Faire Lebensmittelpreise Fehlanzeige: Deutsche Umwelthilfe fordert mit Bauern- und Entwicklungsverbänden Verbot des Einkaufs unterhalb der Produktionskosten

  • Während bei Supermärkten steigende Gewinne prognostiziert werden, können viele Bäuerinnen und Bauern nicht mal Produktionskosten decken
  • Gedrückte Erzeugerpreise verschärfen nicht nur das Höfesterben, sondern bremsen auch Transformationswillen und damit die dringend notwendige Agrarwende
  • DUH, European Milk Board und INKOTA-netzwerk fordern Cem Özdemir auf, Einkauf unterhalb der Produktionskosten zu verbieten

 

Zum Start der Internationalen Grünen Woche warnt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit den Verbänden European Milk Board (EMB) und INKOTA-netzwerk vor absurden Krisenprofiten des Lebensmittelhandels und der Ernährungsindustrie auf Kosten von kleinbäuerlichen Betrieben und der Agrarwende. Während die Preise in Supermärkten laut Statistischem Bundesamt mit 20 Prozent über dem Vorjahresniveau etwa doppelt so stark steigen wie die allgemeine Inflation, können viele Milch-, Schweine- und Biohöfe am anderen Ende der Lieferkette noch immer nicht ihre Produktionskosten decken. Das bringt sie nicht nur wirtschaftlich in eine prekäre Lage, sondern bremst noch dazu die klimafreundliche Transformation der Landwirtschaft aus. Um das zu stoppen, fordern die Verbände Landwirtschaftsminister Özdemir auf, den Einkauf unterhalb der Produktionskosten schnellstmöglich zu verbieten.

Reinhild Benning, Agrar-Expertin der DUH: „Die Agrarwende braucht eine neue Geschäftsgrundlage: Wer Lebensmittel erzeugt, muss per Vertrag Planungssicherheit bekommen, welchen Preis Industrie und Handel für welche Menge und Qualität bezahlen. Dreht sich aber die Ertragsspirale für bäuerliche Betriebe weiter nach unten, setzt sich das Höfesterben fort. Übrig bleiben zunehmend industrielle Tierhaltungen, die niedrige Preise durch Massenproduktion zu kompensieren versuchen. Das darf Landwirtschaftsminister Özdemir nicht zulassen!

Bei Fleisch beispielsweise erhalten Erzeugerinnen und Erzeuger nur 20 Cent pro Euro, der über die Ladentheke geht. Für Milch erzielen Bauern und Bäuerinnen im Durchschnitt ähnlich niedrige Preisanteile. Dazu Elmar Hannen, Vorstandsmitglied des EMB: „Die Bundesregierung muss Verarbeiter und Handel, also den Markt, mit in die Pflicht nehmen, andernfalls kann die Transformation der Landwirtschaft nicht gelingen.“

Auch in den globalen Lieferketten sind Kleinbäuerinnen und -bauern zunehmend bedroht. So ist beispielsweise in Ecuador die Anzahl der bananenproduzierenden Familienbetriebe mit einer Fläche von weniger als fünf Hektar zwischen 2015 und 2018 um 60 Prozent gesunken.

Evelyn Bahn von INKOTA-netzwerk: „Agrarprodukte wie Kaffee, Kakao oder Bananen werden aus Ländern des globalen Südens importiert. Armut, Kinderarbeit und Arbeitsrechtsverletzungen gehören zum Alltag vieler Bäuerinnen und Bauern. Eine der Ursachen sind zu niedrige Preise für die Agrarprodukte. Für Kakaobäuerinnen und -bauern in Ghana müsste sich der Preis mindestens verdoppeln, um ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen. Wenn die Bundesregierung Menschenrechtsverletzungen in globalen Agrarlieferketten beenden will, braucht es einen gesetzlichen Rahmen zur Zahlung fairer Preise an die Menschen am Beginn der Lieferkette.

PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

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