NABU Süßen kritisiert Ministerin Razavi: Nistkasten unsachgemäß angebracht

Es sei ein besonderes Geschenk und ein wichtiger Beitrag für den Artenschutz schwärmt die Stadtverwaltung Süßen in einer Pressemitteilung. Die Rede ist von einem Nistkasten, den das Kinderhaus Stiegelwiesen kürzlich von der Ministerin Nicole Razavi erhalten hat. Eigenhändig habe ihn die CDU-Landtagsabgeordnete an einem Baum angebracht. Selbst das regnerische Wetter habe sie nicht davon abhalten könne, lobt die Stadt. Man hoffe jetzt auf rege Nutzung der Brutstätte.

Eberhard Herrmann kritisiert die Aktion. Der Süßener Sprecher der NABU-Ortsgruppe Mittleres Fils-Lautertal hat sich Razavis Werk angeschaut: „Der Nistkasten wurde unsachgemäß angebracht und kann den Vögeln schaden.“ Das Einflugloch zeige nach Südwesten. Nisthilfen sollten jedoch nicht zur Wetterseite (Westen) ausgerichtet sein. „Ideal ist eine Ausrichtung nach Osten“, weiß Herrmann. Dann seien Küken vor Nässe und Erfrieren geschützt.

Die Ministerin verstehe sich zwar in Szene zu setzen, wie man heimische Vögel artgerecht schütze, davon verstehe sie aber offenbar nichts, ärgert sich der NABU-Vertreter. „Frau Razavi würde dem Artenschutz mehr helfen, wenn sie sich gegen die zunehmende Versiegelung der Landschaft und den Verlust natürlicher Lebensräume unserer Vögel einsetzen würde“, sagt Herrmann. Schließlich habe sich die Landesregierung zum Ziel gesetzt, dass in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2035 unterm Strich keine neuen Flächen mehr verbraucht werden. Dazu sei von der für Landesentwicklung zuständigen Ministerin leider nichts zu hören.

Herrmann, der auch Gemeinderat in Süßen ist, kann nicht nachvollziehbar, dass die Stadtverwaltung Razavis Aktion in einem städtischen Kinderhaus nicht fachlich begleitet hat. Dabei gibt es im Rathaus und auch bei Vereinen viel Expertise. Der NABU-Mann hatte jüngst mit den Kindern der Jugendfarm Süßen Nistkästen gebaut und aufgehängt, u.a. im Garten des katholischen Kindergartens Kuntzestraße. „Kinder lassen sich für den Naturschutz begeistern, sie sollten aber von Erwachsenen richtig angeleitet werden“, betont Herrmann. Er bietet der Stadtverwaltung an, den falsch positionierten Nistkasten beim Kinderhaus Stiegelwiesen nun richtig zu platzieren. Gerne im Beisein der Kinder. Und vielleicht hat ja auch die Ministerin Zeit.

Foto (Eberhard Herrmann): Nistkasten beim Kinderhaus Stiegelwiesen (rechts oben). Das Einflugloch sollte nach Osten in Richtung des Betrachters zeigen.

PM NABU Mittleres Filstal und Lautertal

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