NABU-Tipps fürs Schnittgut-Upcycling: Totholz wird zum Paradies für Marienkäfer, Igel und Erdkröten

Upcycling ist voll im Trend. Aus Abfall entsteht dank kreativer Ideen etwas ganz Neues. Auch im Garten und auf Streuobstwiesen lässt sich diese Idee auf vielfältige Weise umsetzen. So können beim Baum- und Heckenschnitt anfallende Zweige und Äste, in einer Gartenecke aufgestapelt, zum wertvollen Kleinbiotop für viele krabbelnde, kriechende und fliegende Tiere werden.

Winterschnitt von Obstbäumen und Hecken nutzen

Viele machen ihre Gärten und Streuobstwiesen jetzt fit für die neue Saison und bringen ihre Hecken und Bäume wieder in Form. Für viele Obstbäume sind regelmäßige Rückschnitte zudem wichtig. Die Baumkrone wird dabei ausgelichtet und überzählige Äste entfernt. Das schafft Licht und Platz, damit die Bäume im nahen Frühjahr neu austreiben können. Regelmäßig geschnitten, bleiben Obstbäume länger vital und tragen größere, gesunde Früchte. Am 1. März beginnt die offizielle Nist- und Brutzeit von Vögeln, dann sollten Störungen unterbleiben. Zulässig sind von März bis September daher nur schonende Form- und Pflegeschnitte, so steht es in §39 Bundesnaturschutzgesetz. Noch besser ist, wenn solche Rückschnitte vorher gemacht sind.

Das beim Rückschnitt anfallende Material kann im Garten sinnvoll genutzt werden. Statt es zu kompostieren oder gar zu verbrennen, kann es direkt auf dem Grundstück bleiben: „Totholz steckt voller Leben, denn es zieht Insekten, Amphibien, Reptilien, Spinnen sowie Vögel, Fledermäuse und Igel magisch an. Daher sollte der Gehölzschnitt in einer Gartenecke oder am Grundstücksrand aufgeschichtet werden“, rät NABU-Gartenexpertin Aniela Arnold.

Unterm Totholz lebt ganz viel

„Durch locker aufgeschichtetes Totholz entstehen neue Lebensräume, Winterquartiere und sogar Kinderstuben für Insekten und Vögel. Diese Totholzhaufen werden von Marienkäfern und Ohrwürmern besiedelt, sind ein Unterschlupf für Igel, Nährstoffgrundlage für Pilze und dienen bei ausreichender Größe sogar als Nistplatz, etwa für Vögel wie den Zaunkönig oder das Rotkehlchen“, berichtet Arnold. Eidechsen und Schlangen profitieren von einem sonnigen Standort, Amphibien eher von einem schattigen, feuchten. Damit Erdkröten, Frösche und Molche vor Frost geschützt unter Totholz überwintern können, kann man zuunterst eine kleine Mulde ausheben und diese mit groben Aststücken befüllen, bevor die größeren Stücke aufgeschichtet werden. Für eine bessere Isolierung sorgt Laub oder anderes organisches Material, das in einige Hohlräume gesteckt wird.

Schnittgut in einer Benjeshecke aufschichten

Eine Hecke muss nicht immer gepflanzt werden, damit sie lebendig ist. Und sie kann doppelten Nutzen haben – die Artenvielfalt schützen und einen Platz schaffen, um Garten- und Gehölzabfälle sinnvoll zu verwerten. Die Benjeshecke ist eine Totholzhecke. Die Idee dazu stammt von zwei naturverbundenen Landschaftsgärtnern, den Brüdern Heinrich und Hermann Benjes aus Niedersachsen. Und ihr Bau ist einfach: Man treibt zunächst mehrere, mindestens zehn Zentimeter dicke Holzpfeiler oder stabile Äste, im Abstand von circa einem Meter, links und rechts immer abwechselnd in zwei Reihen in den Boden. Dann werden dazwischen Totholz, Reisig und andere Gartenreste in Form einer Hecke aufgeschichtet. Besonders gut eignen sich lange Äste oder Haselnussruten, die leicht ineinander verkeilt werden. „Benjeshecken sind ökologisches Upcycling par excellence. Die länglichen Schnittguthecken sind ökologisch wertvoll, schützen vor neugierigen Blicken und strukturieren einen Garten. Wer mag, kann sie auch mit Rankpflanzen wie der heimischen wilden Clematis begrünen – das bringt Farbtupfer in den Garten“, sagt die NABU-Gartenexpertin.

Totholz-Stämme stehen lassen

Wer genügend Platz hat, kann noch mehr für die biologische Vielfalt tun und einzelne abgestorbene oder absterbende Baumstämme stehen lassen, sofern sie stabil sind. Stehendes Totholz an sonnigen Plätzen lockt Insekten wie die große Blauschwarze Holzbiene an, die ihre Brutröhre in das Holz nagt und ihre Eier darin ablegt. Auch totholzbewohnende Käfer, wie der Eremit oder der Alpenbock, mögen Mulmhöhlen in aufrechtstehendem Holz. Vögel fliegen abgestorbene Bäume gern an und suchen dort nach Insekten.

Besonders schöne Totholzstücke, wie ungewöhnlich verdrehte Äste oder solche mit Spechthöhle oder Astloch, sind vielfältig nutzbar: Sie eignen sich als Hingucker im Garten, für eine Frühlings-Tisch-Deko oder als Mobile, an dem besondere Fundstücke aus der Natur befestigt werden. Weitere Ideen zum Basteln mit Naturmaterial zeigt der NABU auf seiner Internetseite.

NABU-Projekte für mehr Biodiversität im Siedlungsraum:

  • Projekt „UnternehmensNatur“

Auch Unternehmen können auf ihren Flächen einiges für die biologische Vielfalt tun. Der NABU und die Flächenagentur Baden-Württemberg beraten Firmen kostenfrei zu den zahlreichen Möglichkeiten, wie sie Außenflächen naturnah und somit biodiversitätsfördernd gestalten können. Weitere Informationen: www.UnternehmensNatur-BW.de

  • Projekt „Blühende Gärten – miteinander für mehr Vielfalt“

Naturnahe Gärten mit blühender Vielfalt für Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel laden zum Beobachten und Staunen ein. In zwei Projektjahren hat der NABU gemeinsam mit der Evangelischen Heimstiftung (EHS) die Gärten von 15 Pflegeeinrichtungen naturnah umgestaltet, mit Unterstützung der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale. Teil zwei ist im April 2022 gestartet: Bis März 2024 werden die Außenflächen weiterer 15 Einrichtungen naturnah umgestaltet sowie auch Pflegeeinrichtungen anderer Träger beraten. www.miteinanderfuermehrvielfalt.de

Foto von Claudia Wild

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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