Verkehrsinfrastruktur 2030: Klimaschutz erfordert erheblichen Ausbau der Schieneninfrastruktur

Am Freitag, 13.10.2017, wurden die Ergebnisse des Gutachtens „Verkehrsinfrastruktur 2030: Ein Klimaschutzszenario für Baden-Württemberg“ in Stuttgart vorgestellt. „Die Klimaziele sind erreichbar. Jedoch erfordern sie weit mehr Investitionen in die Schieneninfrastruktur als im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 der Bundesregierung vorgesehen und mehr Investitionen in den Öffentlichen Verkehr“, so Verkehrsminister Winfried Hermann. Das Ministerium für Verkehr hat das Gutachten Ende 2014 in Auftrag gegeben.

Es zeigt für das Jahr 2030, wie die Verkehrsinfrastrukturen ausgelastet sind, wenn die Klimaschutzziele erreicht werden: Welche Bedeutung hat welches Verkehrsmittel dann und wie sähen die Infrastrukturen aus? Die Bundesregierung hat in Folge des Klimaschutzabkommens von Paris für das Jahr 2030 eine CO2-Reduktion von 40-42 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 als Ziel im Verkehrssektor vorgegeben.

Minister Hermann weiter: „Wir können unsere heutigen Mobilitätsbedürfnisse weiterhin erfüllen. Allerdings brauchen wir dafür auch Infrastrukturen für umweltfreundliche Verkehrsmittel. Ein „Weiter so“ geht nicht, die Folgen des Klimawandels würden unbeherrschbar und die Folgekosten höher als die Klimaschutzkosten.“

Hintergrund

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hatte die gleichen Gutachter, die für das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die Verkehrsverflechtungsprognose zum BVWP 2030 erstellt haben, ein Klimaschutzszenario rechnen lassen. Es nutzt die gleichen Modelle und Methoden wie die Verflechtungsprognose. Geändert wird, dass die CO2-Emissionen des Verkehrs bis 2030 gegenüber 1990 stärker abnehmen müssen. Bei der BVWP-Verflechtungsprognose werden für das Land nur 21 Prozent Reduktion erreicht, bundesweit 26 Prozent. Dies liegt unter anderem am für Baden-Württemberg prognostizierten weiteren Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Das Klimaschutzszenario für Baden-Württemberg, welches primär Maßnahmen zur Verlagerung des Verkehrs auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel im Fokus hat, erreicht immerhin eine Minderung von 34 Prozent.

Die Umsetzung des Klimaszenarios Baden-Württemberg würde zu einer Verringerung der Verkehrsbelastungen im Straßennetz sowie zu Mehrbelastungen im öffentlichen Verkehr in Baden-Württemberg führen. Mit der Senkung des Kfz-Verkehrs ist eine Reduktion des CO2-Ausstosses verbunden, die Reisezeiten auf der Straße verkürzen sich deutlich durch weniger Staus, auch Unfälle nehmen ab. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Autobahnen steigt um 6%, die Unfallkosten sinken um 24% im Vergleich zum BVWP-Szenario.

Zusätzliche Sensitivitätsanalysen belegen, dass die Klimaschutzziele der Bundesregierung und die Klimaschutzziele des Landes für das Jahr 2030 voraussichtlich nicht ausschließlich aufgrund verbesserter Fahrzeugtechnik oder durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen erreicht werden können. Ein realistisches Klimaschutzszenario lässt sich demnach nur verwirklichen, wenn parallel verschiedene Instrumente zur Anwendung kommen.

Das Szenario bestätigt darüber hinaus, dass auch die Investitionen des BVWP 2030 zur Schiene nicht ausreichen. Nur mit einem stärkeren Ausbau der Schienenkapazitäten sowie mit dem Abbau von Hindernissen bei der Nutzung der Schiene ist in Baden-Württemberg eine deutliche Verlagerung vom Straßen- auf den Schienenverkehr erreichbar. Ein erheblicher Ausbau der Schieneninfrastruktur, und zwar über das im BVWP gegebene Maß hinaus, vor allem in den Ballungsgebieten ist erforderlich. Die Investitionen werden voraussichtlich erheblich sein. Für diese gilt es, einen Finanzierungsrahmen zu schaffen. Selbst mit zusätzlichen verkehrspolitischen Maßnahmen sind die Ziele bis zum Jahr 2030 sehr schwer zu erreichen. Der Ausbau des Angebots für umweltfreundliche Verkehrsmittel allein reicht dabei bei weitem nicht aus.

Die zusammenfassende Broschüre ist im Internet verfügbar. Dort wird auch das gesamte Klimaschutzszenario sowie begleitende Berichte zu dem verwendeten Modell und zu möglichen Maßnahmen zum Klimaschutz veröffentlicht. Das Klimaschutzszenario wurde von dem Konsortium Intraplan Consult, IVV GmbH, Planco Consulting und TTS TRIMODE Transport Solutions GmbH erstellt. Als wissenschaftliche Begleitung fungierten Universität Stuttgart (Institut für Straßen- u. Verkehrswesen) sowie PTV Transport Consult GmbH.

PM

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