2.000 Samentüten für insektenfreundliche Blühflächen

Mit insektenfreundlichen Blühflächen, nachhaltigen Blumenwiesen, bunten Staudenmischpflanzungen und heimischen Wildpflanzen geht die Stadt neue Wege: Sie zeigt, wie öffentliches Grün menschliche Bedürfnisse erfüllt, vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bietet und gleichzeitig die biologische Vielfalt fördert. Dazu verschenkt Göppingen 2.000 Samentüten für einen blütenreichen Schmetterlings- und Wildbienensaum; pro Haushalt wird eine Blumensamentüte abgegeben.

In den letzten zwei Aprilwochen verschenkt Göppingen 2.000 Samentüten mit echten, heimischen Wildpflanzen inklusive einer kleinen Anleitung.. Eine Portion reicht für 2,5 Quadratmeter Wildblumenbeet. Über 60 bunt blühende Wildblumenarten wie beispielsweise Natternkopf und Glockenblume können im Garten wachsen. Interessierte können sich die Tüten mit dem „Schmetterlings- und Wildbienensaum“ bei den Bezirksämtern Faurndau, Hohenstaufen, Maitis, Holzheim, Jebenhausen, Bezgenriet, Bartenbach und dem ipunkt in Göppingen abholen.

Seit vielen Jahren wirbt Göppingen mit dem Slogan „Wohnen im Grünen“ und seit diesem Jahr auch mit „Göppingen blüht“. Der Erhalt und der Schutz der biologischen Vielfalt (Biodiversität) in Stadt und Landkreis sind heute ein wichtiger Bestandteil des Grünflächenmanagements. Dabei sollen auch Synergien zwischen Artenschutz, Klima, Erholung und Kosteneffizienz genutzt werden. Weil sich die Stadt seit Jahrzehnten für den Natur- und Artenschutz einsetzt, wird Göppingen in diesem Jahr als Pilotgemeinde eine wichtige Vorreiterrolle im landesweit angestrebten Biotopverbund übernehmen. Heimische Tier- und Pflanzenarten werden durch dieses Projekt noch besser geschützt, wichtige Lebensräume sollen wiederhergestellt, durch geeignete Pflege erhalten und miteinander vernetzt werden. Ergänzend zu den zahlreichen Biotopflächen werden in Göppingen auch Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen so angelegt, dass sie der Natur dienen. Aktuell wird z.B. eine 1.800m² große Buntbrache für Feldlerchen angelegt. Hierzu wird im Frühjahr 2021 auf einer Ackerfläche eine Mischung aus niedrigen Wild- und Kulturpflanzen eingesät mit offenen Bodenstellen, die die Feldlerche als Bodenbrüter benötigt. Oberbürgermeister Alex Maier unterstützt die neuen Wege des Umweltschutz- und Grünordnungsamtes und freut sich, dass Göppingen mit seinen Blühflächen maßgeblich zum Insekten- und Klimaschutz beiträgt.

Die Gestaltung und Pflege der etwa 63 Hektar umfassenden, städtischen Grünanlagen liegt in den Händen des Referates Umweltschutz und Grünordnung und wird mit dem Personal des städtischen Betriebshofes und externen Firmen bewerkstelligt. Erste Erfahrungen mit besonders insektenfreundlichen Blühflächen wurden 2016 mit einer Staudenmischpflanzung in der Kastanienstraße und Grünanlage Freibad gesammelt. Was mit wenigen Flächen auf insgesamt 700 Quadratmetern begann, entwickelte sich zu einem kontinuierlichen Prozess: bis 2021 wurden insgesamt 54 Flächen auf über sechs Hektar mit unterschiedlichen insektenfreundlichen Blühmischungen eingesät, bepflanzt und gepflegt. Den Einstieg übernahmen Staudenmischpflanzungen wie „Blütenschleier“ und „Veitshöchheimer Blütensaum“, später kamen „Honig und Schmetterlinge“ und „Veitshöcheimer“ Blumenwiesenmischungen hinzu. Seit einigen Jahren wurden viele Göppinger Flächen mit echten, heimischen Wildpflanzen der Rieger-Hofmann GmbH eingesät. Blumenwiesenmischungen mit mehr als 60 Wildarten wachsen seit 2007 beispielsweise auf der ehemaligen Ausgleichsfläche Stauferpark Steinschmätzer (4,8ha), dem Eidechsenbiotop Bartenbach (2.900m²) und ganz neu an der Kreuzung Wielandstraße/Holzheimer Straße (1.500 m²)

Wildpflanzen stammen ursprünglich aus der Natur und wachsen auch bei Trockenheit und Klimawandel. Sie benötigen deutlich weniger Wasser, keinen Pflanzenschutz und nur eine kleine Startdüngung.

Heimische Wildpflanzen oder echtes Wildpflanzensaatgut sind für viele Gärtner/-innen schwer zu erkennen. Begriffe wie Blumenwiesen, Wildpflanzen oder Naturgärten sind gesetzlich nicht geschützt und können in Deutschland beliebig verwendet werden. Deshalb ist es wichtig, genau auf die Herkunft, das Ausgangssaatgut, die Wildpflanzenbetriebe und gute Qualitätssiegel wie beispielsweise das VWW-Siegel (Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten) zu achten.

Wildpflanzen derselben Art wachsen und blühen oft unterschiedlich, manchmal sogar zeitlich versetzt. Nach wenigen Tagen ist die Hauptblüte meistens schon vorbei, doch über die Gartensaison verteilt wechseln sich die wilden Schönen ab. Beete und Kübel sehen deshalb jede Woche anders aus. Nach den Hauptblütemonaten Mai bis Juli reifen langsam die Samenstände heran. In insektenfreundlichen Flächen bleiben diese bis zum nächsten Frühjahr als wichtiges Wintervogelfutter stehen. Wildpflanzen haben viele Aufgaben: außer Pollen und Nektar liefern sie auch Nestbaumaterialien wie Blätter und Pflanzenhaare für viele, teilweise hochspezialisierte Insektenarten. Manche Insekten schlafen, überwintern oder nisten sogar auf oder in den Wildpflanzen.

Nicht jeder muss seinen Garten in einen Naturgarten umwandeln, auch kleine Teilbereiche können mit insektenfreundlichen Wildblumen eingesät werden: kleine und große Beete, Terrassenränder, Säume entlang von Hecken, Wildblumeninseln im Rasen, Teichränder sowie Balkonkästen, Tröge und Kübel eignen sich für heimische Wildblumen. Damit die Aussaat gelingt, benötigt es ein wenig Vorarbeit. Der Boden sollte gut gelockert und möglichst unkrautfrei sein. An der Bodenoberfläche ist es wichtig, dass sie feinkrümelig und eben ist. Für Pflanzgefäße nimmt man torffreie Erden wie beispielsweise Staudenerde oder Blumenwiesenerde, auch Dachgartenerde aus dem Gartencenter eignet sich sehr gut. Anschließend arbeitet man in mageren Kästen oder Magerbeeten oberflächlich zwei Zentimeter Grünkompost ein. Bei normalen Gartenböden braucht man keinen Kompost. Anschließend wird ausgesät, am besten kurz bevor es regnet. Wichtig ist, dass die wilden Samenkörner anders als bei Gemüse oder Zierpflanzen nur auf der Bodenoberfläche verstreut und anschließend leicht angedrückt werden. Falls es nicht regnet, sollte die Aussaat drei bis fünf Wochen lang vorsichtig gewässert werden. Die besten Aussaatzeitpunkte sind Februar bis Mai oder Mitte August bis Anfang Oktober.

PM Stadtverwaltung Göppingen

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