Eine Seilbahn vom Bahnhof zur Klinik am Eichert – Phantasie oder Machbar?

Die Idee habe ich schon seit 30 Jahren im Kopf, so der Verkehrsplaner des Landkreises Göppingen, Jörg-Michael Wienecke. Jüngst hatte es die CDU_Fraktion im Göppinger Gemeinderat wieder auf die Tagesordnung gebracht. Jetzt hat es der VCD Kreisverband Göppingen zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Die Seilbahn regt die Phantasie an. Fast 100 interessierte Zuhörer konnte die Sprecherin des VCD Kreisverbandes, Christa Mai, in der Stadthalle Göppingen begrüßen.

Jetzt, wo auch Heidenheim mitten in der Planung einer Seilbahn vom Bahnhof zum Schlossplatz mit Anbindung zum Congresszentrum, zur Klinik und zur Voigt-Arena, ist, jetzt kann und soll es mit der Planung auch in Göppingen vorangehen. Denn, so Wienecke und Göppingens OB Alex Maier, die Diskussionen zur Fortführung des Nahverkehrsplanes ist in vollem Gange und da muss die Machbarkeit der Seilbahn berücksichtigt werden. Außerdem befasst sich der Göppinger Gemeinderat mit einem Mobilitätskonzept für die Stadt, auch hier muss die Seilbahn dann mit diskutiert werden.

Wolfram Auer, Vertreter der österreichischen Firma Doppelmayr, dem weltweit größten Hersteller von Seilbahnen mit 15.300 Anlagen in 95 Ländern sowie einem Jahresumsatz von 763 Mill. Euro erläuterte zunächst die Technik der Seilbahnen: Früher fand der gesamte öffentliche Nah-Verkehr (ÖPNV) auf der Erde statt. Heute hat man drei Ebenen, man geht unter die Erde, man kann aber auch den Raum oberhalb der Erde nutzen. Hier gibt es vier verschiedene Möglichkeiten, die je nach Gegebenheiten unterschiedlich Vor- und Nachteile haben. Es gibt Kuppelbare Gondelseilbahnen, Pendelbahnen, Standseilbahnen und Cable Liner, die aber wiederum schienengebunden auf der Erde bleiben. Allen gleich ist die Eignung im ÖPNV-Verbund multimodal eingesetzt zu werden.Sie haben einen geringen Flächenbedarf, sind inklusiv, umweltfreundlich, verlässlich und kosteneffizient. Alle Kabinen haben heute Platz für Fahräder, Kinderwagen und Rollstühle. Seilbahnen brauchen nur wenig Platz für die Stationen und die Pfeiler wobei es für das Design der Stationen und Brücken keine Grenzen gibt. Seilbahnen sind schnell und haben eine hohe Attraktivität. Es entstehen keine lokalen Emissionen und es ist ein weitestgehend autonomer Betrieb möglich.

Die Bundesregierung hat die Seilbahnen als Möglichkeit des ÖPNV erkannt und einen Leitfaden Seilbahnen erstellt. Dies ermöglicht eine großzügige Förderung.

Dr. Eike-Christian Kersten vom VCD-Landesvorstand stellte als Heidenheimer den aktuellen Stand der Planungen in seiner Stadt vor. Dort sind zwei Varianten in der Abwägung, vom Bahnhof auf den Schlossberg und als eventueller zweiter Teil wieder hinab in Richtung de Voigt-Betriebsgeländes. Erreicht werden können neben dem Krankenhaus das Congresszentrum und die Voigt-Arena. Die kurze Strecke verringert den PKW-Verkehr zum Schlossberg um 500 Fahrzeuge täglich, die große Variante um 1.000 Fahrzeuge. Es ist ein 24-Stunden-Betrieb geplant mit kleinen Gondeln im Umlaufbetrieb (23 Gondeln, 17 Masten, vier Stationen). Die Investitionskosten belaufen sich je nach Variante auf 12,6 bis 35,6 Mill. Euro. Die Betriebskosten bleiben jährlich bei unter 1 Mill. Euro, so dass ein rentabler Betrieb möglich ist.

In Göppingen wäre die Seilbahn vom Bahnhof zur Klinik ca. 1000 m lang. Die Seilbahn verkürzt die Fahrzeit von zurzeit 14 Minuten auf vier Minuten. Sie würde die Buslinie 902 entlasten, aber auch den PKW-Verkehr von der Stadt zur Klinik merklich verringern. Immerhin über 2.000 Menschen arbeiten in und bei der Klinik. Inwieweit das Baugebiet Bergfeld angeschlossen werden kann, ist offen, ebenso, ob die Seilbahn bis Jebenhausen verlängert werden kann. Die Überfahrung von Privatgrund ist hier ein heikles Thema. Die Kosten für die einen Kilometer lange Grundstrecke könnten sich auf 10 bis 15 Mill. Euro belaufen.

In zahlreichen Wortmeldungen kam ein großer Zuspruch zum Bau der Seilbahn zum Ausdruck. Stadt und Landkreis müssen jetzt eine Machbarkeitsstudie anschieben, auf deren Grundlage dann detailliert geplant werden kann.

Joachim Abel

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