Statt Boller Bahn erst einmal die bestehenden Bahn-Probleme lösen

Dass die Voralbbahn zwischen Bad Boll und Göppingen 1989 stillgelegt wurde, hatte damals seinen Grund – zu wenig Fahrgäste. Dass einige Zugenthusiasten diese Strecke gerne wieder befahren sehen würden, ist nachvollziehbar – lebt im Zugverkehr doch immer auch ein Stück Nostalgie. Aber ist dies wirtschaftlich darstellbar und noch zeitgemäß? fragt sich Rainer Staib vom CDU Gemeindeverband im Raum Bad Boll.

Seiner Ansicht nach mache Zugverkehr aus ökonomischer Sicht nur dann Sinn, wenn dazu eine entsprechende Taktung und eine gewisse Verlässlichkeit dahinter stehen würden. Da beides jedoch noch nicht einmal auf der bestehenden Filstalstrecke eingehalten werden könne, mache eine Überlegung für eine Reaktivierung der Voralbstrecke mit einem angedachten Neubau in Richtung Kirchheim im Moment wenig Sinn, so Staib. Selbst wenn sich ein sogenannter „Ringschluss“ charmant anhört, heißt das noch lange nicht, dass er bezahlbar ist geschweige denn funktioniert. Müsse doch zwischen Bad Boll und einer Weiterführung nach Weilheim bereits bebautes Gelände „durchquert“ werden. Abriss oder Tunnel werden sicher nicht in Frage kommen. Übrig bliebe eine „Umfahrung“, was die Strecke eher unattraktiv machen würde, da im Ort keine Haltestelle angefahren werden könnte.

Der zeitgenössischen Komponente steht Staib eher kritisch gegenüber. „Die Menschen würden immer individueller und von einem Berufstätigen wird immer mehr Flexibilität abverlangt. Dies mache einen Verkehr, der sich lediglich an Schienen orientieren kann und zu langen Taktungen fährt, uninteressant. Verkehre der Zukunft müssen sich an diese Flexibilität und die individuellen Wünsche der Menschen anpassen und messen lassen können“, ist sich Staib sicher. Verbindungen zwischen „mittleren“ Entfernungen, wie von Bad Boll nach Göppingen oder Kirchheim könnten also besser mit Expressbussen und Ruftaxen erreicht werden.

Dies könne zudem noch in absehbarer Zeit geschehen, hofft Staib, der als Kreis- und Gemeinderat für das Voralbgebiet eine solche Verbindung immer wieder fordert. „Wir sollten uns lieber um die aktuellen Probleme kümmern, als ständig neue Baustellen aufzumachen“, bemängelt Rainer Staib den Vorstoß der SPD. Jetzt gehe es in erster Linie darum, bei der Bahn einzufordern, dass die bestehende Filstaltrasse pünktlich und in einer adäquaten Qualität bis nach Geislingen befahren wird, sowie das Voralbgebiet aus Richtung Stuttgart schneller erreicht werden kann. Danach könne gerne über weitergehende und ergänzende Verbindungen – auch Neuerschließungen – diskutiert werden. Eine „touristische Wiederbelebung“ der „Voralbstrecke“ könne sich Staib durchaus vorstellen. Dazu müsse man allerdings erst einmal einen Investor suchen.

PM

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