Stadt Göppingen hat eine „Toilette für alle“ errichtet

Öffentliche Behindertentoiletten für Menschen mit schweren Einschränkungen sind bundesweit noch viel zu selten. Nun gibt es mit der „Toilette für alle“ in der Göppinger Innenstadt im TeamViewer-Gebäude den zweiten Standort im Landkreis und damit einen Grund zur Freude.

Menschen mit schweren oder mehrfachen Behinderungen, mit Schädel-Hirn Trauma, Querschnittslähmung oder Multiple Sklerose benötigen ebenso wie ältere Menschen, die schwer pflegebedürftig oder dement sind, eine Toilette mit ausreichend Platz und besonderer Ausstattung. Sie können daher nicht die vorhandenen Rollstuhltoiletten nutzen. Im Landkreis Göppingen gab es bislang nur in der Begegnungsstätte des Kreisvereins „Leben mit Behinderung“ in Süßen eine solche spezielle „Toilette für alle“. Vor kurzem wurde im Team Viewer Gebäude zwischen Bahnhof und Innenstadt nun noch eine zweite „Toilette für alle“ offiziell eröffnet.

Eine „Toilette für alle“ ist eine mindestens sieben Quadratmeter große Rollstuhltoilette, die ausreichend Bewegungsfläche für Menschen im Rollstuhl und deren Assistenz bietet. Sie ist zusätzlich ausgestattet mit einer höhenverstellbaren Pflegeliege für Erwachsene, einem Patientenlifter für den Transfer vom Rollstuhl auf die Liege und zurück sowie einem luftdicht verschließbaren Windeleimer. Ein Hebetuch beziehungsweise Hygienetuch muss selbst mitgebracht werden. Diese Zusatzausstattung kann vom Land mit 90 Prozent Zuschuss, maximal 12.000 Euro, gefördert werden. Wer einen Euroschlüssel hat, kann diese Toilette nun rund um die Uhr öffnen und nutzen.

Baubürgermeisterin Eva Noller betonte anlässlich der feierlichen Eröffnung, dass diese „Toilette für alle“ ein notwendiger Baustein auf dem Weg zu einer inklusiven Gemeinschaft darstelle: „Für die Stadt Göppingen ist das Angebot an öffentlichen Behindertentoiletten von großer Bedeutung.“ Sie dankte der Firma Teamviewer für die Unterstützung und den Raum, den diese unentgeltlich zur Verfügung stellt, sowie dem Land Baden-Württemberg für die finanzielle Unterstützung von rund 9300 Euro für die notwendige Zusatzausstattung dieser Toilette. So sei es für diejenigen, die auf eine solche Toilette angewiesen sein, nun möglich, am sozialen Leben teilzunehmen und beispielsweise einen Besuch der Göppinger Waldweihnacht einzuplanen.

Jutta Pagel-Steidl, Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung, war anlässlich der offiziellen Eröffnung der „Toilette für alle“ begeistert. Sie dankte der Stadt Göppingen für die Umsetzung des Vorhabens, das schon vor einigen Jahren angedacht war ebenso wie der im Sommer verstorbenen Kreisbehindertenbeauftragte Claudia Oswald-Timmler, die oft vor Ort war, um das Projekt voran zu bringen. Nun sei es zum Beispiel für Menschen mit schweren oder mehrfachen Behinderungen möglich, sich dank des Standorts ganz bewusst Ausflugsziele in und um Göppingen auszusuchen. „Ohne diese besondere Toilette müssten die Windeln auf dem Fußboden einer öffentlichen Toilette gewechselt werden, im Kofferraum oder der Rückbank des Autos oder hinter einem Busch. Das ist menschenunwürdig.“ Laut Jutta Pagel-Steidl gebe es rund 380.000 Menschen allein in Baden-Württemberg, die auf solch einen Ort zum Wechseln ihrer Inkontinenzartikel angewiesen seien.

Info:

Alle Standorte einer „Toilette für alle“ in Baden-Württemberg findet man unter www.toilette-fuer-alle-bw.de.

PM Stadtverwaltung Göppingen

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