Mit Nisthilfen Wildbienen-Hotelier werden / Optimaler Start mit Brutplätzen und heimischem Wildpflanzenangebot

Ein Holzstamm, viele Löcher und teils lautes, empörtes Summen. An der Wildbienen-Kinderstube ist an diesem sonnigen Tag einiges los. Die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) hat ihre kurze Flugzeit, je nach Wetter und Höhenlage, ab Mitte Februar bis Ende April. „Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier gemeinsam mit einem Futterproviant in einer Brutröhre ab. Dabei werden oftmals bereits besetzte Plätze erkundet, woraufhin die Eindringlinge laut summend verscheucht werden. Um die Wohnungsnot dieser früh fliegenden, acht bis 14 Millimeter kleinen Wildbiene zu lindern, können künstliche Nisthilfen helfen. Sie ergänzen die in der Natur selten gewordenen Hohlräume in Trockenmauern, Löß- und Lehmwänden, Totholz oder lockerem Gestein“, sagt Sabine Holmgeirsson, Wildbienen-Fachbeauftragte beim NABU Baden-Württemberg.

Wildbienen-Nisthilfe: Welche Art zieht ein?

Ein Wildbienenhotel hilft verschiedenen Arten. Ob groß oder klein, zum Aufhängen oder Aufstellen: Damit die Nisthilfen nützlich sind, muss das Material stimmen. Hartholz ist dabei erste Wahl, keinesfalls sollte man Plastik oder Glas nehmen. Darin kann die Brut nicht gut belüftet werden und stirbt ab. NABU-Expertin Holmgeirsson rät: „Am besten einfach in ein glattes, festes Stück Laubholz verschieden große Löcher bohren, mit Schmirgelpapier glätten und das Ganze dort platzieren, wo die Bienchen ungestört ein- und ausfliegen können. Bei Durchmessern von drei bis acht Millimetern findet jede Art das passende Quartier.“ Grundsätzlich sollte die Nisthilfe an einem sonnigen Plätzchen hängen und mit einem kleinen Vordach witterungsgeschützt sein.

Welche Wildbienen Nisthilfen gerne annehmen

Die klassischen Wildbienenhotels werden gerne von Mauer-, Blattschneider- oder Scherenbienen genutzt. Auch verschiedene Grabwespen fliegen sie gerne an. Von den rund 460 in Baden-Württemberg vorkommenden Arten legen allerdings die meisten, etwa 75 bis 80 Prozent, ihre Eier im Boden ab. Winzige Bohrlöcher zeugen von ihrer Aktivität. Für sie sind offene, ungenutzte und besonnte Bodenstellen wichtig. „Wer ein Wildbienenhotel im Garten oder auf dem Balkon aufhängt, hilft damit nur den verbreiteten Arten. Den wirklich gefährdeten Wildbienen, wie der Mohnbiene oder der Spargel-Sandbiene, nutzen sie leider nichts“, so Holmgeirsson. „Dennoch sind Wildbienenhotels ein kleines Schaufenster in die Natur, um die Lebensweise der wilden Schwestern der Honigbiene kennenzulernen und sie gefahrlos zu beobachten. Gerade für Kindergärten oder Schulen sind sie bestens geeignet, da Wildbienen fast nie stechen.“ Etwa zehn Prozent der Nestsucherinnen orientieren sich an vertikalen Strukturen. Sie nutzen gerne markhaltige Pflanzenstängel, wie die von Brombeere oder Holunder, die man senkrecht aufstellen oder aufhängen kann. Wer Königskerze oder Wilde Karde im Garten hat, sollte die abgetrockneten Stängel über den Winter stehen lassen, damit die Insekten oder ihre Brut darin überwintern können. Doch Wohnraum ist das eine: Nur wenn Wildbienen ganz in der Nähe auch ein vielfältiges Blütenangebot finden, ziehen sie in die Nisthilfe ein.

Blütennahrung für kleine Brummer

Um den großen Hunger der kleinen Brummer zu stillen, ist es wichtig, ihre Lieblingsspeisen zu kennen. Blühen heimische Wildpflanzen über das Jahr verteilt, steigt die Chance, dass der Blütentisch auch für seltenere Arten wie die Natternkopf-Mauerbiene gedeckt ist, die eben nur auf Natternkopf fliegt. Der NABU hat viele Pflanztipps, damit die Gartentafel voller Nektar und Pollen ist. Im Frühjahr lieben die Wildbienen Winterlinge und Blausterne, im Sommer erfreuen sie sich an Wiesenschafgarbe, Glockenblumen und Wiesensalbei. Wenn zum Herbst noch Rainfarn und Fetthenne blühen, stehen die Chancen gut, dass im Garten weiter ein herrliches Summen rund um die Nisthilfe zu hören ist.

NABU-Tipps rund um Wildbienen:

 

Foto von Claudia Wild

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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