Baden‑Württemberg: Höchste Zahl an Einbürgerungen seit 2003 – Starker Anstieg der Einbürgerungen von kroatischen Staatsangehörigen

Im Verlauf des Jahres 2014 wurden in Baden‑Württemberg 16 804 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert. Damit ist nach Angaben des Statistischen Landesamtes die Zahl der eingebürgerten Personen gegenüber dem Vorjahr um knapp 5 Prozent angestiegen. Die Einbürgerungszahl lag somit im Südwesten so hoch wie seit dem Jahr 2003 nicht mehr. Gegenüber dem Jahr 2000 haben sich die Einbürgerungen allerdings um über 40 Prozent verringert. 1

Jede fünfte Einbürgerung von türkischen Staatsangehörigen

Im vergangenen Jahr wurden in Baden‑Württemberg Ausländer aus insgesamt 138 Nationen eingebürgert. Mit Abstand am häufigsten – wie bereits in den Jahren zuvor – haben Türken (3 407) die deutsche Staatsangehörigkeit erworben; jede fünfte Einbürgerung betraf damit Personen mit einer türkischen Staatsangehörigkeit. An zweiter Stelle folgen Einbürgerungen von Staatsangehörigen Kroatiens (1 270), knapp gefolgt von Staatsangehörigen der Republik Kosovo (1 267). Unter den 15 Herkunftsstaaten mit der höchsten Zahl an Einbürgerungen waren neben 12 europäischen auch 3 asiatische Staaten – Irak, Kasachstan und Iran – vertreten. Während im vergangenen Jahr die Zahl der Einbürgerungen insbesondere von Personen mit einer ukrainischen, einer griechischen oder einer türkischen Staatsangehörigkeit gegenüber 2013 zurückgegangen ist, haben sich Personen mit einer italienischen oder einer irakischen, vor allem aber mit einer kroatischen Staatsangehörigkeit erheblich häufiger einbürgern lassen. Wurden 2012 lediglich 145 Kroaten eingebürgert, waren es 2013 bereits 529; im vergangenen Jahr hat sich deren Zahl nochmals auf 1 270 mehr als verdoppelt. Hier dürfte sich der EU-Beitritt von Kroatien zum 1. Juli 2013 positiv auf die Einbürgerungsbereitschaft ausgewirkt haben, da kroatische Staatsbürger aufgrund ihrer EU-Mitgliedschaft ihre frühere Staatsangehörigkeit nun behalten können. In den Jahren zuvor mussten Eingebürgerte ganz überwiegend ihren kroatischen Pass abgeben.

Hohe Einbürgerungsquote bei Iranern, Irakern und Kasachen

Dass Mitbürger aus der Türkei – absolut betrachtet – in Baden‑Württemberg am häufigsten eingebürgert werden, überrascht wenig, weil diese die größte ausländische Bevölkerungsgruppe bilden. Wird deshalb die Zahl der eingebürgerten Personen auf die jeweilige Bevölkerungsgruppe bezogen, so ergibt sich ein anderes Bild: Die Einbürgerungsquote der türkischen Bevölkerung lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Prozent und entsprach damit genau derjenigen der Ausländer insgesamt. Deutlich höher war die Einbürgerungsquote insbesondere bei Personen mit einer iranischen, irakischen oder kasachischen Staatsangehörigkeit mit zwischen knapp 4 und annähernd 5 Prozent. Sehr gering war die Quote vor allem bei Staatsangehörigen aus Italien.

Mehr als die Hälfte der Eingebürgerten erhält doppelte Staatsbürgerschaft

Die Gründe für das unterschiedliche Einbürgerungsverhalten sind vielfältig. Entscheidend für die niedrige Quote bei Menschen aus EU-Staaten dürfte sein, dass diese auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft weitgehend den deutschen Staatsangehörigen gleichgestellt sind. Daneben spielt sicherlich auch die Frage eine Rolle, ob beim Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit die frühere Staatsangehörigkeit beibehalten werden kann. Dies war nach Angaben des Statistischen Landesamts 2014 immerhin bei mehr als der Hälfte der Einbürgerungen der Fall (57 Prozent). 2Allerdings gab es je nach Herkunftsland erhebliche Unterschiede: So mussten beispielsweise bei den Eingebürgerten aus der Türkei sowie der Ukraine jeweils über 90 Prozent ihre frühere Staatsangehörigkeit aufgeben, während Eingebürgerte unter anderem aus Afghanistan und aus Syrien zu 100 Prozent ihre bisherige Staatsbürgerschaft behalten konnten.

Jeder dritte Eingebürgerte lebt seit mindestens 20 Jahren in Deutschland

Die Aufenthaltsdauer in Deutschland ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Einbürgerung. Um die Voraussetzungen für eine so genannte Anspruchseinbürgerung zu erfüllen, müssen Ausländer grundsätzlich mindestens seit acht Jahren in Deutschland leben. Ein relativ großer Anteil der Einbürgerungen entfällt deshalb auf Personen, die bisher acht bis 14 Jahre in Deutschland gelebt haben (33 Prozent). Etwas mehr, nämlich 36 Prozent der Eingebürgerten, leben bereits seit mindestens 20 Jahre in Deutschland; bei den Männern sind es sogar 39 Prozent, bei den Frauen 33 Prozent. Bei immerhin 10 Prozent der Männer bzw. bei 13 Prozent der Frauen, die eingebürgert wurden, lag die Aufenthaltsdauer in Deutschland bei unter acht Jahren.

Häufigste Einbürgerungen im Alter von 23 bis unter 35 Jahren

Gut 5 200 Personen waren zum Zeitpunkt ihrer Einbürgerung zwischen 23 und 34 Jahre alt; fast jede dritte Einbürgerung im Jahr 2014 entfiel damit auf diese Altersgruppe. Jeder vierte Eingebürgerte zählte zur Altersklasse der 35- bis 44-Jährigen. Lediglich rund 600 oder gut 3 Prozent der Ausländer, die 2014 die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben, waren bereits 60 Jahre oder älter. Insgesamt wurden mehr Frauen als Männer eingebürgert (ca. 7 800 gegenüber ca. 6 700). Knapp 2 300 der Eingebürgerten waren Minderjährige.

Heidelberg und Landkreis Emmendingen mit höchster Einbürgerungsquote

In den letzten Jahren Jahren ist bezüglich der Einbürgerungszahlen ein insgesamt positiver Trend zu beobachten. Dies gilt fast flächendeckend für das gesamte Land. Allerdings zeigen sich bei der Einbürgerungsquote, also bei der Zahl der Einbürgerungen bezogen auf die jeweilige Zahl der ausländischen Bevölkerung, deutliche regionale Unterschiede: Am höchsten lag diese Quote zuletzt im Stadtkreis Heidelberg sowie in den Landkreisen Emmendingen, Konstanz und Breisgau-Hochschwarzwald, wo im Zeitraum 2010 bis 2014 immerhin jeweils rund 8 Prozent der Ausländer eingebürgert wurden. Dagegen lag diese Quote im Enzkreis sowie im Stadtkreis Baden-Baden mit rund 4 Prozent lediglich halb so hoch 3

1Der Rückgang der Einbürgerungszahlen insgesamt ist aber wohl überzeichnet, weil diese in den Jahren 2000 und 2001 „überhöht“ waren. So wurden in diesen beiden Jahren ein Teil der Einbürgerungen nach einer Übergangsregelung für Kinder vollzogen, bei der nur bis zum 31.12.2000 Anträge gestellt werden konnten.

2Grundsätzlich müssen Ausländer beim Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit ihre bisherige aufgeben. Allerdings gibt es Gründe, nach denen das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht erlaubt, dass jemand neben der deutschen noch eine weitere Staatsangehörigkeit besitzt. So kann unter anderem dann die bisherige Staatsangehörigkeit beibehalten werden, wenn dem Ausländer bei Aufgabe der ausländischen Staatsangehörigkeit erhebliche Nachteile entstehen, die über den Verlust der staatsbürgerlichen Rechte hinausgehen.

3Die Aussagekraft der berechneten regionalen Einbürgerungsquoten ist allerdings begrenzt und stellt allenfalls eine Momentaufnahme des regionalen Einbürgerungsverhaltens dar: Zum einen ist die Einbürgerungsquote von der regional unterschiedlichen Zusammensetzung der ausländischen Bevölkerung nach der Altersstruktur und den jeweiligen Staatsangehörigkeiten abhängig. Zum anderen gibt es auch regionale Unterschiede beim Anteil derjenigen, die überhaupt die rechtlichen Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen.

 

Einbürgerungen in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2000
Jahr Einbürgerungen insgesamt Davon
Männer Frauen Minderjährige
2000 29.071 11.071 9.041 8.959
2001 28.112 8.831 8.694 10.587
2002 22.868 8.714 8.804 5.350
2003 19.454 7.898 7.811 3.745
2004 16.068 6.724 6.730 2.614
2005 15.024 6.281 6.534 2.209
2006 14.271 5.928 6.351 1.992
2007 12.972 5.251 6.039 1.682
2008 11.281 4.550 5.170 1.561
2009 12.212 4.909 5.530 1.773
2010 12.778 5.262 5.845 1.671
2011 14.223 5.799 6.602 1.822
2012 16.390 6.881 7.348 2.161
2013 16.062 6.696 7.413 1.953
2014 16.804 6.738 7.805 2.261

 

Einbürgerungen und Einbürgerungsquote in Baden-Württemberg 2014 nach ausgewählten Staatsangehörigkeiten*)
Staatsangehörigkeit Einbürgerungen insgesamt Einbürgerungsquote1)
*) Dargestellt sind die 15 Staatsangehörigkeiten mit den höchsten Einbürgerungszahlen

1) Zahl der Einbürgerungen bezogen auf die jeweilige Bevölkerung in Prozent

Türkei 3 407 1,3
Kroatien 1 270 1,7
Republik Kosovo 1 267 2,8
Italien 849 0,5
Rumänien 689 1,1
Griechenland 664 0,9
Polen 585 0,9
Irak 487 4,3
Republik Serbien 371 0,9
Russische Föderation 348 1,3
Bosnien-Herzegowina 340 1,1
Ukraine 331 2,4
Bulgarien 292 1,4
Kasachstan 269 3,5
Iran, Islam. Republik 257 4,7
insgesamt 16.804 1,3

 

Eingebürgerte Ausländer in Baden-Württemberg 2014 nach Aufenthaltsdauer und nach Geschlecht
Aufenthalts-dauer von … bis unter … Jahren Einbürgerungen
insgesamt männlich weiblich
Prozent
unter 8 12 10 13
8 – 15 33 31 35
15 – 20 20 20 19
20 und mehr 36 39 33
insgesamt 100 100 100

 

Eingebürgerte Ausländer in Baden-Württemberg 2014 nach Altersgruppen und Geschlecht
Alter von … bis unter … Jahren Einbürgerungen
insgesamt männlich weiblich
unter 18 2.261 1.174 1.087
18 – 23 2.805 1.402 1.403
23 – 35 5.216 2.452 2.764
35 – 45 4.125 1.821 2.304
45 – 60 1.814 784 1.030
60 und mehr 583 279 304
insgesamt 16.804 7.912 8.892

 

Einbürgerungen in den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs 2010 bis 2014
Stadt- / Landkreis
Land
Einbürgerungen Einbürgerungsquote 2010 – 20141)
2010 2011 2012 2013 2014
Anzahl Prozent
1) Einbürgerungen bezogen auf die Zahl der Ausländer insgesamt.

2) Aufgrund einer Systemumstellung konnten im Hohenlohekreis ein Teil der Einbürgerungen des Jahres 2013 erst in 2014 berücksichtigt werden.

Stuttgart (SKR) 1.388 1.748 1.747 1.612 1.697 6,2
Böblingen LKR) 630 654 688 650 766 6,2
Esslingen (LKR) 676 834 984 977 1.014 6,3
Göppingen (LKR) 331 359 442 402 420 6,3
Ludwigsburg (LKR) 766 850 996 883 913 5,7
Rems-Murr-Kreis (LKR) 524 580 633 636 665 5,8
Heilbronn (SKR) 263 216 355 321 409 6,2
Heilbronn (LKR) 303 427 412 446 463 6,1
Hohenlohekreis (LKR)2) 66 51 92 52 121 5,5
Schwäbisch Hall (LKR) 145 151 185 172 210 6,7
Main-Tauber-Kreis (LKR) 49 98 83 87 67 6,1
Heidenheim (LKR) 143 169 214 184 148 6,8
Ostalbkreis (LKR) 250 361 391 329 317 6,7
Baden-Baden (SKR) 47 59 49 53 77 4,1
Karlsruhe (SKR) 289 309 387 563 756 5,3
Karlsruhe (LKR) 329 324 372 409 383 4,5
Rastatt (LKR) 176 207 228 246 264 5,3
Heidelberg (SKR) 310 333 425 366 389 8,2
Mannheim (SKR) 488 615 850 943 949 5,8
Neckar-Odenwald-Kreis (LKR) 153 113 134 130 105 7,0
Rhein-Neckar-Kreis (LKR) 714 735 767 736 751 7,3
Pforzheim (SKR) 228 254 331 346 306 6,4
Calw (LKR) 128 145 148 161 189 4,5
Enzkreis (LKR) 126 119 172 169 163 3,9
Freudenstadt (LKR) 97 85 102 97 119 5,4
Freiburg im Breisgau (SKR) 385 280 425 515 457 7,1
Breisgau-Hochschwarzwald (LKR) 232 269 285 304 268 7,6
Emmendingen (LKR) 148 173 199 193 132 7,9
Ortenaukreis (LKR) 292 327 335 311 342 5,2
Rottweil (LKR) 106 126 100 81 147 5,6
Schwarzwald-Baar-Kreis (LKR) 193 227 257 254 269 5,5
Tuttlingen (LKR) 154 209 202 176 249 6,9
Konstanz (LKR) 353 445 531 482 482 7,6
Lörrach (LKR) 355 362 344 337 322 6,8
Waldshut (LKR) 237 216 238 236 253 7,1
Reutlingen (LKR) 387 383 443 423 465 6,4
Tübingen (LKR) 268 263 360 347 355 6,8
Zollernalbkreis (LKR) 140 177 170 155 168 4,8
Ulm (SKR) 234 192 338 291 297 6,7
Alb-Donau-Kreis (LKR) 144 103 180 163 176 4,6
Biberach (LKR) 112 101 156 163 152 6,2
Bodenseekreis (LKR) 123 219 258 280 224 5,4
Ravensburg (LKR) 225 276 297 302 294 6,7
Sigmaringen (LKR) 71 79 85 79 91 4,6
Baden-Württemberg 12.778 14.223 16.390 16.062 16.804 6,1

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart, 2015

 

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