Nach Silvesternacht des Schreckens: Deutsche Umwelthilfe fordert mit breitem Aktionsbündnis und Unterstützung der Gewerkschaft der Polizei von der Bundesregierung ein sofortiges absolutes Böllerverbot

  • Organisationen fordern mit Offenem Brief Innenministerin Faeser, Gesundheitsminister Lauterbach und Umweltministerin Lemke zum schnellen Handeln auf
  • Bereits mehr als 95.000 Unterschriften: Immer mehr Bürgerinnen und Bürger unterstützen DUH-Forderungen – Menschen können weiterhin unterschreiben und Böllerverbot fordern unter www.duh.de/boellerfrei/
  • Verengung der Sachlage auf die Bestrafung einzelner Täter ignoriert Diskussion um eingesetzte Waffen: Einzige Maßnahme, die in der Silvesternacht 2022/23 Menschen, Tiere und Umwelt hierzulande schützt, ist ein bundesweites Böllerverbot

 

Nachdem die archaische Böllerei in der Silvesternacht noch dramatischere Folgen hatte als zuvor bereits befürchtet, fordert ein von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) koordiniertes und von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) unterstütztes Verbändebündnis in einem Offenen Brief mit Nachdruck ein endgültiges Böllerverbot. Der Brief richtet sich an die zuständige Bundesinnenministerin Faeser, aber auch an Gesundheitsminister Lauterbach und Umweltministerin Lemke, da die Böllerei auch der Gesundheit der Menschen sowie der Umwelt schadet. Bereits mehr als 95.000 Menschen haben den Offenen Brief unterzeichnet. Die einzige Maßnahme, die Einsatzkräfte wie auch alle anderen Menschen, die Tiere und Umwelt schützt, sei ein bundesweites und vollständiges Böllerverbot, so das Bündnis.

Dem Bündnis gehören an: PETA Deutschland, das Deutsche Tierschutzbüro, VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz, TASSO, das Jane Goodall Institut Deutschland, der Deutsche Tierschutzbund, Menschen für Tierrechte, Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg, der Bundesverband Tierschutz, die NaturFreunde Deutschlands und der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dazu: „Wie auch früher nach Silvester wird neben einem generellen Böllerverbot über flankierende Maßnahmen, wie aktuell die Ausstattung der Rettungskräfte mit BodyCams gesprochen, zudem über noch härtere Strafen für Angriffe auf Polizei und Feuerwehr. Ein generelles Böllerverbot ist jedoch ein einfacher und schneller Schritt, das Problem spürbar einzugrenzen. Nur durch ein vollständiges Verbot gelingt es uns, dass durch Pyrotechnik nicht mehr tausende Menschen verletzt werden, Millionen an Tieren panisch flüchten und tausende Tonnen Müll in die Umwelt gelangen. Dieses Jahr stieg auch die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub im Vergleich zu den Vorjahren, in denen ein Verkaufsverbot galt, wieder stark an – in München um 911 Prozent zum Vorjahr. Mit einem Offenen Brief, den bereits mehr als 95.000 Menschen unterschrieben haben, fordern wir deshalb Innenministerin Faeser, Gesundheitsminister Lauterbach und Umweltministerin Lemke auf, endlich zu handeln. Dafür müssen lediglich zwei Ausnahmereglungen, die für den Verkauf und die Anwendung von Silvesterfeuerwerk gelten, aus der 1. Sprengstoffverordnung gestrichen werden. Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, den Offenen Brief zu unterzeichnen, damit sich eine solch schlimme Nacht nicht noch einmal wiederholt!“

Breite Unterstützung erhält die Bündnisforderung auch von der Mehrheit der Bevölkerung. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentrale Brandenburg sprechen sich 53 Prozent der deutschen Bevölkerung für ein Verbot der archaischen Silvesterböllerei aus. Unter www.duh.de/boellerfrei/ können sich Menschen auch weiterhin dem Offenen Brief an die Bundesinnenministerin anschließen.

Zur Silvesternacht 2022/23 waren erstmals nach zwei Jahren Feuerwerksraketen und Böller wieder erlaubt. Dabei kam es zu fast bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Einsatzkräfte wurden gezielt mit Böllern und Raketen angegriffen, allein in Berlin brannten mehrere hundert Gebäude und Fahrzeuge. Die Belastung für die Umwelt durch die tausenden Tonnen an Müll waren enorm. Auch Millionen Tiere und Menschen wurden durch die Knallerei in Panik versetzt.

Jochen Kopelke, der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Die Gewerkschaft der Polizei hält an ihrer Forderung eines generellen Böllerverbotes fest. Pyrotechnik in privater Hand ist gefährlich und nicht mehr zeitgemäß. Ein solches Verbot ist jedoch aus der polizeilichen Perspektive nur ein Baustein für ein deutlich friedlicheres Silvester. Angesichts der schockierenden Angriffe auf Einsatzkräfte wollen wir alle Beteiligten an einen Tisch bringen und am Ende mit klaren Aufträgen herausgehen. Eine Silvesternacht wie die vergangene darf sich nicht mehr wiederholen.“

Johannes Nießen vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst: „Wir unterstützen das Böllerverbot für zukünftige Silvesterfeiern unbedingt; sowohl der Lärm als auch der Feinstaub und die mit den Feuerwerken einhergehenden Begleiterscheinungen stellen eine schwerwiegende Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar.“

Laute, knallende Feuerwerkskörper haben auch in diesem Jahr tausende Tiere in Angst und Panik versetzt. Uns erreichten Meldungen von entlaufenen Hunden und Katzen und durch die Raketen verletzte und getötete Wildtiere – das muss endlich ein Ende haben. Die Politik muss ein Feuerwerksverbot jetzt umsetzen, um Tiere, die Umwelt und Menschen zu schützen„, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA.

„Für Tiere ist das Silvesterfeuerwerk die Hölle: Mehr als 1.100 Hunde und Katzen sind ihren Menschen rund um diesen Jahreswechsel entlaufen. Nach zwei Jahren, in denen der Verkauf von Böllern verboten war und sich die Zahlen der bei TASSO als vermisst gemeldeten Tiere deutlich reduziert hatten – und zwar 2020/2021 auf 540 und 2021/2022 auf 729 –  war das vergangene Silvester ein trauriger Beweis dafür, wie viel unnötiges Leid die vollkommen aus der Zeit gefallene Böllerei Tier und Mensch bereitet“, betont Mike Ruckelshaus, Leiter Tierschutz Inland bei TASSO e.V. und ausgezeichnet mit dem Ehrenpreis des Hessischen Tierschutzpreises 2022.

Karina Omelyanovskaya, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN: „Silvester bedeutet für viele Heimtiere, heimische Wildtiere und Tiere in der Landwirtschaft schlichtweg Stress und Terror. Knallgeräusche oder aufflammende Lichter von Feuerwerkskörpern oder Böllern können insbesondere auf Hunde sehr beängstigend wirken. Das äußert sich häufig schon Tage vor und auch weiter nach dem 31. Dezember durch Angst, Panik, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Durchfall oder stundenlanges Zittern. VIER PFOTEN fordert gemeinsam mit den Bündnis-Partnerinnen und -Partnern ein Böllerverbot zum Schutz aller Tiere.

Franziska Wulff, Vorstandsmitglied im Jane Goodall Institut Deutschland, kommentiert: Dass in der Silvesternacht Böller als Waffen gegen Polizei und Feuerwehr eingesetzt wurden, macht einfach nur fassungslos. Ein weiterer Punkt auf der bekannten Liste der Auswirkungen der Silvesterknallerei: massive Luftverschmutzung, teilweise schwere Verletzungen vieler Menschen und sogar Tote, Brände, entkräftetes Personal in den Krankenhäusern, Haus-, Zoo- und Wildtiere in Panik. Es reicht! Die Mehrheit in der Bevölkerung will ein Verbot privater Knallerei. Setzen Sie es endlich um, Frau Faeser!“

„Ohrenbetäubender Lärm, Brandgeruch und Lichtblitze am Himmel: Tiere erleben Silvester oft als wahren Alptraum. Dies gilt sowohl für Haustiere wie Hunde und Katzen, aber auch für Wildtiere wie Wildvögel, für Pferde sowie für landwirtschaftlich gehaltene Tiere wie Schweine, Kühe und Schafe. Sobald Ende Dezember der Verkauf von Feuerwerkskörpern und damit die Silvesterknallerei startet, wiederholen sich alljährlich die Berichte über im Angstzustand entlaufene, verunglückte, dauerhaft geschädigte oder gar verstorbene Tiere. Unsummen von Geld werden für ein scheinbares Vergnügen ausgegeben. Geld, das sinnvollen Zwecken und Einrichtungen wie beispielsweise den Tierschutzvereinen mit ihren Tierheimen zugeführt werden könnte,“ so Dr. Dalia Zohni, Fachreferentin für Heimtiere beim Tierschutzbund.

Links:

 

PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

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