Verkehrsfreigabe der noch nicht fertigen Ortsumfahrung Gingen an der B 10

In Vertretung von Landesverkehrsminister Winfried Hermann, hat heute, 10. Juli 2018, Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl gemeinsam mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Steffen Bilger, MdB, Regierungspräsident Wolfgang Reimer sowie Vertretern der Region, die Ortsumfahrung Gingen an der Bundesstraße 10 im Landkreis Göppingen für den Verkehr freigegeben.

Pünktlich zum Beginn der Festlichkeiten fing es kräftig an zu regnen, so dass es sprichwörtlich zur Taufe des neuen B10-Abschnitts kam. Damit wollte Petrus wohl auch sein Bedauern dalegen über die Bauverzögerungen, die die Freigabe der Ortsumgehung sehr zum Unbillen der Gingener Bürger um fast ein Jahr verzögert hat. Was aber noch nicht Bedeutet, dass die Straße ab Mittwoch früf frei befahrbar ist. Noch wird an der Strecke gearbeitet, zahlreiche Bumaschinen warteten auch während der feierlichkeit noch auf ihren weiteren Einsatz.

„Damit erfüllt sich ein langgehegter Wunsch der Gingener Bevölkerung, für die diese Ortsumfahrung einen großen Gewinn an Lebensqualität bedeutet. Für Gingen ist sie eine große städtebauliche Chance, die alte Ortsdurchfahrt wieder lebenswert zu gestalten“, freute sich Lahl trotz des Regens und der Bauverzögerungen. „Und das nächste Projekt steht schon an: Wir geben heute dem Bund den RE-Vorentwurf unserer Planung für den weiteren Ausbau bis Geislingen mit auf den Weg. Sobald hier der Sichtvermerk vom Bund erteilt ist, können wir mit der Erstellung der Planfeststellungsunterlagen beginnen.“

Regierungspräsident Wolfgang Reimer stellte die Bedeutung des Neubaus dar: „Die neue B 10 nimmt circa 20.000 Kraftfahrzeugge pro Tag auf und schafft in den Ortsdurchfahrten von Eislingen, Gingen, Salach und Süßen eine Entlastung um bis zu 73 Prozent. Der lange Atem hat sich also gelohnt“, betonte Reimer.

Deutliche Verbesserung der Infrastruktur im Filstal

Durch den heute fertiggestellten Bau des rund 2,6 Kilometer langen Abschnittes der B 10 zwischen Süßen/Ost und Gingen/Ost wird die Infrastruktur im Filstal deutlich verbessert. Am Ende steht die Entlastung der Ortsdurchfahrt von Gingen vom Durchgangsverkehr.

Der insgesamt rund 28 Millionen Euro teure Bauabschnitt beinhaltet die Verlegung der K 1438 in Gingen und eine weitere Feldwegbrücke. Zudem wurde eine rund 860 Meter lange Lärmschutzwand errichtet. Während des Baus der Brücke sind weitere Bauwerke beziehungsweise Teile der B 10 herzustellen. So sind ein Regenklärbecken, die Barbarabachverlegung, die Verlegung von vier Wasserleitungen, die Herstellung hoher Stützwände sowie eine Feldwegbrücke weitere Bestandteile der Kreisstraßenverlegung. Die Wiederherstellung der K 1438 stellt den Abschluss dieser Arbeiten an der K 1438 dar.

Umsetzung zahlreicher Maßnahmen zum Artenschutz

Während der Bauarbeiten an der Ortsumfahrung Gingen werden auch zahlreiche Maßnahmen zum Schutz mehrerer Artengruppen umgesetzt. So werden beispielsweise zusätzliche Wanderkorridore für Eidechsen entlang des Barbarabaches und entlang eines parallel zur B 10 verlaufenden Feldweges angelegt, sowie durch die Verbreiterung einer Feldwegbrücke eine Überquerungshilfe über die B 10 geschaffen. Diese dient auch den vorhandenen Fledermäusen als Leitstruktur zum Überqueren der neuen B 10.

Der Rückbau der alten B 10 am ersten Bauabschnitt zwischen Plochingen und Göppingen ist bereits fertig gestellt. Derzeit wird die Ausführungsplanung für den Rückbau zwischen Eislingen und Süßen erstellt. Der Rückbau der B 10 zwischen Süßen und Gingen steht kurz vor der Ausschreibung und es soll noch in diesem Jahr mit dem Bau begonnen werden. Gleichzeitig wird mit dieser Maßnahme ein Hochwasserschutz für die Gemeinde Gingen erreicht.

Rückbau der alten B10-Ortsdurchfahrt

Für Bürgermeister Marius Hick war es ein lang erwarteter Tag. Er hatte immer gehoft, die Freigabe würde noch innerhalb seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister der Gemeinde Gingen. Er ist jetzt acht Jahre im Amt und hat es somit fast geschafft. Große Herausforderungen kommen jetzt auf die Gemeinde zu, soll doch die Ortsdurchfahrt zurückgebaut und inclusive der Bebauung neu gestaltet werden.

Mehr Belastung für Kuchen

Freie Fahrt um Gingen bedeutet mehr Verkehr und Stau in Kuchen, betonte Kuchens Bürgermeister Bernd Rößner, der Bürgermeister Hick als Sprecher der Bürgermeister zum Bau der B10-neu ablöste. Nicht nur er erwartet denn auch einen zügigen Weiterbau der B10-neu bis Geislingen-Ost. Landrat Edgar Wolff verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die B10 seit Beginn der Baumaßnahmen jährlich um circa einen Kilometer gewachsen ist, so ist einer Fertigstellung bis Geislingen-Ost durchaus in zehn Jahren zu erwarten.

Weitere Informationen:

Erste Planungsüberlegungen für den ortsdurchfahrtsfreien Bau der B 10 zwischen Göppingen und Gingen gab es bereits Mitte der fünfziger Jahre. Es bedurfte aber zahlreicher Planungsschritte und Abstimmungen, bis der Planfeststellungsbeschluss der Gesamtmaßnahme Neubau der B 10 zwischen Göppingen und Gingen am 30. Mai 1997 erlassen werden konnte. Dann dauerte es nochmals mehrere Jahre, bis vom Bund für einen ersten Teilabschnitt die zum Bau erforderlichen Mittel bereitgestellt wurden.

Im Juni 2001 konnte dann der erste Bauabschnitt des Gesamtprojekts, die Ortsumgehung Eislingen, begonnen werden. Dieser Abschnitt wurde im Juni 2006 für den Verkehr freigegeben.

Der Baubeginn des zweiten Abschnitts, der Ortsumgehung von Süßen, erfolgte im Sommer 2008. Dieser zweite Abschnitt wurde im Herbst 2011 fertiggestellt und die Stadt Süßen damit erheblich vom Durchgangsverkehr entlastet. Ein weiterer Abschnitt, der die neue B 10 östlich von Süßen mit der B 466 verbindet, wurde im Juli 2013 begonnen und im September 2016 – sogar früher als ursprünglich geplant – abgeschlossen. Jetzt gilt es, den Blick auf die weiteren Planungsschritte hinsichtlich eines Ausbaus bis Geislingen-Ost zu richten.

Ministerialdirektor Lahl erklärte in diesem Zusammenhang, dass der RE-Vorentwurf für die Planung ganz aktuell fertiggestellt sei. Das Land Baden-Württemberg habe damit die Voraussetzungen für einen zügigen Weiterbau bis Geislingen-Ost geschaffen. Im Interesse der gesamten Region bedürfe es nun einer baldigen Erteilung des Gesehenvermerks durch den Bund, damit die Planfeststellung vorbereitet werden könne.

 

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