Im Rahmen der 18. Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) im Landkreis Göppingen haben am 15.03.2023 Vertreterinnen und Vertreter der Landkreisverwaltung gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der niedergelassenen Ärzteschaft, der ALB FILS KLINIKEN, des Klinikums Christophsbad, der Rehakliniken, Krankenkassen, Kommunen sowie Mitgliedern des Kreistages und der kassenärztlichen Vereinigung über Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärzt*innenmangels diskutiert.
Zum Thema Ärzt*innen- und Fachkräftemangel in der medizinischen Versorgung wurden in der vergangenen KGK im September 2022 vier Arbeitsgruppen gebildet. Die Arbeitsgruppen stellten nun ihre Ergebnisse und Vorschläge vor. Marc Lux von der Kreisärzteschaft und zugleich niedergelassener Hausarzt hob für die Arbeitsgruppe haus- und fachärztliche Versorgung die Notwendigkeit einer Servicestelle hervor, die angehende Ärzt*innen dabei unterstützen soll, sich im Landkreis niederzulassen bzw. dort tätig zu sein. Dr. Ute Kühlmann vom Christophsbad präsentierte die Ergebnisse der Arbeitsgruppe kreisweites Marketing. Hier gelte es, den Gesundheitsstandort Landkreis Göppingen zeitgemäß und zielgerichtet darzustellen. Robert Riemer als Vertreter der Krankenkassen stellte für die Arbeitsgruppe Prävention & Aufklärung die Notwendigkeit dar, durch verstärkte Präventions- und Aufklärungsarbeit das Gesundheitssystem insgesamt zu entlasten. Stefan Gödecke von den ALB FILS KLINIKEN veranschaulichte für die Arbeitsgruppe Telemedizin die Chancen innovativer Angebote.
Derzeit sind 35 Hausarztsitze im Landkreis Göppingen nicht besetzt. Unter anderem wegen des demografischen Wandels können diese Sitze nach einhelliger Meinung des Gremiums wahrscheinlich nicht alle nachbesetzt werden. Es bedürfe daher neuer Herangehensweisen. So findet zwischen der ALB FILS KLINIKEN und der Christophsbad Klinikgruppe bereits eine verstärkte Zusammenarbeit in der Akquise von Nachwuchsmediziner*innen statt. Der Wunsch des Gremiums ist es zudem, dass das Landratsamt eine größere Rolle im Bereich der Koordination spielen soll.
Konkret haben die Arbeitsgruppen folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
- Bildung einer Servicestelle, die (angehende) Ärzt*innen bei der Niederlassung im Landkreis unterstützen soll sowie Kommunen als Ansprechpartner dient.
- Zentrale Darstellung von Themen aus dem Gesundheitsbereich auf der Webseite des Landratsamtes.
- Einführung eines Newsletters für die stetige Vernetzung und Kommunikation zwischen den Akteuren.
- Gesundheitswegweiser mit Angeboten zur Gesundheitsförderung und Prävention für die Kreisbevölkerung.
- Bildung eines telemedizinischen Angebots zur besseren Vernetzung zwischen Apothekerschaft und Ärzteschaft.
Bis zur nächsten KGK, die am 15.11.2023 stattfindet, sollen erste Maßnahmen umgesetzt sein.
Hintergrund zur Kommunale Gesundheitskonferenz:
In der Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK) sind lokale Akteure und Akteurinnen aus dem Gesundheitsbereich vertreten. Den Vorsitz hat der Landrat, die Geschäftsstelle wird vom Gesundheitsamt geleitet. Das Thema Ärzt*innenmangel ist dort die zentrale Herausforderung. Im Bereich Geislingen, der sich aus dem Oberen Filstal sowie den Gemeinden Böhmenkirch und Kuchen zusammensetzt, sind 50% der Hausärzteschaft über 60 Jahre alt. Im Bereich Göppingen sind es 38%. In Teilen der Fachärzteschäft sieht es ähnlich aus. Im gesamten Landkreis sind derzeit 35 Hausärztinnensitze unbesetzt, davon 9 freie Sitze im Bereich Geislingen. Junge Medizinstudierende zieht es häufiger in die Stadt als aufs Land. Zudem wünscht sich die neue Ärzt:innengeneration vermehrt eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das liegt auch daran, dass mehr Frauen als Männer ein Medizinstudium aufnehmen. Auch werden die bürokratischen Hürden gescheut, sich mit einer Praxis selbstständig zu machen.
Foto (Gesundheitsamt): Diskussion der Ergebnisse der Arbeitsgruppen vor dem Gremium
PM Landratsamt Göppingen Gesundheitsamt
