Mit Argusaugen gegen quälerische Tiermisshandlungen: PETA-Angestellter und Journalist verlangt von 50 Landkreisen und Kommunen in ganz Deutschland Auskünfte über die Bedingungen in ihren Schlachthöfen

Umfangreiche Auskünfte von deutscher Tiertötungsindustrie gefordert: Im Juni 2014 hatte der PETA-Angestellte und Journalist Dr. Edmund Haferbeck Auskünfte zu Bedingungen und Fehlbetäubungen in der Schlachtfabrik des Tönnies-Unternehmens in Rheda-Wiedenbrück beantragt. Der verfügende Kreis Gütersloh informierte daraufhin das Schlachtunternehmen, woraufhin beide juristisch gegen das Auskunftsersuchen vorgingen.

Im April letzten Jahres – nach achtjährigem Verfahren – entschied das Oberverwaltungsgericht Münster endgültig zugunsten von Herrn Dr. Haferbeck: Der Kreis Gütersloh ist dazu verpflichtet, die verlangten Auskünfte zu erteilen; Revision wurde nicht zugelassen. Auf Grundlage dieses Urteils hat der PETA-Angestellte jetzt 50 Landkreise und Kommunen mit teils mehreren Schlachthöfen in ganz Deutschland angeschrieben und Auskünfte zu verschiedenen Punkten im Zeitraum der letzten fünf Jahre verlangt: Erstens zu Fehlbetäubungen und unzulässigen Abweichungen (dies sind technische, hygienische und sonstige Mängel) im Schlachthof. Zweitens zu eventuellen Zwangs- und Ordnungsgeldverfügungen. Drittens zu Strafanzeigen der Veterinärbehörden gegen die Schlachthofbetreibenden (inklusive der Ergebnisse aus etwaigen Verfahren). Und letztens zum Prozentsatz von Tieren, die mit Frakturen und/oder anderen Verletzungen oder Erkrankungen am Schlachthof angeliefert wurden. Herr Dr. Haferbeck erwartet von den angeschriebenen Schlachthöfen umfassende Kooperation.

„Dass flächendeckend Auskünfte über die Zustände in den Schlachthöfen verlangt werden, ist die logische Konsequenz der vielen Schlachthofskandale, die PETA und andere Organisationen aufgedeckt haben“, so Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „Was in diesen Höllen für Tiere und Menschen tagtäglich geschieht, ist einer modernen Zivilgesellschaft nicht würdig. Wer hierbei nichts zu verbergen hat, braucht das Auskunftsersuchen nicht zu fürchten. Alle, die sich nun aber zieren, haben ganz offensichtlich einiges zu verstecken. Es ist endlich an der Zeit, einen Gesamtüberblick über dieses Grauen zu erhalten.“

Hintergrundinformationen

Allein in deutschen Schlachthöfen werden jedes Jahr über 600 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse, fast 55 Millionen Schweine, über drei Millionen Rinder, eine Million Schafe, Tausende Ziegen und Pferde, schätzungsweise 30 Millionen Kaninchen und viele weitere Tiere getötet. Bei diesen enorm hohen Zahlen ist klar: Die Schlachtungen können nur im Akkord und beinahe rund um die Uhr durchgeführt werden – Fehlbetäubungen stehen auf der Tagesordnung. Laut Bundesregierung sind je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine und 4 bis über 9 Prozent der Rinder nicht ausreichend betäubt, wenn sie kopfüber an einem Bein aufgehängt werden und ihre Kehle durchtrennt wird [1]. In absoluten Zahlen bedeutet dies jährlich weit über 300.000 Rinder und über 6 Millionen Schweine – die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich weitaus höher. Für andere Tierarten wie befiederte Tiere wurde noch keine Fehlbetäubungsrate ermittelt, was damit zusammenhängen könnte, dass diese Tiere im Schlachthof nur in Tonnen und nicht als einzelne Individuen angegeben werden. Zudem wird oft gegen die gesetzlich festgelegten Zeiten zwischen Betäubung und tatsächlicher Tötung verstoßen, sodass die Tiere vor oder während der Tötung das Bewusstsein wiedererlangen. Verstöße gegen die ohnehin minimalen gesetzlichen Vorschriften sind die Regel. Auch sogenannte Biotiere werden meist in denselben Schlachtfabriken getötet wie ihre Leidensgenossen aus der konventionellen Tierhaltung. Und auch das Fleisch vom „Metzger nebenan“ stammt aus solchen Schlachthöfen.

PETA setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

[1] Deutscher Bundestag, Drucksache 17/10021: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Höhn, Friedrich Ostendorff, Undine Kurth (Quedlinburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 17/9824 – „Tierschutz bei der Tötung von Schlachttieren“, unter: https://dserver.bundestag.de/btd/17/100/1710021.pdf (Zuletzt abgerufen am 30.09. 2022)

Weitere Informationen:

PETA.de/Themen/Schlachthof

PETA.de/Themen/Schlachthöfe-Baden-Württemberg

PETA.de/Neuigkeiten/Odenwald-Schlachthof

PETA.de/Neuigkeiten/Regio-Schlachthof-Mannheim

PETA.de/Themen/Fleisch-aus-der-Region

PETA.de/presse/Tierquälerei-Aufdeckung-im-Schlachthof-Brensbach

PETA Deutschland e.V. ist mit über 1,5 Millionen Unterstützenden die größte Tierrechtsorganisation des Landes und setzt sich durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise dafür ein, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
PM PETA Deutschland e.V.

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