Die Reformation im Ottenbacher Tal

Mit Einführung der Reformation tat sich für die Bewohner vom Ottenbacher Tal ein tiefer Riss auf. Es gab Häuser und Gehöfte im Dorf, welche zwar Nachbarn waren – aber der angrenzende Nachbar gehörte zu einem anderen Landesherrn und damit auch zu einer anderen Kirche.

Das heißt, es gab im Dorf zwei Gemeindeverwaltungen: Die rechbergische Verwaltung für die Katholischen. Diese unterstand dem Grafen von Rechberg, beziehungsweise dem eingesetzten Vogt. Daneben die württembergische Verwaltung für die Evangelischen, die dem Herzog von Württemberg, vertreten durch das Cameralamt Göppingen unterstanden. Jede Gruppe hatte ihre Gemeinderäte denen jeweils ein sogenannter Rechnungsführer vorstand. Alle Entscheidungen der katholischen Seite oblagen dem Vogt des Hauses Rechberg, in letzter Instanz beim Grafen von Rechberg.

Für die Evangelischen war der Amtssitz in Hohenstaufen, das sogenannte Ämtchen Hohenstaufen, ein Zweig des württembergischen Amtes Göppingen. Zuständig war dort ein Cameralamtmann oder der Landvogt für Fils und Rems, später der Oberamtmann.

Besonders schwerwiegend war der Umstand, dass die Untertanen zu Kriegsdiensten ihrer jeweiligen Herrschaft verpflichtet waren. Das bedeutete, dass sich dörfliche Nachbarn im jeweiligen Kriegsheer gegenüberstanden. Bei der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 bereiten die ‚Kaiserlichen‘ (also auch Rechberger) den Schweden eine schwere Niederlage. Zwei Drittel der 6000 Mann starken württembergischen Landmiliz, welche die Schweden unterstützt hatte, fiel in der Schlacht.

Die Quellen dazu stammen von den Historikern Bernardin Schellenberger, Gabriele von Trauchburg, Stefan Lang und Klaus Graf .

Im Zusammenleben innerhalb der dörflichen Nachbarschaft galt über alle Jahrhunderte eine goldene Regel: Das Thema Religion blieb tabu. Es war die eine gläserne Wand.

Vor allem an den Grenzen, wo Katholische auf Evangelische trafen, hatte die Reformation großen Einfluss auf das Privatleben und die Religiosität. Heute ist kaum vorzustellen, wie groß der Konflikt war. Gegenseitige Exkommunikation und Häresien waren ausgesprochen. Ein schwereres Urteil konnte es aus Sicht eines Gläubigen nicht geben. Christen warfen sich gegenseitig vor, keine Christen zu sein. Der Tod wird als weniger harte Strafe empfunden! Es war daher eine besondere Herausforderung in den Grenzgebieten im normalen Leben klarzukommen.

Die evangelischen Schulkinder im Tal mussten aufgrund ihrer Konfession einen zum Teil anderthalb Stunden langen Schulweg nach Hohenstaufen zurücklegen. Unterwegs begegneten sie dem Sohn des Polizeidieners von Hohenstaufen, der, weil er katholisch war, nach Ottenbach zur Schule gehen musste. Dabei wohnte er in Hohenstaufen direkt neben dem Schulhaus.

All dieses Wissen und noch viel mehr steht im neuen Buch „Es war wie eine Wand – Auswirkungen der Reformation im Ottenbacher Tal 1534 – 2017“, herausgegeben von Karl Schönweiler, aus Ottenbach im Auftrag der Ökumene-Gruppe der evangelischen Christusgemeinde Eislingen-Ottenbach und der katholischen Kirchengemeinde St. Sebastian Ottenbach. Karl Schönweiler beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte des Stauferlandes, insbesondere mit dem Blick auf das Ottenbacher Tal. Er ist engagierter Katholik, Mitglied der Kolpingfamilie Ottenbach und als solcher seit 2000 Mitglied der kath.-evang. Ökumene-Gruppe Eislingen-Ottenbach (früher Ottenbach-Hohenstaufen).

Weitere Mit-Autoren sind  Frederik Guillet,evang. Pfarrer in Eislingen,  Lothar Holz und Stadtarchivar Martin Mundorff,

Erschienen ist das informative Buch mit 76 Seiten, vielen s/w-Fotos im Manuela Kinzel Verlag aus Hohenstaufen. Mit der ISBN 978-3-95544-115-9 ist es zu10 € im Buchhandel, direkt beim Verlag über das Internet erhältlich.

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