Körperliche Gesundheit bei psychisch kranken Menschen fördern: Projekt PSY-KOMO läuft im Christophsbad – Es will körperliche Erkrankungen bei psychisch Erkrankten besser erkennen

Das Projekt, das in der Region unter Federführung des Göppinger Christophsbads (regionale Leitung: Professor Dr. Walter Hewer) durchgeführt wird, richtet sich primär an Patienten, die sich in ambulanter psychiatrischer Behandlung entweder in einer Institutsambulanz oder in Facharztpraxen befinden. Das Ziel ist die Gesundheitsförderung, da man inzwischen aufgrund von Studien weiß, dass bei schweren psychischen Erkrankungen sehr häufig zusätzlich auch körperliche Erkrankungen (somatische Komorbidität) vorliegen. Dazu zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und manchmal auch unerwünschte Wirkungen oder Wechselwirkungen von Medikamenten, die zu den bereits bestehenden Symptomen der psychischen Erkrankungen wie etwa Antriebsverlust und emotionale Instabilität hinzukommen können.

In dieser Gemengelage führt das zu einer früheren Sterblichkeit (Mortalität) im Vergleich zum Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Hier möchte das Projekt, das 2021 gestartet ist, ansetzen mit erwarteten erheblichen Verbesserungspotentialen. Die Betroffenen sollen in individuellen Gesundheitszielen unterstützt werden. Dazu gehören beispielsweise gesunde Ernährung, Reduzierung von Übergewicht, Raucherentwöhnung, Bewegung, Stressreduktion und die Unterstützung bei der Therapie bestehender Erkrankungen.

Gesundheitsbegleiterinnen helfen etwa bei der Vermittlung von Artterminen oder bei Behördengängen und unterstützen bei den angestrebten Zielen in der momentanen Behandlung. Gesundheitsbegleiterin Nathalie Dannenmann sagt, dass Patienten oft keinen niedergelassenen Arzt und nicht selten auch Ängste vor einem Arztbesuch hätten. Hier begleite und unterstütze man. Mit den Teilnehmenden wird in einem Erstgespräch und anhand einer Checkliste der Bedarf abgeklärt. Das Wichtigste sei, Vertrauen aufzubauen, so Dannenmann.

Die Gesundheitsbegleiterinnen bieten beispielsweise offene Bewegungsrunden im Park des Christophsbads an. Mittwochs um 13 Uhr (Nathalie Dannenmann und Petra Pfisterer) und donnerstags gibt es um 12 Uhr im Ehinger gemeindepsychiatrischen Zentrum eine Bewegungsgruppe Haltung-Balance-Kraft (Dorothee Briechle). Das Forschungsprojekt rücke wie kein anderes das wichtige Thema der körperlichen Gesundheit psychisch Kranker, in dem es um Lebenserwartung und Lebensqualität gehe, in den Vordergrund, sagte Prof. Dr. Nenad Vasic, Ärztlicher Direktor des CB. Er freue sich, dass man im CB eine federführende Rolle in diesem bundesweiten Projekt bekommen habe.

Zitat

„Es geht um Hilfen für schwer psychisch kranke Menschen und um deren Gesundheitsversorgung.“ Professor Dr. Walter Hewer, Christophsbad Göppingen

Infos

PSY-KOMO ist ein Akronym, also eine Abkürzung für

die Worte „Psyche“ einerseits und „Komorbidität“ andererseits. Es soll das Zusammentreffen psychischer und körperlicher Erkrankungen umschreiben.

Gesundheitsbegleiterinnen

Das 2021 bundesweit gestartete und durch öffentliche Mittel geförderte Projekt wird von einer Arbeitsgruppe der Universität Düsseldorf geleitet. Es werden Patienten in vier Regionen in Deutschland einbezogen. Eine davon befindet sich in Baden-Württemberg mit den Kreisen Göppingen, Ulm und Alb-Donau. Das Projekt wird maßgeblich durch Gesundheitsbegleiterinnen (medizinische Fachangestellte beziehungsweise Pflegekräfte) getragen. Nathalie Dannenmann, Dorothee Briechle und Petra Pfisterer kümmern sich in Göppingen und Ehingen um die Gesundheitsförderung von Patientinnen und Patienten und vermitteln bei Kursen oder unterstützen bei der Kommunikation mit Krankenkassen.

Termine

Mittwochs um 13 Uhr: offene Bewegungsrunde im Klinikpark des CB (Leitung Dannenmann und Pfisterer). Donnerstags ab 12 Uhr: Bewegungsgruppe Haltung-Balance-Kraft im gemeindepsychiatrischen Zentrum in Ehingen (Leitung Briechle).

Registerstudie

Eine Registerstudie aus dem Jahr 2019 (Erstautor Frank Schneider), ergab in einer großen deutschen Stichprobe, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie Borderline-Persönlichkeitsstörung, psychotischen Störungen, bipolaren Störungen und schwerer unipolarer Depression fünf bis acht Jahre früher versterben als der Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung. Es ist davon auszugehen, dass die Übersterblichkeit überwiegend auf körperliche Ursachen zurückzuführen ist.

Foto: Gesundheitsbegleiterinnen v.l.n.r.: Petra Pfisterer, Dorothee Briechle und Nathalie Dannenmann.

PM Christophsbad GmbH & Co. Fachkrankenhaus KG

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