Lesenbrief: Immer wenn es um den Ausbau der B 10 geht, kommen Emotionen in Wallung

Das Projekt ist aber keine „heilige Kuh“, sondern soll die Mobilität verbessern. Die Diskussionen der letzten Wochen zum Klimaschutz zeigen, dass diese Frage nicht einfach zu beantworten ist.

Dass die Anwohner an der nichtausgebauten Strecke von Lärm und Emissionen stark belastet sind und Entlastung wollen, ist nachvollziehbar. Beim Ausbau verschwinden aber weder Lärm noch klimaschädliche Emissionen, sie werden verlagert und tendenziell vergrößert, weil größere Straßen tendenziell mehr Autos anziehen.

Vielleicht werden Wirtschaftsbetriebe attraktiver, wenn die Straßen größer ausgebaut und sie schneller erreichbar sind. Zu bedenken ist aber auch, dass Kaufkraft an den Orten vorbeifährt. Wenn der motorisierte Individualverkehr so eine starke Belastung darstellt, warum beseitigt man das Übel nicht an der Wurzel, sondern verlagert es nur?

Förderung der Wirtschaft und Umweltbelastungen sind ein klassischer Konfliktfall, der auch hier vorliegt. Der Ausbau von Straßen zerstört Erholungsraum von Menschen und Lebensraum von Pflanzen und Tieren.

Dadurch wird die Wanderung von Tieren zwischen einzelnen Lebensräumen erschwert, wenn nicht gar verhindert. Deutlich ist auch, dass zwei Habitat Gebiete berührt werden, und der Straßenbau verbilligt werden soll, indem auf den teuren Tunnel verzichtet will, statt die ökologischen Folgekosten voll in die Planung und Finanzierung einzubeziehen.

Der Kreis hat eine Klimaschutzkonzeption, um bis 2050 den Kreis klimaneutral zu machen, was den Beschlüssen des Pariser Klimagipfels im wesentlichen entspricht. Die Evaluierung der Klimaschutzkonzeption ergab für den Zeitraum 2010 – 2015, dass statt einer beansichtigten Verringerung der CO2 Emissionen des Straßenverkehrs eine Steigerung von 4,6 %  erzielt wurde.

Angesichts der nicht geringen notwendigen Anstrengungen zum Klimaschutz ist zu fragen, ob der Neubau von Straßen nötig ist und wie die Umweltbelastungen preislich einbezogen werden. Zumindest müssten doch ehrlicherweise die zusätzlichen Emissionen durch entsprechende Maßnahmen kompensiert werden.

Der Neubau von Straßen ist zumindest keine Einladung an Autofahrer, auf den ÖPNV umzusteigen, vielmehr eine Bestätigung, so weiter zu machen wie bisher. Damit werden wir unserer Verantwortung für die Zukunft unserer Enkel und Urenkel aber nicht  gerecht.

Vielen Dank und freundliche Grüße

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer

Geislingen

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