„Du sollst nicht töten“ – gilt das eigentlich noch? PETA fordert veganen 102. Deutschen Katholikentag

Nächstenliebe auch für Tiere: Am 15. März hat PETA die Veranstaltenden des 102. Deutschen Katholikentags angeschrieben. Die Tierrechtsorganisation bat die Kirchenvertretung, auf der am Mittwoch in Stuttgart beginnenden Großveranstaltung ausschließlich vegane Gerichte zu servieren und damit ein Zeichen für echte Nächstenliebe, für Frieden, Klimaschutz und gegen den Hunger auf der Welt zu setzen. Das Schreiben der Organisation blieb bisher unbeantwortet.

„Eine pflanzliche Ernährung bewahrt unsere Mitlebewesen, die Tiere, vor Leid und Tod. Sie schützt außerdem Menschen vor Krankheiten, schont die Umwelt und sorgt dafür, dass mehr Nahrung für alle Erdbewohner zur Verfügung steht. Wer an die Heiligkeit allen Lebens, an eine göttliche Schöpfung glaubt, und sie bewahren will, der sollte vegan leben“, so Daniel Cox, Teamleiter Kampagnen bei PETA. „Wir haben in unserem Brief an die christlichen Werte der Kirchenoberen appelliert und sie gebeten, sich für die Leidenden, Ausgebeuteten und Benachteiligten einzusetzen und getreu dem diesjährigen Motto ‚Leben teilen‘ zum 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart ausschließlich pflanzliche Gerichte anzubieten.“

Die Tierwirtschaft fördert Krankheit und Ausbeutung

In Agraranlagen, auf Tiermärkten und in Schlachthöfen werden Tiere in hoher Zahl auf engstem Raum zusammengepfercht. Sie müssen inmitten ihrer eigenen Exkremente leben und werden gewaltsam getötet. Auch Mitarbeitende dieser Industriezweige sind von inhumaner Behandlung und Ausbeutung betroffen. Die Produktion von Fleisch, Milch, Fischfleisch und Eiern steht mit einem erhöhten Risiko für Infektionsausbrüche in Verbindung. Bei 75 Prozent aller neu auftretenden Infektionskrankheiten handelt es sich um Zoonosen, also Krankheitserreger, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden. Bereits 2004 benannte die Weltgesundheitsorganisation WHO die steigende Nachfrage nach tierischen Produkten als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Zoonosen [1]. COVID-19, die Vogelgrippe H5N1, die SARS-Pandemie, MERS-CoV und die multiresistenten Keime, denen unzählige Menschen zum Opfer fallen – sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: die große Nachfrage nach Fleisch, Milch und Eiern, verbunden mit der Ausbeutung von Wildtieren durch Jagd und Handel [2]. Der Konsum tierischer Produkte ist zudem ein wesentlicher Risikofaktor für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und verschiedene Krebserkrankungen.

Welthunger und Tierwirtschaft sind eng miteinander verknüpft

Darüber hinaus fördert die Tierwirtschaft auch den Welthunger. Derzeit hungern rund 811 Millionen Menschen [3] – ein Zustand, der durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine erneut verschärft wurde. Zur Bekämpfung des weltweiten Hungers muss der Mensch dringend seine Ernährungsgewohnheiten ändern, denn die Produktion tierischer Erzeugnisse wie Fleisch, Milch und Eier stellt eine enorme Ressourcenverschwendung dar. Für den Gewinn einer einzigen tierischen Kalorie sind je nach Tierart 5 bis 30 pflanzliche Kalorien in Form von Tiernahrung erforderlich [4]. In der EU werden immense Mengen an Fleisch und Milchprodukten hergestellt und konsumiert. Die hierzu erforderliche Tiernahrung wie Soja oder Getreide kann jedoch nicht ausschließlich in der EU angebaut, sondern muss zum großen Teil importiert werden – auch aus Regionen, in denen Menschen Hunger leiden. Je mehr tierische Produkte konsumiert werden, desto weniger Menschen können ernährt werden, da die Ressourcen und Anbauflächen begrenzt sind. Von allen weltweit genutzten landwirtschaftlichen Flächen werden 83 Prozent für den Anbau von Tiernahrung und zur Schaffung neuer Weideflächen beansprucht [5]. Würde sich die Menschheit vegan ernähren, kämen die Feldfrüchte unmittelbar der Versorgung der Menschen zugute – so könnten zusätzliche 4 Milliarden Menschen ernährt werden [6].

Tierische Produkte befeuern die Klimakatastrophe und zerstören die Natur

Die landwirtschaftliche Tierhaltung – und damit der Konsum tierischer Produkte – ist auch eine der Hauptursachen für die größten Umweltprobleme unserer Zeit. Durch die globale Tierwirtschaft entstehen mehr Treibhausgase als durch den gesamten Verkehrssektor [7]. Ebenso stehen die Entwaldung im Amazonasgebiet, die Gewässerbelastung an vielen Orten Deutschlands sowie die Feinstaubbelastung in engem Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Der IPCC-Teilbericht aus dem Jahr 2021 warnt davor, dass die Emissionen sofort und auf breiter Front reduziert werden müssen, um einen „Code Red für die Menschheit“ zu verhindern. Dem Bericht zufolge kann eine pflanzliche Ernährung die Emissionen um bis zu 50 Prozent verringern [8]. Eine 2020 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass es durch ein weltweites pflanzliches Ernährungssystem innerhalb eines Temperaturanstiegs von 1,5 Grad Celsius bleiben könnten [9].

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] WHO/FAO/OIE (2004): Report of the WHO/FAO/OIE joint consultation on emerging zoonotic diseases. Online:https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/68899/WHO_CDS_CPE_ZFK_2004.9.pdf?fbclid=IwAR2ha8hDMHV8gDJYEadsk7-lxLS84Z3kSlq3E4-zG5kaWUh1Xc5vgJhTsJ4 (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[2] Bundesministerium für Bildung und Forschung (2011): Gefährliche Eindringlinge – Droht nach der Schweine- und Vogelgrippe in Zukunft eine Fledermausgrippe?, Online: https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[3] World Health Organization (2021): UN report: Pandemic year marked by spike in world hunger. Online: https://www.who.int/news/item/12-07-2021-un-report-pandemic-year-marked-by-spike-in-world-hunger (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[4] Der Futtermittel-Blues – EU-Agrarpolitik muss weg vom Flächenimport für Futter und Energie! (2011) Online: http://www.agrarkoordination.de/fileadmin/dateiupload/PDF-Dateien/TAZ-Beileger_AgrarInfo_Ansicht-17-5-2011.pdf (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[5] Poore, J., and Nemecek, T. (2018): Reducing Food’s Environmental Impacts Through Producers and Consumers, Online: https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987 (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[6] Science Daily: Existing cropland could feed four billion more by dropping biofuels and animal feed (2013), Online: https://www.sciencedaily.com/releases/2013/08/130801125704.htm (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[7] Xu, Xiaoming et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods, Online: https://www.nature.com/articles/s43016-021-00358-x (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[8] Spiegel Online (2021): Die reichsten zehn Prozent verursachen mehr als ein Drittel der Treibhausgase: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/geleakter-teil-des-ipcc-berichts-die-reichsten-zehn-prozent-verursachen-mehr-als-ein-drittel-der-treibhausgase-a-6d2e8438-7f3e-49bc-8967-4e3aeb6be585 (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

[9] Hayek, Harwatt, Ripple & Mueller (2020): The carbon opportunity cost of animal-sourced food production on land. Nature Sustainability, Online: https://www.nature.com/articles/s41893-020-00603-4 (zuletzt eingesehen am 23.5.2022)

Weitere Informationen:

PETA.de/Veganleben/Welthunger

PETA.de/Neuigkeiten/Zoonosen

PETA.de/Themen/Umwelt

PETA Deutschland e.V. ist mit über 1,5 Millionen Unterstützenden die größte Tierrechtsorganisation des Landes und setzt sich durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise dafür ein, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
PM PETA Deutschland e.V.

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