Ein außergewöhnliches Frauenschicksal im 20. Jahrhundert – Sabine Bode las aus ihrem Roman „Das Mädchen im Strom“, der auf einer wahren Geschichte beruht

Die Autorin und Journalistin Sabine Bode, eine renommierte Expertin auf dem Gebiet seelischer Spätfolgen des Krieges, kam auf Einladung der Stadtbücherei und der VHS nach Eislingen und stellte in der Stadthalle ihren ersten Roman „Das Mädchen im Strom“ vor.

Der Roman „Das Mädchen im Strom“ erzählt die Geschichte der Jüdin Gudrun Samuel, die aus wohlhabenden Verhältnissen stammt und eine unbeschwerte Kindheit und Jugend in Mainz erlebt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten entscheidet sie sich, mit gefälschten Papieren Deutschland zu verlassen, wird in Stuttgart gefasst und kommt in Gestapo-Haft. Ihr gelingt schließlich die Flucht mit der Transsibirischen Eisenbahn und sie überlebt den Zweiten Weltkrieg im Judenghetto von Shanghai. Nach dem Krieg gelangt sie über Umwege wieder nach Europa und kehrt letztlich in ihre Heimatstadt Mainz zurück. „Das Mädchen im Strom“ ist ein ergreifendes Stück Zeitgeschichte. Sabine Bode verarbeitete in ihrem Roman die wahre (Über-)Lebensgeschichte einer mutigen, unheimlich willensstarken und lebenslustigen Frau namens Gertrude Meyer-Jörgensen.

Im an die Lesung anschließenden Gespräch mit der Leiterin der Stadtbücherei Eislingen, Isabel Gunzenhauser, äußerte sich die Autorin zum Verhältnis von Fakt und Fiktion in ihrem Debütroman: Gertrude Meyer-Jörgensen (geb. Salomon) sei sehr irritiert gewesen, als sie die erste Fassung des Romans gelesen habe. Da sie sich zum Beispiel nicht mehr an ihre Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn erinnern konnte, musste die Autorin gewissermaßen diese Lücke mit Fiktivem füllen. Sabine Bode gab zu, dass sie sich während der Überarbeitung des Manuskripts erst im Schreiben freier fühlen konnte, als Gertrude Meyer-Jörgensen hochbetagt gestorben war. Eine besonders schillernde Figur im Roman beruht auf einem realen Vorbild: Oberkommissar Werner Buchmann. Er verhörte Gudrun Samuel während ihrer Zeit im Gestapogefängnis und sie wird nach dem Krieg wieder auf ihn treffen, als ihm der Prozess gemacht wird. Die Autorin hatte hierzu gründlich die originalen Prozessakten studiert. Sabine Bode ließ das Ende ihres Romans ganz bewusst offen.

„Das Mädchen im Strom“ war an diesem Abend in Eislingen ein eindringliches les- und hörbares Zeugnis der Auseinandersetzung mit den hochaktuellen Themen Flucht, Exil, Heimat und deutsche Schuld.

Foto (Bildquelle: Stadtverwaltung Eislingen): Sabine Bode stellte ihren ersten Roman „Das Mädchen im Strom“ vor

PM

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