Die baden-württembergischen Umweltverbände BUND und NABU wenden sich heute mit einem Brief an alle Gemeinderät*innen in Baden-Württemberg. Darin appellieren sie an die politischen Vertreter*innen in den Kommunen, schnellstmöglich mit einer klimaneutralen Wärmeplanung zu beginnen.
Seit der Novelle des baden-württembergischen Klimaschutzgesetzes von 2020 sind große Kreisstädte und Stadtkreise zur Wärmeplanung verpflichtet. So hat die Stadt Kirchheim unter Teck (rund 42.000 Einwohner) beispielweise ihren ersten kommunalen Wärmeplan bereits im Mai 2023 verabschiedet. Kleinere Gemeinden und Städte können auf freiwilliger Basis mitmachen und für ihre Planung Landeszuschüsse bekommen. Hier geht etwa Bonndorf im Schwarzwald (rund 7.000 Einwohner) mit gutem Beispiel voran und deckt schon heute einen großen Teil des Wärmebedarfs durch industrielle Abwärme. BUND und NABU appellieren an weitere Gemeinden, schnellstmöglich mit der Wärmeplanung zu beginnen.
Keine Zeit verlieren: Schnelles Handeln für den Klimaschutz
„Die kommunale Wärmeplanung stellt einen wesentlichen Baustein des Klimaschutzes dar, denn der Wärmesektor ist für 40 Prozent der energiebedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich“, sagt Fritz Mielert, Referent für Umwelt und Energie des BUND Baden-Württemberg. „Für eine ressourcenschonende Wärmeerzeugung gilt es, jetzt die vorhandenen Potenziale und Strukturen zu nutzen und ein individuelles, regional sinnvolles Konzept zu erstellen.“
NABU und BUND empfehlen: Wärmepumpen statt Wasserstoff oder Holz
Im Rahmen des Umbaus von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu Klimaneutralität ist es essenziell, dass auch der Klimaschaden der Wärmeerzeugung massiv reduziert wird. „Die Bedeutung der Wärmewende wurde jahrelang verkannt und die Wärmeerzeugung in Klimaschutzprogrammen stiefmütterlich behandelt. Jetzt gilt es, die Wärmewende umfassend und schnell anzupacken“, so Andrea Molkenthin-Kessler, Referentin für Klimaschutz und Energie des NABU Baden-Württemberg. Dabei haben die Kommunen die Wahl zwischen einigen Alternativen, um ihren Wärmebedarf klimafreundlicher zu decken: Neben Wärmepumpen in verschiedenster Größe und Geothermie empfehlen die Naturschutzverbände, die Abwärme aus Industrieanlagen zu nutzen. Kritisch sehen die Verbände das Heizen mit Holz: Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist es nicht klimaneutral. Pro produzierter Wärmeeinheit sind die CO₂-Emissionen sogar höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas. Rechnungen des Weltklimarates zufolge werden pro Megawattstunde (MWh) bei Gas 202 Kilogramm (kg), bei Steinkohle 340 kg und bei Holz 403 kg CO₂ freigesetzt. Grundsätzlich sollte nur so viel Holz und Biomasse verheizt werden, wie regional auch nachhaltig angebaut werden kann, da sonst der Kahlschlag von Wäldern in anderen Teilen der Welt befördert wird, betonen die Verbände. Auch der Einsatz von ökologisch erzeugtem Wasserstoff sollte nur zurückhaltend geplant werden, da hierfür große Mengen an Windenergie oder Photovoltaik benötigt werden.
Andrea Molkenthin-Keßler hebt abschließend einen weiteren Vorteil guter Wärmeplanung hervor: „Neben dem Klimaschutz sichert dies Arbeitsplätze und bietet den Gemeinden somit einen Standortvorteil.“
Weitere Informationen:
BUND Baden-Württemberg zur Wärmewende |
Infos zu Energiewende und Klimaschutz des Dialogforums Energiewende und Naturschutz |
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.