geist christlicher Nächstenliebe großzügig zu helfen, wo immer es möglich ist; sei es bei der Beschaffung von Wohnraum oder bei der Betreuung der Flüchtlinge.

Dazu wurden die Kirchengemeinden bereits sowohl vom Papst wie vom Diözesanbischof  dieser Tage aufgerufen, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Unter anderem  bittet  der Diözesanbischof Dr. Gebhard Fürst:

„Die Aufgabe, Flüchtlingen geeigneten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, gestaltet sich immer schwieriger. Und in der jetzt kommenden kalten Jahreszeit wäre es für Flüchtlingsfamilien eine große Hilfe, wenn sie in beheizten Wohnungen leben und nicht mit ihren Kindern in Großzelten oder Hallen ausharren müssten. So bin ich Ihnen dankbar für jedes Angebot und jeden Hinweis auf Wohnraum. In diesen Tagen geht den Gemeinden eine Erhebung zu, die feststellen soll, was vor Ort an Hilfe und Unterstützung möglich ist. Ich bin mir sicher, dass Sie alle Anstrengungen unternehmen werden, Ihren Ideenreichtum auch weiterhin auszuschöpfen“. (Auszug aus dem Hirtenbrief)

Ehrler: „Diese Flüchtlingsaufgabe wird uns weiter gestellt bleiben, im ehrenamtlichen und hauptberuflichen Engagement, in Politik und Verwaltung. Unsere Kirchen und unendlich viele Menschen aus unseren Gemeinschaften leisten dabei Großartiges. Wir haben als Christen aus unserem Glauben heraus eine besondere Verpflichtung. „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 40)“

Hirtenbrief

Felix Müller, Dekanatsreferent

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