Wiederaufforstung nach Sturm Sabine – Stadt pflanzt 1.500 klimastabile Bäume

Eine der Hochflächen im Göppinger Stadtwald wurde von Sturm Sabine geräumt. Früher standen hier Fichten, Tannen und Kiefern, ein typischer Nadelholzwald. Die 0,75 Hektar große Fläche wurde im Frühjahr mit neuen Bäumen bepflanzt. Für die Wiederherstellung des Waldbestandes wurden vom Forstamt Göppingen 1.500 Bäume gepflanzt, wie Revierleiter Reiner Ertl vor Ort erläuterte.

Dabei wurde darauf geachtet, klimastabile Baumarten einzubringen. Durch die Veränderung der klimatischen Bedingungen – dahingehend, dass es immer längere Trockenzeiten gibt – müssen die Jungbäume robust sein, um auch noch in mehreren Jahren bestehen zu können. Daher wurden hauptsächlich Eichen und als Begleitbaumart Hainbuchen gepflanzt. An den Rändern wurde mit Kirsche, Eberesche und Rubinien gearbeitet. Diese Baumarten am Rand sollen als „Bienenweide“ fungieren und Nahrungsangebot bieten. Durch die Aufforstung mit klimastabilen Baumarten werden viele Flächen im Stadtwald langfristig Laubwaldbestände, erklärte Revierleiter Ertl.

Zum momentanen Zeitpunkt befinden sich die etwa 30 Zentimeter hohen Setzlinge in Wuchshüllen. Diese dienen dazu, die Pflanzen vor äußeren Einflüssen zu schützen. Da die Wildtiere so wenig wie möglich in ihrer Lebensweise und in den Wildwechseln beeinträchtig werden sollen, wurde kein Zaum um das neu bepflanzte Gebiet gebaut. Rehe fressen auf ihren Wegen jedoch kleine Bäume an oder ab. Daher bieten die Wuchshüllen einen Schutz gegen Rehwildverbiss und es findet keine Überwucherung der Setzlinge durch die Begleitvegetation statt. Einen weiteren – nicht direkt ersichtlichen – Nutzen haben die Wuchshüllen, indem sie als Wasserlieferant dienen: An ihren Seiten sammelt sich das Kondenswasser und befeuchtet damit die Pflanzen. Dieses Wasser ist in der momentanen Zeit von essenzieller Bedeutung. Durch die sehr trockenen Monate März und April sowie der vorangegangen Jahre ist der Boden ausgedörrt. Doch gerade am Anfang brauchen die Bäume schnell Wasser. Da der Regen ausblieb, musste das Forstarmt die Bäume aktiv bewässern. Die erste Pflege der Bäume und Wuchshüllenentfernung findet frühestens in fünf bis zehn Jahren statt.

Eine andere Möglichkeit, ein Gebiet wieder in Bestockung zu bringen, nennt man natürliche Sukzession. Hierbei streuen die Mutterbäume ihre Samen aus. Daraus wachsen neue Bäume die in das Vegetationsgebiet des Bereiches passt. Der typische stufige Waldaufbau ist ein schönes Beispiel für eine solche gelungene natürliche Sukzession. Meist kann man dies bei den Baumarten Rotbuche, Bergahorn, Hainbuche und Kirsche beobachten, da dies klimastabile Baumarten sind. Bei starken Umwelteinwirkungen, wie zum Beispiel Sturm Sabine, ist dies jedoch keine Option, da keine Mutterbäume vorhanden sind, die die Fläche mit neuen Samen versorgen könnten.

Die Problematik der Wasserknappheit und des daraus resultierenden sinkenden Grundwasserspiegels trifft nicht nur die jungen Bäume. Auch ältere Bäume leiden verstärkt unter der Trockenheit der letzten Jahre. Die Bäume kommen mit ihren Wurzeln nicht mehr an das zu tief liegende Grundwasser. Als Resultat dieser Problematik trocknen die Bäume aus und werden instabil. Lediglich lang andauernder Landregen könnte hier Abhilfe schaffen. Die kurzen Platzregen sind eher nachteilig: Statt den Boden zu befeuchten, schwämmen sie den nährstoffreichen Oberboden ab. Von diesen Regen profitieren die Bäume nicht. Viele der älteren Bäume im Göppinger Stadtwald sind daher am Absterben oder drohen umzustürzen. Um die Sicherheit zu wahren und damit kein Baum auf die Straße oder Wege stürzen kann, werden die Bäume im Zuge der Verkehrssicherungspflicht überprüft und gegebenenfalls gefällt.

Das gleiche gilt für die Eschen. Diese sind vom Eschentriebsterben bedroht (GEPPO berichtete mehrfach). Die Pilzsporen infizieren die Bäume und dringen in ihre Triebe vor, diese sterben dadurch ab. Die Kronen drohen daher herabzustürzen. Auch hier werden die Bäume, die auf öffentliche Wege zu stürzen drohen, gefällt. Die Bäume, die keine Gefährdung für die Allgemeinheit darstellen – zum Beispiel mitten in einem großen Waldgebiet ohne Wege –, werden belassen und können dort, ohne Gefahren zu verursachen, umfallen. Im Oberholz hingegen müssen in den kommenden Wochen voraussichtlich weitere Bäume gefällt werden, um die Sicherheit der Wanderwege nicht zu beeinträchtigen.

Ein ständiges Problem bleiben die Borkenkäfer, seit der anhaltenden Trockenheit ist zum Beispiel der Buchdrucker zu einem massiven Problem geworden, ebenso der Kupferstecher. Borkenkäfer bohren sich durch die Rinde ihrer Wirts-Baumarten wie der Fichte und legen dort Brutgänge für ihre Nachkommen an. Mit diesem Vorgehen schädigen sie den Baum nachhaltig, bis zum Absterben. Unter guten Bedingungen könnte sich der Baum durch Ausharzen der Stelle schützen und sich gegen den Borkenkäfer wehren. Durch die Trockenheit ist der Baum nicht ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt und kann nicht genug Abwehrkräfte generieren. Für den Borkenkäfer ist es daher ein leichtes Spiel und er vermehrt sich massenhaft. Ziel ist es in der ersten Flugphase viele Borkenkäferbäume zu entfernen. Hier, so Ertl, kann nur durch saubere Waldwirtschaft Abhilfe geschaffen werden. Dies bedeutet, dass von Borkenkäfern befallene Bäume schnellstmöglich gefällt werden, bevor die Käfer wieder ausfliegen können und neuen Befall verursachen. Das Holz muss zu diesem Zweck zügig aus dem Wald gefahren werden. Geld, so der Revierleiter abschließend, sei damit kaum zu machen – wenn unter dem Strich eine schwarze Null herauskomme, könne die Stadt als Waldbesitzerin zufrieden sein.

 

PM Stadtverwaltung Göppingen

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